Manchmal muss man etwas sacken lassen, um es dann nochmals sich in Erinnerung zu rufen. Was waren die beeindruckendsten Erlebnisse, Orte und Geschmäcker? Wo würde ich wieder hinfahren? Und welche Spuren hat Sardinien hinterlassen?
Sardinien ist wunderschön und in den zwei 1/2 Wochen ist es natürlich nicht möglich alles zu sehen und zu besichtigen. Einer der Gründe ist, dass im Gegensatz zu Sizilien, wo die Autobahnen alle möglichen Ecken und Enden miteinander verbinden, auf Sardinien dies nicht der Fall ist und wir den „Fehler“ gemacht haben, uns für die gesamte Urlaubszeit ein Quartier zu nehmen. Fehler, deshalb unter Anführungszeichen, weil es einem die Möglichkeit gibt die nähere Region besser kennenzulernen. In unserem Fall war das der Norden, von Alghero bis hin nach Porto Cervo und dem nördlichen Innenland.
Und es scheint so, dass wirklich jede Bucht anders ist, ob vom weißen Kiesstrand auf Stintino und dem türkisblauen Meer hin zum feinen Sandstrand bei Castelsardo. Aber wir hatten sogar Kiesstrand bei Santa Teresa mit meterhohen Algenburgen, die von den Italienern aus dem Meer gefischt wurden.
Meine persönlichen Top 10:
1. Alghero: Eine wunderschöne Hafenstadt mit türkisblauem Meer. Sensationellem Granita. Eine wunderschöne Mischung aus spanisch-italienischem Flair. Man erkennt eindeutig, woher die Einflüsse dieser Stadt kommen.
2. Die Neptunsgrotte mit über 300 Stufen ist nicht weit entfernt von Alghero, daher macht es definitiv Sinn hinzufahren. Es gibt die Möglichkeit mit dem Boot die Grotte zu erreichen, aber man wird mit so einem wunderbaren Ausblick belohnt, dass es die Mühe und Anstrengung wert war! Außerdem bekommt man einen knackigen Po vom Stiegensteigen! Was ich gelernt habe, WASSER mitnehmen immer und überall und viel.
3. Stintino: Ein weißer Strand mit so einem türkisgrünen Meer, wie ich es nur von Ansichtskarten kannte. Außerdem war das Meer ausreichend warm (ok, war ja auch schon Juli), und ich schwamm und schnorchelte mit der Prinzessin und dem Junior. Dabei entdeckten wir einen Seestern, den wir natürlich nicht mitgenommen haben, viele Fische und obwohl wir jetzt nicht die klassischen Strandgeher sind, war das einer der wenigen Strände, wo wir wirklich lange geblieben sind.
4. Strandsessel und -schirm: Diese kleinen Plastikstrandsessel und Strandaccessoires gibt es mit Sicherheit überall in Italien, aber ich habe sie hier auf Sardinien entdeckt und mich dafür begeistert. Der Sessel ist eine kleine – aber sehr stabile Version – eines Liegesessels in allen möglichen bunten Popfarben. Am Strand wollten sie 15 Euro, aber da dort kein Handeln möglich war, und ich wußte, dass sie in Castelsardo um 9 Euro verkauft wurden, habe ich sie dann dort erstanden. Zum Sonnenschirm, den wir im Carrefour gekauft haben, erstanden wir dann eine Schirmhalterung, die wie eine Schraube in den Sand gedreht wurde (2 Euro 50). Wie die Einheimischen sind wir dann bestens ausgerüstet zu den besten Plätzen gegangen und haben uns ausgebreitet. Pah, wer braucht schon sauteure Liegen, wenn wir uns unser eigenes Reich geschaffen hatten.
5. Sassari – und seine Kichererbsen-Fladen: Essen gehen in die Panefratteria, wir waren sogar zwei Mal dort! Es ist ähnlich einer Pizza, nur besteht der Grundteig aus Kichererbsen und ist somit weicher in seiner Konsistenz. Zu 7t haben wir uns zwei Vorspeisenteller bestellt, die wir kaum aufessen konnten. Die Besitzerin war sehr entzückend, da meine Prinzessin Oliven liebt, hat sie ihr ein eigenes Schüsselchen hingestellt (ohne extra zu verrechnen).
6. Sassari – und die 13 Aposteln: Santa Trinita di Sacarggia, eine Kirche im Nirgendwo mit schwarz-weißen Basaltstreifen ragt dir Kirche in den Himmel und vermittelt den Eindruck, als ob sie nicht wirklich hierher gehören würde. An den Säulen begrüßen einen übergroße Fledermäuse und Kühe. Und innen findet sich ein Fresko mit 13 Aposteln und einem Bildnis, dass nicht nur den Himmel zeigt, sondern auch die Hölle.
7. Cagliari – und noch eine Kirche: Ich habe eine gewisse Schwäche für Kirchen, ich gebe es zu. Aber auch die Prinzessin, wobei man jetzt schon die pubertäre Unwilligkeit teilweise merkt, und der Junior gehen mit einer Begeisterung auf Entdeckungsreise in Kirchen hinein. Begonnen hat ja eigentlich unsere Kirchenliebhaberei mit Notre Dame in Paris, wo ich der Principessa – damals sehr süß und klein – die Kirche als Ort von Geschichten und Schätzen erklärt habe. Jedes Bild erzählt eine Geschichte. In Cagliari und seiner Kathedrale war es vor allem die Krypta, die uns fasziniert hat. Dort befinden sich über 170 Reliquien von Märtyrern, quasi das Pannini Sammelalbum der Kirche. Und wir haben eine Inschrift entdeckt, dass eine Tochter von Maria Theresia hier begraben sei.
8. Cagliari – Gelati: Selten so gutes Eis gegessen. Stefino ist wirklich die Adresse, wo man hinsollte!
9. Wein: In Olbia waren wir im „Vino Veritas“ einer kleinen Weinbar, die die besten Winzer der Insel kredenzen. Für mich habe ich dabei folgendes entdeckt: Vermentino, der sardische grüne Veltliner. Beim ersten Mal kosten wußte ich nicht, ob ich ihn mag, oder ob er grausig ist. Vor allem, weil er mich teilweise an Sliwowitz erinnerte. Nieddera ist ein Rosewein und es gibt aus der Traube noch bessere, aber trotzdem hat mich dieser Wein wirklich begeistert. Und Malvasia! Eigentlich kenne ich den Wein nur aus Kroatien, aber die Malvasia Traube ist eine typische südliche Traube, die es auch auf Sardinien gibt.
10. Strände: Es gibt viele Buchten und kleine Strände, wo vielleicht gerade einmal eine Handvoll Leute zu finden sind. Während zum Beispiel in Santa Teresa der Strand mit Badegästen überfüllt war, konnten wir ein paar Kilometer weiter uns in Ruhe ausbreiten und die Wellen geniessen.
Sardinien bietet für jeden etwas und ist auf jeden Fall eine Reise wert gewesen.