Archiv des Autors: Biegenzahn

#122: Arrogant

Ist Einsicht wirklich immer der beste Weg zur Besserung, wie man es langläufig so sagt? Die Aussage: „ich wirke arrogant, bzw. ich komme arrogant rüber.“, sollte zum Nachdenken anregen, vor allem, wenn es darum geht, sich mit der Gemeinschaft – vor allem beruflich, wie auch privat – zu bewegen, und da geht es noch lange nicht um Anpassung oder Eingliederung, und trotzdem sind nachfolgende Erklärungen so hinkend, anschuldigend an alle anderen „außerhalb“ gerichtet.

Selbstüberschätzung und Kasterldenken sind oft Managementfehler erster Klasse. Personenzentrierung mag in Bereichen des Experten- und Spezialistentums funktionieren, aber dort wo Menschen sind menschelt es und es geht vor allem um Respekt, wenn der fehlt, ist der Schritt zur wahrgenommenen Arroganz nicht weit. Und oftmals zieht sich dieser Habitus auch ins private, daher stelle ich dann gerne die Frage danach, wie es die eigenen Freunde wahrnehmen, die Nachbarn … Und da sieht es dann oft sehr traurig aus.

#121: Allheilmittel

Mein Sohn hat am Wochenende die Möglichkeit bekommen sich die Verletzungen und Narben seines Onkels anzusehen, der bei einem Autounfall schwer verletzt wurde. Immer wieder musste er das T-shirt hochziehen und ihm die Narben zeigen, rauf/runter, rauf/runter und immer wieder die Frage, zeig es meiner Mama. Ich habe die Verletzung nicht gesehen, da es ihm einfach unangenehm ist und ich das gut verstehen kann. Es geht hier um einschneidende Erlebnisse, die zu teilen nicht einfach sind.

Trotzdem wollte mein Jr nicht aufgeben, da es ihm wichtig war, und er sich wie es schien alles ganz genau ansah. Also kam das ultimative Argument, komm zeig es mir nochmals und dann Mama, die gibt dir dann ein Bussi.

Ist es nicht wunderbar, wie wichtig und all-heilend noch Bussis und Küsse sind. Warum vergessen wir Erwachsenen nur dieses Zaubermittel, dass uns als Kinder noch jeden Schmerz und jede Trauer verschwinden hat lassen? Und was passiert, wenn es uns nicht gut geht, wir anstellen uns selbst zu bemitleiden, uns ein Bussi von unseren Liebsten (und das kann doch auch Freunde miteinschliessen) zu holen.

#120: ausplaudern

Stimmt es, dass wir als Eltern Sachen über unsere Kinder erzählen, die so nicht stimmen? Meine Prinzessin beschwert sich darüber, dass ich erzähle, dass sie unter Jet lag leidet, und zwar so massiv, dass ich ich mich mehr als einmal über ihren Ton und Ausdrucksweise alteriere. Ich solle aufhören so einen Blödsinn zu erzählen, wobei ich das ja nur erzähle, weil sie nächtens meine Bettseite blockieren will und herumwandert (es ist zusätzlich noch heiß). Somit hat das meiner Meinung nach durchaus seine Berechtigung. Aber eben nicht für sie! Hat sie ein anderes Empfinden, Wahrnehmung, Verständnis davon was Jet lag ist? Oder ist das uncool und hat man nicht. Ich muss auch dazu sagen, dass sie in fast 10 Jahren noch nie (!!!!!) freiwillig müde war.

Ich weiß nur, dass ich früher (wie ich jung war), mich über meine mama geärgert habe, weil sie peinliche Sachen bzw unangenehme Geschichten erzählt hat. Im Boden hätte ich versinken können. Das tu ich ja eh nicht, oder sehe ich jetzt diese Dinge anders?

#119: Gänsehäufl

Ich bin Kabinenbesitzerin am Weststrand vom Gänsehäufl, dem größten städtischen Bad Wiens mit seinen Stränden, dem FKK-Gelände, dem Wellenbecken, der Rutsche, dem Sportbecken und natürlich dem Kasperltheater (am Wochenende). Am Weststrand senke ich den Altersdurchschnitt um einiges, aber es ist der ruhigste und für mich schönste Teil des Bades. Bis letztes Jahr lag noch fast täglich eine über 90jährige Dame in ihrem Sonnenbett und morgens und abends hat sie sich zugedeckt und noch geschlafen. Auch sonst findet man Originale, die ihresgleichen suchens. Ausklapptische, Wäschespinnen, kleine Beete und Pflanzen finden sich nicht nur bei den Kabanen sondern auch rund um die Kabinen.

Selbst an den heißesten Tagen kann man hier ein ruhiges Plätzchen finden, oder man legt sich zu den Becken und darf andere bewundern und lautstark am Leben teilhaben.

Die demographische Aufteilung gleicht dem am Wiener Würstelstand, Professoren neben Bauarbeiter, jung neben alt und operiert neben hängend.

#118: Spiel, Satz, Sieg

Letztens haben wir über Spieleabende gesprochen, und was die präferierten Spiele sind, wer wann nicht wo verlieren kann. Und ich gebe es zu, ich verliere ungern. Wobei ich bei Glücksspielen noch am ehesten drüber stehen kann, wo es bei mir ans Eingemachte geht sind Wissensspiele.

Am meisten liebe ich es aber wenn in einer Gruppe eine Person dabei ist – zumeist ein Mann mit großem Ego und vermutlich kleinem …Herz – der glaubt, vor allem uns Frauen mit seiner allwissenden Weisheit zu erleuchten, um dann im Geplänkel des Spiels mit grösstmöglicher Naivität ihn dumm dastehen zu lassen. Da muss ich nicht einmal gewinnen.

Ist das verwerflich? Vielleicht, weil ich darüber stehen sollte. Aber ich tu mir einfach schwer, wenn jemand glaubt über anderen zu stehen. Und gelacht habe ja nicht nur ich …

Reisebericht:Highlights CaFlNy 2013

Ich wurde heute gerügt, weil ich so wenige Reiseberichte online gestellt habe, was einerseits mit den vollgepackten Tagen zu tun hatte und natürlich auch daran lag, dass Kinder und Bald-Jugendliche ihre Aufmerksamkeit benötigen und somit für einen selbst oft viel weniger überbleibt.

Unsere Reise nach Canada (Dunnville-Niagara Fälle), Florida (Key West, Everglade City, Cape Coral, Ft. Mayers, Naples, Miami) und New York war eine wunderbare Mischung aus der Möglichkeit die Natur, historische und kulturelle Besonderheiten zu bestaunen und auch zu entspannen, wobei wir für das Entspannen sicher noch ein paar Tage mehr benötigt hätten, damit wir zwischendurch diese Tage hätten einflechten können.

Canada ist für mich längst mehr als nur ein Reiseland, es ist eine Art nach Hause kommen zur Familie. Durch das Internet sind Distanzen nur mehr geographisch vorhanden, Kommunikation ist jederzeit möglich und kostensparrend. Soziale Medien lassen uns am Leben der Famile teilhaben, egal ob Festivals, Urlaube, Schwangerschaften … Somit ist das Wiedersehen so, als ob man sich gerade erst gesehen hat.

Florida:
Naples – der Pier zum Sonnenuntergang, wir haben sehr viele Delphine, Pelikane und leuchtende Quallen im Meer gesehen. Wer braucht schon Seaworld und so.
Sanibel Island – der Strand ist weiß und es scheint, als ob dieser aus Muscheln bestehen würde, soviele unterschiedliche und in allen Farben schillernde Muscheln. Einfach wunderschön. Und die Reiher, Ibise und weitere Vogelarten, die neben uns am Strand lagen.
Everglades – die Landschaft, einfach beeindruckend.
Fort Myers – das Edison-Ford Estate, ein Anwesen gebaut für die Forschung, Wirtschaft und das Lobbying und das vor 100 Jahren.
Key West – Coconut Cafe und einem Ausblick, der einfach dazu einlädt hinunterzukommen.

Und last but not least New York, wo wir einfach einmal die Stadt geniessen konnten, sich mitreissen zu lassen von der Stadt, die niemals schläft. Es sind die Dinge, auf die man vielleicht nicht achtet, weil man dieses und jenes noch sehen muss, die es aber tatsächlich wert sind gesehen zu werden. Wie sich Zeit nehmen im Central Park und einem bunt gemischten Team beim Baseball Spiel zuzusehen, durch Greenwich Village zu spazieren, um Hollywood zu sehen. Am Straßenrand von einem alten Pärchen einen frisch gepressten Saft zu kaufen, einem Obdachlosen das nicht aufgegessene Essen vom Chinesen zu schenken …

#117: Welcome back into real life

Manchmal ist das Hineinfinden in den Alltag nach dem Urlaub langsam, mein „Ankommen“ war gekennzeichnet von einer Whirlpoolparty unter meinem Schlafzimmerfenster bis in die frühen Morgenstunden. Durch meinen Jetlag habe ich aber eh nur sehr verschwommen und diffus die Geräusche und Stimmung wahrgenommen und somit war der Umstieg vom New Yorker Straßenlärm zur Stille in Wien nicht ganz so schwierig.

Viel belustigender fand ich es dann aus der Ecke meiner Terrasse beobachten zu dürfen, wie sich pubertierende Neigungen, wie „Spechteln“, auch bei einem Alter von 40 + sich nicht verringern. Wie zufällig auffällig und viel zu oft schlich Mann sich um den Gartenzaun um mögliche und vielleicht unmögliche Einblicke zu erhaschen.

Getreu meinem jetzt 3wöchigen nordamerikanischen Tripp fühle ich mich ein bisserl wie bei „Desperate Housewifes“, herrlich wenn das Ankommen einem so leicht gemacht wird.

Reisebericht: New York und Kinder

Im Flieger nach Hause fragte mich ein Amerikaner, ob es gut funktioniert mit einem 3 jährigen so lange Strecken zu fliegen, da seine Tochter gerade einmal ein paar Monate alt ist und er unsicher ist. Die Prinzessin flog zum ersten Mal mit 6 Monaten und das nach Hamburg, um weiter auf die Insel Föhr verschifft zu werden. Heute ist sie fast 10 Jahre und hat mehr Flugmeilen gemacht, als ich in diesem Alter – nämlich 0, da ich das erste Mal erst mit 19 Jahren geflogen bin. Bisher hat sie gesehen Teile Nordamerikas, Deutschland (div. Städte), Barcelona, Cran Canaria, Ägypten, Amsterdam, mehrfach London, mehrfach Rom, … und wahrscheinlich habe ich noch etwas vergessen. Rambo Junior begann ähnlich früh und hat bereits 2 Transantlantik-Flüge und einige innereuropäische Flüge hinter sich gebracht.

Natürlich ist es anstrengend mit Kindern zu fliegen und vor allem sich Städte anzusehen. Aber es ist auch zu Hause mal anstrengend. New York ist eine riesige Stadt und alleine diese Größe ist beeindruckend auch für Kinder. Alleine sich auf der Straße fortzubewegen kann für Kinder eine Tour voller beeindruckender Sehenswürdigkeiten sein, wir dürfen nicht vergessen, dass das was wir als „langweilig“ und „normal“ sehen, für Kinder ganz anders sind. Feuerwehren, Rettungsfahrzeuge und Polizeifahrzeuge, die anders aussehen und sich anhören – wir hatten das Glück, dass gleich die Straße hinunter eine Feuerwache war.

Der Centralpark, eine grüne Oase, wo Baseball gespielt wurde, seitdem musste jeden Abend im Fernsehen geschaut werden, ob die New York Yankees gerade spielen. Die Schildkröten im Centralpark, die lustig ihre Köpfe aus dem Wasser gehalten haben, die Eichkätzchen, die kreuz und quer gelaufen sind, auf der Suche nach Futter. Der Schmetterling, der sich frech auf das Kleid draufsetzt und nicht mehr wegfliegt. Das sind lauter kleine Abenteuer.

Eine der Höhepunkte war natürlich das American Museum for natural history (bekannt aus Nachts im Museum), und alleine der dicke Kuss, den unser Junior der Steinfigur von den Osterinseln gegeben hat, hat mir gezeigt, dass das Glück für Kinder vielleicht manchmal groß aber nicht teuer sein muss.

Reisebericht: New York trägt Flip Flops

Ob die New Yorkerinnen auch von der Schweizer Studie „Flip Flops sind schädlich für die Füße“ gehört haben? Ich bezweifle es, dass was früher die Turnschuhe in Kombination mit dem klassischen Kostüm war, ist heute die Flip Flops in Kombination zu allem. Nur Abends sieht man dann endlich die Carries, Samanthas und Co’s, die wir aus Film und Fernsehen kennen, in kurzen Kleidchen, schwindelhohen Schuhen und hochtoupierten Haaren.

Was aber signifikant auffallend war, ist, dass Frau „Bauch“ trägt, egal ob in Leggins, Jeggings, Treggings oder entsprechenden Kleidern, das Bäuchlein, oder die entsprechende Größe wird nicht verdeckt oder kaschiert, sondern selbstbewusst zur Schau getragen. Diese Selbstverständlichkeit fehlt uns schon etwas.

Reisebericht: Ocean Drive

Leider ist es nicht mehr geworden in Miami als der Ocean Drive, da wir nur einen Nachmittag/Abend vor Ort hatten. Die Stadt ist aber wesentlich interessanter als es der Ocean Drive selbst je ist. Die Mischung aus Architektur, kulturellen Angeboten und dem Strandleben reizen ungemein, und daher will ich auf jeden Fall nochmals länger nach Miami. Der Ocean Drive gibt das Bild, dass ich aus Film und Fernsehen kenne perfekt wieder. Die alten Autos, ich habe selten so viele Chevis und Low Rider auf einem Fleck gesehen, und dazu die Dichte der Luxus-Rennwagen à la Lamborghini und Ferrari runden das Bild ab.

Was die Meile anscheinend notwendig hat, ist die Abzocke der Gäste, was schade ist, denn anstelle wiederzukommen, reicht ein „ich war dort und habe es gesehen“.