Archiv der Kategorie: Allgemein

#235: Sensibilisieren

Zur Zeit schreibe ich intensiv an einem wissenschaftlichen Papier zu Recht und Moral, daher komme ich auch nicht wirklich dazu mich mit anderen Themen zu beschäftigen. Alles dreht sich um diese Begriffe, wie Gerechtigkeit, Gesetzgebung, Entscheidungen und Moral. Und sie hinterlassen gerade durch die Geschehnisse der Vergangenheit und dem was passieren kann ein komisches Gefühl.

In der Rechtsphilosophie gibt es zwei entgegensetzte Haupt-Strömungen, die einen, die sagen bei der Entscheidung für einen Fall (hard cases im Speziellen) darf Moral keinen Einfluss haben. Richter müssen sich nur nach dem Gesetz richten, alles andere darf kein Thema sein. Hingegen die Gegenposition vertritt die These, dass wir nicht alle Fragen beantworten können, und dieser Blick nach aussen erlaubt sein muss. Dort wo wir keine Antworten finden, muss die Moral miteinbezogen werden.

Persönlich sehe ich keine Möglichkeit moralische Werte aussen vor zu lassen, wobei ich hier keine Bewertung von Moral abgeben möchte, was richtig ist und was nicht. Was als gerecht erachtet wird und was eben nicht. Ein Sensibilisieren ist aber mehr den je notwendig, um Antworten zu finden.

#234: Ich will Charlie sein

Im New Yorker vom 07. Jänner schreibt George Packer, dass wir alle versuchen müssen Charlie zu sein. Und zwar nicht nur heute, um unsere Solidarität zu bekunden, sondern täglich und zu jeder Zeit. Es geht um unsere Freiheit und dem demokratischen Verständnis mit dem wir aufgewachsen sind, sie ist so selbstverständlich für uns geworden.

Ich will Charlie sein. Ich bin Charlie. Ich will nicht still sein und Angst haben. Ich will auch nicht Angst für und um meine Prinzessin und meinen Ninja haben. In einer meiner letzten Vorlesungen auf der Uni sprach eine Professorin davon, dass wir es in der Hand haben (die noch Jüngeren als ich) etwas zu ändern, damals sprach sie vom Klimawandel, aber es muss viel weiter gefasst werden. Es geht um Toleranz, Pluralismus, Freiheit und Demokratie.

Ich will Charlie sein. Ich bin Charlie. Ich will mich aber auch nicht mobilisieren lassen von einer Hetze, die wiederum nur Intoleranz und Ausgrenzung schafft. Mein Großvater war im Arbeitslager (KZ) weil er eine andere politische Gesinnung hatte, mein anderer Großvater hatte von einem Krieg genug und verweigerte im zweiten Krieg eine Waffe zur Hand zu nehmen.

Ich will Charlie sein. Ich bin Charlie. Ich will nicht Angst haben. Ich bin ein halber Tschusch und ich darf das sagen, weil ich eben einer bin. Und ich habe als Kind erlebt, was das für meine Mama bedeutete. Als sie – die guten braven redlichen … wer sie auch immer waren – meiner Mama über Geschmiere an der Türe mitteilten, dass Ausländer raus müssen – im gutbürgerlichen Eigentumsheim.

Ich will Charlie sein. Ich bin Charlie. Ich will leben und etwas verändern. Wer macht mit?

#233: Christkind, wo bist du?

Weihnachten und vor allem die Vor-Weihnachtszeit sind mir persönlich schon sehr wichtig. Ich liebe dieses bewusste Herunterkommen, die Kerzen anzuzünden, wenn es draussen dunkel wird und die innere Einkehr. Aber leider lässt einem das Leben nicht immer die Möglichkeit dazu (immer seltener) diese Ruhe zu finden. Je älter ich werde, desto größere – gefühlte – Probleme und Herausforderungen kommen auf mich zu. Gleichzeitig lösen jedoch Lieder wie „Happy Xmas“ von John Lennon diese Sehnsucht nach Ruhe und Zuruhekommen aus. Die innere Zerrissenheit ist manchmal schön äußerlich spürbar.

Heuer habe ich einen Teil der Vorweihnachtszeit mit meinem kranken Papa verbracht. Wobei es nicht um das Was und Wann und Wie intensiv geht, sondern um das „es-ist-jetzt-nicht-lösbar“ Problem. Ich erwarte mir – naturgemäß, weil es Weihnachten ist – dass alle Wehwehchen und noch mehr von einem oder zwei Arztbesuch(en) gelöst sind. Vergesse dabei aber, dass mein Papa seit Jahren oder Jahrzehnten schwerster Diabetiker ist und noch nichts einfach gelöst wurde. Einmal haben sie ihm ein Stück Fleisch heraus operiert, anstelle dem Lipom …

Nur ist er eben mein Papa und es ist Weihnachten. Auch wenn ich bald zu alt bin um an das Christkind zu glauben, so ist er immer noch mein Papa, der stark und unbeugsam sein soll, um sich den Widrigkeiten des Lebens zu stellen. Also hoffe ich auf dieses kleine oder große Weihnachtswunder, obwohl ich weiß, dass es anders kommen wird, eben weil, …

„Kind-sein“ war schon großartig, weil da die Verhältnisse grundsätzlich klar geregelt sind oder sein sollten, aber jetzt dreht sich vieles um und ich habe nicht nur meine zwei Thronfolger sondern auch noch 2 Pflegekinder (weil wenn Papa krank ist, dann trifft einem das nach 40 Jahren umso mehr).

Aber wer weiß, vielleicht kommt ja das Christkind wirklich auch noch zu mir, weil geholfen haben ich heuer schon sehr viel – sowohl beim Einpacken, Christbaum schmücken, Papa Arzt- und Krankhausaufenthalten.

#232: RIP UDO

Ein Großer und zwar wirklich Großer ist von uns gegangen. Udo Jürgens und während ich noch am Weg nach Hause bin, bekomme ich sowohl über Facebook, WhatsApp und auch telefonisch die Nachricht, dass Udo gestorben ist und was für ein Glück ich hatte noch bei seinem letzten Konzert dabei zu sein. Parallel suchte ich auf youtube das Lied „1000 Jahre sind ein Tag“, da dies mein Lieblingslied von Udo Jürgens ist und mich bis ins Tiefste meines Ichs berührt.

Ich habe sein letztes Konzert gesehen, schon dort hatte ich das Gefühl, dass Jürgens wohl am liebsten auf der Bühne oder kurz danach umkippen wollte. Er gab alles, ganz gleich, ob ein Zungenschlag dabei war oder nicht. Mit 80 Jahren ist das wohl erlaubt. Auch, dass er nach seinem obligatorischen Bademantel (ich bräuchte das ja nicht, aber wahrscheinlich würde der Rest der Medienlandschaft aufschreien) seine „Senioren“jeans anzog und trotzdem noch über die Bühne tänzelt, dass ist alles mit 80 Jahren erlaubt. Weil Udo einfach Jürgens ist und sowohl Jung als auch Alt in seinen Bann zog.

Jung deswegen, weil ich mich daran erinnere, dass meine Prinzessin mit zarten 3 Jahren nackt ihr Keyboard in den Vorhof zur Rutsche zog, um dort „Aber bitte mit Sahne“ zu singen. Alt deswegen, weil meine Oma mit 66 (kurz bevor der Krebs sie mit 67 besiegte) noch meinte, jetzt fängt ihr Leben doch erst an. Danke für die verbindende Musik, die es uns allen gesellschaftsübergreifend möglich macht in der Disco bei Griechischer Wein miteinander schunkelnd zu singen. Der uns zeigte, dass wir alle irgendwo in einem „ehrenwerten Haus“ leben und wohnen. Und der Traum von New York, Hawai und San Franzisko zu leben sein sollte und sei es nur im Fernsehen via Universum und Co.

Für mich war Udo Jürgens nicht nur Kindheitserinnerung und dafür möchte ich heute Danke sagen und meinen „nichtvorhandenen“ Hut tief vor Demut ziehen. DANKE!

#231: Anschreiben

Ich kenne das Konzept von Anschreiben ja nur aus den Erzählungen meiner Großmutter und meines Vaters, vor allem wenn es um den Nahversorger Kreisler, Fleischer oder Bäcker ging. Meine eigenen Erfahrungen mit einem Kreisler waren eher dürftig und lagen vor allem in einer Zeit, als ich noch zur Schule (Unterstufe) ging und dort meine Naschsackerln oder Semmeln gekauft hatte. In Erinnerung blieb mir, dass die Besitzer immer recht grantig zu uns Kindern waren.

Nicht so Herr Amon – der Fleischer im 11. Bezirk beim Schloss Neugebäude – der mich als erstmaligen Kunden gleich anschreiben liess. Ich hatte zugegeben nicht ausreichend Bargeld mit, da ich mich darauf verlassen hatte, dass es ja eine Bankomat Kasse gibt. Nur leider war die mobile Kasse gerade mit dem Fahrer des Cateringservices unterwegs und somit für mich nicht erreichbar. Auf meine Frage, wo den der nächste Bankomat sei, meinte Herr Amon, dass es doch überhaupt kein Problem sei, wenn ich das nächste Mal zahle. Das war schon ein extrem eigenartiges Gefühl, dieses Vertrauen, welches er so in mich – seinen Kunden – setzte. Und es war mir umso mehr unangenehm, und ich bot an es zu überweisen, mich auslösen zu lassen … Und trotzdem versicherte er mir, dass es so wirklich in Ordnung für ihn wäre.

Es ist eine Wertschätzung, die leider in der Geschwindigkeit, in der wir unterwegs sind, oftmals untergeht. Außerdem sind seine Produkte großartig, nämlich die besten Kabanossi von ganz Wien (noch dazu günstiger als im Supermarkt und selbstgemacht). Er räuchert und selcht auch noch selbst. Also, was will man mehr?!

#230: Biete Selbsthilfegruppen an

Und zwar für die gemeinsten, hinterlistigsten Lebenszerstörer dieser Welt, egal ob du Diktator oder Elternteil bist, irgendwann ereilt dich der Ruf furchtbar zu sein.

Meist beginnt es mit geseufzten und gequälten „Du bist soooo gemein.“. Leider hat meine Prinzessin niemals das Faktum akzeptieren können, dass ich schon bei Ihrer Geburt unterschreiben musste, zu meinen Lebzeiten gemein zu sein. Anscheinend gab es – zumindest für sie – da draußen Eltern, die NIE gemein waren und sind. Nur mir ist das ein Rätsel, wie schafft man das?

Ich gebe es auch zu, ich bin manchmal ur gerne gemein! Natürlich nicht im Sinne, wie es jetzt durch den Artikel in der Presse kommuniziert wurde, sondern vielmehr im Sinne „so ist das Leben, du kannst nicht alles haben“.

Wobei es gab jetzt schon lange keinen tatsächlichen Anlassfall, was aber Potential für Weihnachten und Co exponentiell steigert.

Also wer dringend davor oder danach eine Gruppentherapie benötigt, einfach melden …

#229: mein Adventskranz

ist heuer so wunderschön. Das geht auf keine Kuhhaut, könnte man dazu sagen. Vielleicht liegt es am Durchmesser von gut 60 cm, an meiner Bindeweise (Kombination aus Draht und Steckern), oder an der Kombination von Seidenföhre, Efeu, Koniferen und Tannenreisig. Aber wahrscheinlich sind es auch meine handgezogenen Stabkerzen aus Norwegen. In wunderbaren Taupe/Nude und Rosé und einem Preis, der mich kurz schwächeln ließ.

Nur beim Aufstecken hatte ich so meine Probleme. Weil die Kerzen so schön und verdammt teuer waren, war es natürlich das Ziel sie so sanft als möglich auf den Adventskranz zu bringen. Die untere Fläche der Kerze war 1 Euro groß und die Filigranität dieser Kerze ging 40-50 cm hinauf. 2 Männer scheiterten am erhitzten Draht und dem Einführen in die Kerze. Lag wohl am Verhältnis Kerze-Preis-Hyperventilierenmeinerseits-und großen Händen. Also nahm ich das Ganze in die Hand und bis Kerze 3 ging alles wunderbar … Bei der letzten Kerze war ich dann wohl schon zu euphorisch und brach am unteren Ende ein kleines Stücken aus. Was aber den H. nicht entmutigte und er den SCHWARZEN!!!! heißen Draht nahm, um meine TAUPE!!!farbene Kerze zu kitten (weil wenn das Wachs schmilzt, dann verschliessen wir es …).

Jetzt habe ich schwarze Wachsflecken auf meiner Kerze, aber hineingedreht, damit man es nicht sieht. Ich hatte aber auch den wunderbarsten Lachmoment dieses Adventskranzbindens mit einem herrlichen Bauch-Muskelkater. Deswegen ist auch mein Adventskranz so wunderschön, er ist das, was diese Jahreszeit sein soll: ein gemeinschaftliches Produkt aus ganz viel Liebe, Lachen, Zusammensein und Spaß!

#228: Do they know … in bloody Deutsch

Ich habe mir soeben die Band Aid Versionen von „Do they know it’s Christmas time“ sowohl in der Neuen englischen von Bob Geldof angesehen, wie auch die deutsche Version von und mit Campino. Und selbst über mich überrascht hat mir die deutsche Fassung wesentlich besser gefallen als die englische Neuaufnahme. Nicht nur, dass die deutschen Stimmen überzeugen und Charakter besitzen, auch die Interpretation war authentischer.

Womit ich aber gar nicht konnte, war die Anfangssequenz in beiden Videos, wo man eine Frau (tot?) aus ihrem eigenen Dreck herausgetragen hat. Welches Bild will hier Herr Geldof vermitteln? Es wirkt mehr als nur von oben herab. Insofern kann ich die Kritik an Herrn Geldof mehr als nur verstehen.

Aber wirklich Hardcore war gestern nur ein Weihnachtslied auf deutsch … „Letztes Jahr an Weihnachten schenkte ich dir mein Herz. Aber schon am nächsten Tag gabst du es wieder weg. Um mich vor Tränen zu schützen, Werde ich es dieses Jahr jemand Besonderem schenken …“ und wirklich traumarisierend war es dann, als es Menschen gab, die mitsingen konnten. Anscheinend war mir bis gestern das Weihnachtsglück hold …

#227: Decision Making – wie es theoretisch funktioniert

Wir behaupten von uns allen ja sehr gerne, dass wir rational denkende Menschen sind und wenn wir Entscheidungen treffen wollen, ziehen wir alle möglichen Faktoren heran, zeichnen uns Listen auf mit Vor- und Nachteilen, verschaffen uns eine Übersicht und gehen im besten Fall in die Tiefenrecherche. Vor allem, wenn es um wirklich wichtige Entscheidungen geht.

Die Theorie besagt, dass der rationale Mensch die Entscheidung trifft mit dem größten für ihn zu erwartenden Nutzen. Na eh ganz klar. Und wer es wirklich ernst meint und 2 Entscheidungsmöglichkeiten hat mit jeweils 3 möglichen Ergebnissen, sollte ab jetzt bitte diese Formel benutzen. Zu Befüllen mit den Zahlenerwerten der zu erwartenden Leistungen und Ergebnissen.

eu(L(p,P,N))= p x u(P) + (1-p) x u(N)
und eu (L(q,H,N)) = q x u(H) + (1-q) x u(N)

Neben Unternehmen auch durchaus im privaten Bereich anzuwenden, vor allem, wenn man ein programmiertes Excel (wer sich auch immer angesprochen fühlt) zur Verfügung hat und die Werte schon absehbar und kalkulierbar sind. Für alle anderen (wie mich) gibt es Gott sei Dank Theorien wie das Fast, Slow Thinking (Kahnemann sehr zu empfehlen). Vor allem das Fast Thinking ist ein intuitives Entscheiden, welchem wir dann nachträglich rationale Gründe fast schon unterjubeln.

Ein wunderbarer Versuch für alle, die manchmal zwischen zwei Entscheidungen stehen (zb. Kinder und Partner, was es zum Abendessen geben soll). Eine Münze werfen, die Seiten vorab definieren. Auf den Handrücken legen und dann sehen, wie man (der andere) reagiert, wenn die entschiede Seite zum Vorschein kommt. Wobei es geht dann gar nicht darum geht an der Entscheidung kleben zu bleiben, sondern vielmehr zu erkennen, dass das Unterbewusstsein weiß, was es will. Was aber auch nicht heißt, dass es die richtige Entscheidung ist.

#226: ich habe heute etwas gelernt

Wenn man so mit Freunden zusammensitzt und ein Bier trinkt oder auch Zwei und man sehr offen über Gott und die Welt spricht, kommt das Gespräch irgendwann auf den vermeintlichen Harndrang. Gerade Bier ist hier ein treibender Faktor und zwar nicht wegen dem Alkohol.

Und so stellten wir fest, vor allem die Frauen in der Runde, dass es leider „immer“ so ist, dass obwohl man noch vor Verlassen des Lokals auf der Toilette war, es ein paar hundert Meter weiter wieder so weit ist, und Frau schon wieder – nämlich wirklich dringend – muss. Und im besten Fall gibt es dann am Weg ein Hotel in das Frau schnell hineinläuft oder …
es gibt eine Handtoilette. Angeblich zumindest. In meinen Google Recherchen konnte zuerst ich keinen Beleg dafür finden. Aber meine Freundin kennt eine Frau, die so etwas hat. Also habe ich weiter gesucht und bin fündig geworden. Auf Amazon findet man die Ladybag für unterwegs. Ein mobiles Einweg Klo mit 32 durchwegs positiven Kundenbewertungen. Kein Hinhockerln zwischen zwei Autos mehr, kein tänzelndes Einbeintanzen und Imaginieren von „Ich muss eh nicht.“. Das Internet bietet einfach alles aber eigentlich wollte ich es doch nicht so genau wissen. (Scheiß weibliche Neugier)