Archiv des Autors: Biegenzahn

#228: Do they know … in bloody Deutsch

Ich habe mir soeben die Band Aid Versionen von „Do they know it’s Christmas time“ sowohl in der Neuen englischen von Bob Geldof angesehen, wie auch die deutsche Version von und mit Campino. Und selbst über mich überrascht hat mir die deutsche Fassung wesentlich besser gefallen als die englische Neuaufnahme. Nicht nur, dass die deutschen Stimmen überzeugen und Charakter besitzen, auch die Interpretation war authentischer.

Womit ich aber gar nicht konnte, war die Anfangssequenz in beiden Videos, wo man eine Frau (tot?) aus ihrem eigenen Dreck herausgetragen hat. Welches Bild will hier Herr Geldof vermitteln? Es wirkt mehr als nur von oben herab. Insofern kann ich die Kritik an Herrn Geldof mehr als nur verstehen.

Aber wirklich Hardcore war gestern nur ein Weihnachtslied auf deutsch … „Letztes Jahr an Weihnachten schenkte ich dir mein Herz. Aber schon am nächsten Tag gabst du es wieder weg. Um mich vor Tränen zu schützen, Werde ich es dieses Jahr jemand Besonderem schenken …“ und wirklich traumarisierend war es dann, als es Menschen gab, die mitsingen konnten. Anscheinend war mir bis gestern das Weihnachtsglück hold …

#227: Decision Making – wie es theoretisch funktioniert

Wir behaupten von uns allen ja sehr gerne, dass wir rational denkende Menschen sind und wenn wir Entscheidungen treffen wollen, ziehen wir alle möglichen Faktoren heran, zeichnen uns Listen auf mit Vor- und Nachteilen, verschaffen uns eine Übersicht und gehen im besten Fall in die Tiefenrecherche. Vor allem, wenn es um wirklich wichtige Entscheidungen geht.

Die Theorie besagt, dass der rationale Mensch die Entscheidung trifft mit dem größten für ihn zu erwartenden Nutzen. Na eh ganz klar. Und wer es wirklich ernst meint und 2 Entscheidungsmöglichkeiten hat mit jeweils 3 möglichen Ergebnissen, sollte ab jetzt bitte diese Formel benutzen. Zu Befüllen mit den Zahlenerwerten der zu erwartenden Leistungen und Ergebnissen.

eu(L(p,P,N))= p x u(P) + (1-p) x u(N)
und eu (L(q,H,N)) = q x u(H) + (1-q) x u(N)

Neben Unternehmen auch durchaus im privaten Bereich anzuwenden, vor allem, wenn man ein programmiertes Excel (wer sich auch immer angesprochen fühlt) zur Verfügung hat und die Werte schon absehbar und kalkulierbar sind. Für alle anderen (wie mich) gibt es Gott sei Dank Theorien wie das Fast, Slow Thinking (Kahnemann sehr zu empfehlen). Vor allem das Fast Thinking ist ein intuitives Entscheiden, welchem wir dann nachträglich rationale Gründe fast schon unterjubeln.

Ein wunderbarer Versuch für alle, die manchmal zwischen zwei Entscheidungen stehen (zb. Kinder und Partner, was es zum Abendessen geben soll). Eine Münze werfen, die Seiten vorab definieren. Auf den Handrücken legen und dann sehen, wie man (der andere) reagiert, wenn die entschiede Seite zum Vorschein kommt. Wobei es geht dann gar nicht darum geht an der Entscheidung kleben zu bleiben, sondern vielmehr zu erkennen, dass das Unterbewusstsein weiß, was es will. Was aber auch nicht heißt, dass es die richtige Entscheidung ist.

#226: ich habe heute etwas gelernt

Wenn man so mit Freunden zusammensitzt und ein Bier trinkt oder auch Zwei und man sehr offen über Gott und die Welt spricht, kommt das Gespräch irgendwann auf den vermeintlichen Harndrang. Gerade Bier ist hier ein treibender Faktor und zwar nicht wegen dem Alkohol.

Und so stellten wir fest, vor allem die Frauen in der Runde, dass es leider „immer“ so ist, dass obwohl man noch vor Verlassen des Lokals auf der Toilette war, es ein paar hundert Meter weiter wieder so weit ist, und Frau schon wieder – nämlich wirklich dringend – muss. Und im besten Fall gibt es dann am Weg ein Hotel in das Frau schnell hineinläuft oder …
es gibt eine Handtoilette. Angeblich zumindest. In meinen Google Recherchen konnte zuerst ich keinen Beleg dafür finden. Aber meine Freundin kennt eine Frau, die so etwas hat. Also habe ich weiter gesucht und bin fündig geworden. Auf Amazon findet man die Ladybag für unterwegs. Ein mobiles Einweg Klo mit 32 durchwegs positiven Kundenbewertungen. Kein Hinhockerln zwischen zwei Autos mehr, kein tänzelndes Einbeintanzen und Imaginieren von „Ich muss eh nicht.“. Das Internet bietet einfach alles aber eigentlich wollte ich es doch nicht so genau wissen. (Scheiß weibliche Neugier)

#225: Caruso

Im Radio hat es heute Billy Joel mit Piano Man gespielt und in dem Moment fühlte ich mich in der Zeit zurückversetzt. Ich konnte die kleine Bar, den Flipper in der Ecke und Hari hinter der Bar sehen. Die Musik von Billy Joel, Queen, U2 oder der Rocky Horror Picture Show hören und den Pfirsich oder Fernet direkt schmecken. Und mit einem Mal hatte ich das Bedürfnis nach einem langen Tag, dem ganzen alltäglichen und nicht-alltäglichen Stress und Unzulänglichkeiten, in diese Bar zurückzukehren.

Das Caruso war lange Zeit mein zweites zu Hause. Mit 16 Jahren war es mein erstes Austreten von bekannten Pfaden, ein Eintauchen in eine Welt der Erwachsenen und der Möglichkeit von Ausblenden vom Alltag. Auch wenn viele natürlich älter als ich waren, fühlte ich mich nie ausgeschlossen oder deplatziert, die gemeinsame Liebe für die Musik und die Bar haben die Barriere des Alters verschwinden lassen.

Heute verstehe ich diesen Wunsch an einen Ort zu kommen, der außerhalb des Alltags ist und sich doch wie ein Willkommen anfühlt, umso besser, da es einfach Tage gibt, die nicht dazu gedacht sind zu Hause ausklingen zu lassen. Und nach dem Piano Man stelle ich fest, dass mir ein Caruso fehlt.

#224: Schlafstörungen

Jetzt habe ich einen interessanten Beitrag zum Schlafen gehört. Wenn wir ihm Schnitt 7 Stunden schlafen, dann wachen wir 28 Mal auf! Nur, wenn wir unter 3 Minuten wach sind, dann ist es für uns nicht passiert, weil wir uns nicht mehr erinnern. Und wenn wir uns erinnern, waren wir länger als 3 Minuten wachen.

Das heißt, DURCHSCHLAFEN ist eine Illusion an die ich mich die letzten 5 Jahre umsonst geklammert hatte. Was ja eigentlich nicht schlecht ist, dass es mir gar nicht möglich ist, realistisch gesehen, durchzuschlafen. Meine Kinder wachen somit sogar öfter als 28 Mal auf, was wiederum die offenen Augen von der Prinzessin erklären, wenn sie mich manchmal angesehen hatte im Schlaf (was ein bisschen scary – viel – ausgesehen hat) und der Jr. der zumindest 1 x pro Nacht länger als 3 Minuten munter ist, um mich zu wecken – länger als 3 Minuten – damit ich ihn holen kann. Aber sonst schlafe ich eigentlich sofort immer weiter und habe auch kein wirkliches Problem mit dem Einschlafen und laut dem Beitrag leide ich somit unter KEINEN Schlafstörungen. Was wiederum erleichternd ist.

Es zeigt mir, dass diese Vorstellungen in meinem Kopf ablaufen. Ich bin aber neugierig, ob ich morgen früh wirklich fitter und mehr ausgeschlafen sein werde, jetzt wo ich die wissenschaftliche Erkenntnis von Schlafen kenne. Was ich mir überlege ist jedoch, ob ich mir so einen Wecker mit Aufwachlicht kaufen werde, weil mit einer gescheiten Produktion von Cortisol auch das Aufwachen und Muntersein besser funktionieren soll.

Zyklus: Helden von heute

Der F. heißt eigentlich Franz und ist ein wirkliches Original. Nicht nur, dass er weit über 70 ist, so kämpft er seit Jahren mit den Widrigkeiten des Krankseins. Sein Herz spielt schon lange nicht mehr mit, Bluter ist er auch, und eigentlich auch Diabetiker, nur die Zuckerkrankheit meint es gut mit ihm lässt ihn zur Zeit in Ruhe. Sein Fuß ist in einer Schiene und wirklich gehen, geht schon lange nicht mehr wirklich. Eigentlich müsste er operiert werden, aber keiner der Ärzte traut sich das mehr, da seine Überlebenschancen weit unter 25 % wären.

Und trotzdem hat er bis vor kurzem noch regelmässig für Freunde gekocht. Und wenn er gekocht hat, dann roch man das im ganzen Stiegenhaus der Stiege 1. Auch das Rauchen ist für ihn wichtig, weil das schmeckt ihm. Und anstelle Wein oder Bier gibt es halt ab und zu einen Schnaps. Am Liebsten regt er sich auf, dass seine Frau zu viel Strawanzen geht. Und wenn er anfängt zu reden, dann merkt man, dass er das mit einer leidenschaftlichen Grantlerei tut, die einem Qualtinger alle Ehre macht. F. kommt ja auch ursprünglich aus dem 10. Hieb und war Kranführer, ist leidenschaftlich im Wirtshaus gewesen, wobei wehe jemand sagt etwas böses über seine Frau.

Seit dem Frühling trinkt er auch regelmässig meine grünen Smoothies, weil es ging ihm mit seinen Blutwerten nicht so gut. Und wenns nichts schadet dann kann es ja vielleicht doch was nutzen. Das glaubt einem ja eigentlich kein Mensch. Man stelle sich vor, man hält dem Qualtinger so einen grünen Saft hin, aber der F. trinkt’s und mich freut es, wenn er keppelt und grantelt. Ein Original, ein ganz Besonderes!

#223: Klimaschutz und so

In letzter Zeit habe ich mich viel mit Klimaschutz, politischer Ökologie und dem Klimawandel beschäftigt. Und eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll! Es gibt immer noch Klimaleugner, wer mehr über deren abstruse Ideen lesen will, geht einfach auf skepticalscience.com, weil durchaus haben sich die Gletscher erholt, aber die Gletscher sind nicht alles. Die Kontinente erwärmen sich wesentlich rascher als die Meere. In Österreich liegen wir bei rund + 2 Grad, während das globale Niveau bei 0,8 Grad liegt. Auch Anomalien sind heute wesentlich stärker wahrnehmbarer als sie noch früher waren. Hitzeereignisse werden nicht mehr nur alle 5 Jahre gemessen sondern jährlich.

Das Ziel auf welches sich Klimatologen, Politik, BürgerInnen und Unternehmen einigen sollten wäre eine globale Erderwärmung von + 2 Grad und zwar sollte diese Erwärmung konstant und stabil bleiben. Dann hätten wir 2050 immer noch mit massiven Veränderungen zu kämpfen, da die Küstenlinie in Europa sich verschieben würde und Niederschlagsmengen im Norden wesentlich mehr und im Süden um ein vielfaches weniger werden würde. Ich denke, wir können uns gar nicht vorstellen, was das bedeutet. Wie sich unser Leben verändern wird. 2050 bin ich zwar sehr alt, aber immer noch rein statistisch am Leben, ganz zu schweigen von meinen Zwein.

Univ. Prof. Helga Kromp-Kolb hat in einem Vortrag darauf hingewiesen, dass ihre Generation diesen Klimawandel massiv begleitet und mitverursacht hat. Jedoch ist es unsere Generation, die nichts dagegen unternimmt, als immer wieder um Prozentpunkte zu kämpfen. Und es wird den Jüngeren nahe gelegt einen Wandel einzuleiten, nur genau hier liegt das Paradoxon, wir befinden uns in einem scheinbar ausweglosen Dilemma. Einerseits müssen wir reduzieren (Emissionen) und ausbauen (Geo-engineering, Grün, …), und doch haben wir schon am 28.8 die Ressourcen des Planeten für ein Jahr aufgebraucht (Earth Planet Day). Wir dürften rein theoretisch ca. 1t/co2 pro kopf pro Jahr verbrauchen, der typische Österreicher verbraucht 10t.

Eine Reduktion schein ökonomisch unmöglich – denke man auch an das Interview des VOEST Vorstandes, der vor Abwanderung warnt. Wir beissen uns in den nicht vorhandenen Schwanz. Und unsere Kinder mittendrin.

Wir müssen stärker interdisziplinär zusammenarbeiten, um Lösungen zu erarbeiten. Und ich halte es mit Kromp-Kolb, die meinte, dass sie zwischen puren Optimismus und Horrorszenarien schwankt.

#222: Pubertät, wir kommen die Zweite

Wie soll man bitte als Elternteil ernst bleiben, wenn einem die bald 11jährige Tochter voller Innbrunst erklärt:“Ich will nur eines sagen (mit wirklich dramatischer Gestik, roten Flecken im Gesicht und hysterischem hohem C), dass ich dieses Buch hier nicht freiwillig lese!“

Hintergrund, wir haben ihr mehr oder weniger (eher weniger) freiwillig 5 Bücher zur Auswahl gegeben, die sie lesen könnte, darunter auch Wolfsblut von Jack London wissend, dass die Prinzessin Hunde und Tiergeschichten mag. Aber das sind halt alles Bücher, die nicht cool sind (1906 geschrieben) und überhaupt wem interessiert das, was wir „Alten“ gelesen haben.

Natürlich soll sie mir das sagen, was sie nicht will, was sie unfair findet, wie wir ihr Leben zur Hölle (nicht heute zumindest) machen, da müssen wir durch, weil wir eben wissen, dass dem nicht so ist, dass wir es nur gut meinen, dass eben ein Buch zu lesen Spaß machen kann und hoffentlich wird. Und ja ich bin froh, dass es nur solche Themen sind mit denen wir uns herumschlagen. Aber es ist ein gutes Training für all‘ das Kommende.

#221: Freunde kann man sich aussuchen

Und Familie nicht. Ich habe es mit Beiden gut getroffen. Am Wochenende haben wir den 5ten Geburtstag von Pam-Pam gefeiert. Und zwar mit Picknick Decke, Prosecco, Schnitzerln, Himbeersaft, Roastbeef und Fleischleibchen uvm. auf der Jesuitenwiese im Prater. Es waren 11 Kinder, noch mehr Eltern und Erwachsene und sogar 2 junge Erwachsene, die der Einladung gefolgt sind. Die Sonne hat geschienen und die Kinder haben sogar in feinster Feinripp-Unterleiberl Manier Fussball gespielt. Ich kann gar nicht dankbarer sein für diesen wunderbaren Tag, weil nicht nur, dass wir herrlichstes Wetter hatten, wir haben auch fast alles aufgegessen und ausgetrunken. Um 10 Uhr als wir aus unserer Haustüre gingen, fühlte ich direkt wie meine balkanesischen Wurzeln aus jeder Kiste und Kühlbox (3 Kisten, 2 Kühlboxen) herausjubelten. Vor Ort belegt wir den besten Tisch und breiteten uns entsprechend aus.

Wir spielten Fussball. Männer verletzten sich (wie es sich gehört mit entsprechender Vorwärtsrolle und Urschrei). Kinder stritten und vertrugen sich. Eltern schliefen, tratschten und genossen die Sonne.

Ich bin dankbar für diese Freunde, deren Kinder auch die Freunde meiner zwei Kinder sind (groß und klein!). Ihr habt diesen Tag zu einem wundervollen Erlebnis gemacht.

#220: Pubertät, wir kommen

Es ist blöd, wenn man sich selbst nicht mehr so an seine eigene Pubertät erinnert oder wann sie angefangen hat, wie lange und wie man sich gefühlt hat, nämlich tatsächlich. Das ich dachte, dass meine Eltern mich sowieso nicht verstehen, total uncool, gemein und einfach Eltern waren, daran erinnere ich mich, aber dieses tiefe innere Gefühl verblast irgendwie und relativiert sich mit den Jahrzehnten.
Und ja, ich habe sogar mit meiner Mama „gerauft“, da ich der Meinung war, dass sie den Modeschmuck meiner Oma nicht haben durfte. Und ich habe sie angeschrieen, Türen geknallt und war frech. Wie das meine Eltern ausgehalten haben, frage ich mich manchmal.
Auf ein entsprechendes Streitgespräch mit meinen Eltern habe ich ihnen vorgeworfen, dass sie selbst schuld seien, den sie hätten ja keine Kinder bekommen müssen.

Meine Prinzessin ist noch nicht ganz so weit und noch Lichtjahre von so einem Benehmen entfernt, aber die emotionalen Hochschaubahnfahrten beginnen langsam und geben mir das Gefühl, dass ich in einem Wagon sitze, der erst langsam in Fahrt kommt und mit Höhen und Tiefen immer schneller wird. Nur das mit dem Bremsen wird mir immer mehr bewusst, das funktioniert nicht.