#210: Führungstheorien

„Great Man“ Theories

Man findet diese Führungspersönlichkeiten immer wieder unter dem Schlagwort „geboren um zu führen“. Dieser Begriff entstammt dem militärischen Führungsverständnis, das vor allem männlich determiniert ist. Heute geht man davon aus, dass dieses Führungsverständnis nicht künstlich hervorgerufen werden kann. Das heißt, entweder man hat es oder eben nicht.
Dabei geht man von Eigenschaften wie Charisma, Intelligenz, soziale Empathie und Selbstbewusstsein aus.

Köhlmeier (Autor) gibt in der aktuellen Furche ein Interview zum Vorarlberger Wahlkampf 2014, wo er angibt Führungspersönlichkeiten mit zu viel Charisma zu misstrauen. Einem Phänomen, welchen wir immer öfter begegnen, da der Missbrauch von Macht vor allem in den letzten Jahren eine neue Qualität erhalten haben, die nicht nur Politik sondern auch Wirtschaft betroffen haben. Die, die „Great Men“ sein wollen, verfügen über keine soziale Empathie und die, die sein könnten sind zu zu intelligent, um sich das anzutun.

#209: Discofox

Es gibt noch immer den guten alten Discofox. Ich konnte es kaum glauben, als ich diesen Samstag in Wien wegging und in der Fledermaus nicht nur schunkelnde ältere Damen im Discofox sich hin und her wiegen sah, sondern ein Mann höchst professionell mit zwei Damen gleichzeitig im Discofox brillierte und das in einer Leichtigkeit, dass es ganz gleich war, dass die drei so aussahen, als würden sie aus einer Landdiskothek (man entschuldige mir mein vorurteilbehaftetes Denken) direkt hier her gebäumt worden sein. Da kann der Taxitänzer aus der Edenbar nicht mithalten!

Einen Gockelfox hat dann der kahlköpfige Muskelprotz hingelegt, der im Feinripp T-Shirt und einer Jeans so tanzte, als hätte er die „Proteine“ mit anderen „Hartmachern“ verwechselt, so steif war der Oberkörper, jedoch leicht übergebeugt (wie ein Gockel) hatten die Beine keine Möglichkeit als einmal nach rechts und links zu scharren.

Motiviert habe ich mich dann bei Sempre, Sempre in den letzten Takten an meine Tanzpartnerin geschmissen und versucht alte Erinnerungen hervorzuholen. Ein herrliches Gefühl. Alles Discofox!

#208: g’scheit schreiben

Seit Anfang der Woche bin ich ganz im Derrida, Deleuze und Philosophie-Fieber. Ich schreibe nämlich eine Seminararbeit über … DAS SPIELZEUG! Ja auch darüber lässt sich klugscheissen. Weil was ist Spielzeug wirklich? Wann ist was Spielzeug? Es kann sich ständig ändern, kann einmal DAS sein, dann was anderes. Das was jeder eben entscheidet. Schaut man sich Kinder an, dann sehen wir, dass aus dem Ast von Kampfwaffen (Wohl das Beliebteste, was noch urzeitmenschlich in uns verwurzelt ist.) bis hin zu Schistecken umfunktioniert werden. Unsere Legomaxerln habe keine Hände, Haare und manchmal hängt der Kopf auch nur am Fuss des anderen Maxerls. Nichts scheint so wie es ist und nichts muss so sein!

Etwas was wir Erwachsene eigentlich eh schon vergessen haben. Aber wir uns unbewusst dies durchaus noch zu Nutze machen, indem wir im Sport unsere Schuhe auf einmal zum Sündenbock des verlorenen Spiels machen, der Schläger nicht mehr der ist, der er einmal war. Oder denkt man an die Spielchen, die wir im Job oder in der Gesellschaft spielen, wo wir Kleidung und andere Machtsymbole zu unserem Spielzeug instrumentalisieren, um etwas darzustellen, wo wir uns fragen können, ob wir das überhaupt sind.

Somit beschäftige ich mit dem Zeug und versuche Parallelen zu ziehen, die uns keine Antworten geben müssen, aber einen Gedanken, der wiederum zum Nächsten führen kann.

Reisebericht: Mönichkirchen im August

Einen der besten Schweinsbraten gibt es in Mönichkirchen im Berggasthof Schwaig, wobei es jetzt nicht nur um das Fleisch selbst geht, sondern vielmehr um den Saft. Mir war schon schlecht, und ich konnte nicht aufhören den Saft mit dem Brot aufzutunken. Unser Vorteil war, dass wir 2 Tage auf der Hütte, die das Schwaig vermietet, waren und somit zur Verdauung jederzeit in den Wald konnten.

In diesen 2 Tagen haben wir unsere Pilzkenntnisse vertieft, nicht nur, dass wir ein paar Eierschwammerl gefunden haben, wir waren im Steinpilz und Herrenpilz-Himmel angekommen, wobei wir lange nicht so viel gefunden haben, wie andere, die ständig mit vollen Säcken um uns herumliefen. Aber das war uns gleich, wir (meine Freundin P und ich) sind mit 3 Kindern durch den Wald gewandert, haben die Burschen mobile Klos bauen lassen, Stecken für alle möglichen Waffen und Angeln angesammelt, am Hochstand so getan, als ob wir ganz viele Tiere sehen würden und Yogaübungen gemacht, nachdem der M. mal kurz blaue Lippen bekam.

Große Fans waren wir auch der Roller und Go-Kart Bergstrecke, die wir uns zumindest 2 x im „gesenkten-Sau-Modus“ runterfahren trauten, beim dritten Mal und einem Kart-Überschlag von M. (wieder er leider), aber glücklicherweise ohne M. im Kart, waren wir dann dankbarer für die Helme und fuhren gesitteter den Hang hinunter, dafür gab es anschliessend eine Stärkung für uns alle. Natürlich nur mit dem besten Schweinsbratensaft mit Knödeln und ganz viel Brot …

#207: die Mischung macht’s

Dieses Wochenende war am Karlsplatz das Strassenkünstlerfest und am Heldenplatz das Erntedankfest, am Sonntag haben wir uns zwischen diesen beiden Welten bewegt. Während am Karlsplatz ein Kärtnerbua Volkslieder in schönster Reggae-Manier interpretierte, spielten am Ring Blasmusikkapellen und es wurden Blumen, Wein und Gemüse verteilt. Die Welten könnten nicht gegensätzlicher sein zwischen Dirndl und Dreadlocks und doch sind beide unerlässlich für uns.

Wer sagt uns, dass das eine besser ist als das andere? Traditionelles Kulturgut gegen traditionelles Kulturgut, nur in seiner jeweiligen Sprache übersetzt. Ich fand es an beiden Plätzen großartig, weil es doch nur die Mischung ausmacht und uns die Möglichkeit gibt aus beiden Welten das Beste für uns herauszuholen.

NACHTRAG: jetzt habe ich gerade den Artikel im Standard von Fr. Weissensteiner gelesen und frage mich, wenn man das so liest, ob ich mich schämen muss, dass ich dieses Erntedankfest gut finde. Na gut, ich war nicht am Samstag oder Freitag dort, habe keine politischen Reden gehört, auch keine Segnungen und mir ist auch kein Rudelbeten untergekommen. Das Verteilen der Luftballone aus dem ÖVP Wagen war am frühen Nachmittag aus, da die Gasflaschen zum Befüllen alle aufgebraucht waren – habe ich bemerkt, da sehr viele Kinder unglücklich vor der älteren Dame standen. Natürlich geht das Fressen und Saufen immer am Besten. Aber am Karlsplatz war das nicht anders, nur dort war es halt die Ottakringer Brauerei mit mobilen Spritzer- und Bierwagen. Das Erntedankfest gibt vielen Produzenten die Möglichkeit direkt an den Konsumenten zu gelangen, was auch immer daran verwerflich ist, hat mir Fr. Weissensteiner nicht vermitteln können. Das ich nicht objektiv schreiben muss, liegt daran, dass ich hier meine persönliche Meinung kundtue, dass sollte aber eine professionelle Journalistin in den ersten Stunden ihres Studiums lernen vor allem wenn man vermeintlich für ein Qualitätsblatt schreibt.

Psychologie mal anders: Regeln

Was sind Regeln? Sie bestimmen Verhaltensrichtlinien für bestimmte Umgebungen. Unterteil werden sie in explizite Regeln – wer kennt sie nicht die ganzen Verbotsschilder, die unser Leben reglementieren. Oder implizit, indem wir durch Transaktionen lernen mit unserer Umgebung umzugehen – in der Disco neben dem Lautsprecher stehen …

Aber auch gegenüber anderen Menschen abfällig und bösartigst untergriffig zu werden. Dann tut man das einfach nicht. Das wir alle mal lästern oder bereden, was wir persönlich anders machen würden, das ist eine menschliche Angelegenheit, die uns helfen soll, uns besser zu fühlen (Aufwerten). Man muss nur aufpassen, dass es nicht zu einer Abwärtsspirale wird, die nur mehr verletzend ist. Wie weit darf man gehen? Das geben uns implizite Regeln nicht vor.

#206: eine Illusion weniger

Ich dachte wirklich das Tragen einer Schuluniform entbindet mich von der Diskussion über das Anziehen. Meine Prinzessin hatte schon immer das Händchen sich in ihrem eigenem Stil anzuziehen. Schon während des Kindergartens hatten wir entspannte Morgenstunden, da sie sich weigerte etwas anderes als ihren nicht mehr passenden Lieblingspyjama (war ein Niki-Kuh-Ganzkörper-Anzug mit Schwänzchen hinten) anzuziehen. Somit gingen wir damals mit offenen Schlafanzug (getragen, wie einen Blazer) und Kleidung in den Kindergarten. In der Volksschule waren es dann andere eigenwillige Kreationen, aber vor allem ihre Addidas Trainingsjacke (rot), die sie am liebsten täglich trug (es war das Emblem der Schule oben und die Schulsportjacke, die wir jährlich neu bekamen). Diese Jacke hatte die positive Eigenschaft, dass sie ab dem Monat 3 von alleine stand, sicher bedingt durch die Fusseln und die statische Aufladen des ständigen Tragens.
Und jetzt sind wir endlich bei einer Schuluniform angelangt (definitiv ungeplant) und ich hegte die Illusion, dass ab jetzt alles besser werden würde. Keine morgendlichen Diskussionen mehr, die sich in der Sekunde in Schreiduelle verwandeln können, kein „Davon“Gestampfe, kein „Oj Mama, du verstehst das nicht …“, aber dann kam dieser heutige Morgen und ich merkte, dass das alles nur ein Wunschtraum – eine Illusion – von mir persönlich ist, weil selbst jetzt kann meine Prinzessin noch mit mir streiten, da sie Pullover hasst und keinen anziehen will. Muss sie auch nicht, wie sie mir streitend erklärt, während ich aber darauf bestehe (Es ist kalt in der Früh, sie zieht auch keine Jacken an, wenn es nicht gerade schneit.). Somit wieder Gestampfe, laut sein, Diskussionen …

Wenigstens ist der Spielraum der zu diskutierenden Kleidungsstücke begrenzt, aber ob das was hilft?

#205: Willst du meine Freundin sein?

Eine der schönsten und bewegendsten Reden eines Trauzeugen hielt mein Bruder bei der Hochzeit seines besten Freundes Simon. Um seine Frau darauf vorzubereiten, was es heißt zu Simon zu sagen: „Ja, ich will!“ erzählte er ihr von seinem ersten Schultag mit 10 Jahren in der Mittelschule. Damals kam Simon auf ihn zu und der erste an ihn gerichtete Satz war: „Willst du mein Freund sein?“ Und 19 Jahre später ist er der Trauzeuge und ist ihn nie wirklich „los“ geworden.

Und heute erzählt mir meine Prinzessin überglücklich, dass sie an ihrem ersten Schultag schon eine Freundin gefunden hat. Sie sitzt nämlich neben der Valentina und die hat ihre Stifte vergessen, also half sie ihr aus. In der Kirche während des Schulgottesdienstes haben sie sich dann beide gleichzeitig (!) die wichtige Frage gestellt: „Willst du meine Freundin sein?“

Ich finde es schön, wenn das noch so ungezwungen geht. Wie würden unsere Arbeitskollegen oder Nachbarinnen schauen, wenn man so nach ein paar Sätzen fragt: „Willst du meine Freundin sein?“ Wir vertrauen viel weniger auf uns, warten ab, weil wer weiß, vielleicht ist die eh nicht so nett … Und Freundschaft bedeutet ja auch etwas, Zeit, Interesse und Freude zu teilen. Es ist ein Versprechen, dass man sich gibt.

Im Falle meines Bruders eines, dass schon 20 Jahre anhält.

#204: Auf dem Rücken der Patienten

Ich war am Donnerstag das erste Mal in meinem Leben bei einer physiotherapeutischen Sitzung, und das nur weil ich wegen meinem Fuss (die Fusssohle hat mir halt wehgetan) zum Orthopäden ging, und dann neben einer Röntgenüberweisung mit Einlagen hinausging. Das Ergebnis war, dass mein Röntgen der Wirbelsäule jetzt nicht so berauschend ist, wie man sich das selbst halt so vorstellt und ich mit einer Anordnung zur Physiotherapie bei der Gebietskrankenkasse vorstellig wurde. 10 Sitzungen zu 45 Minuten und 10 Teilmassagen zu 15 Minuten so war es zumindest vorgesehen, bewilligt wurden mir 6 Sitzungen zu 30 Minuten. Und das mit wirklich unfreundlichen Worten „mehr kriegen sie ned bewilligt …“ – und ich habe noch nicht mal nachgefragt.

Die Physiotherapeuten waren baff erstaunt, weil ich (was ich nicht wußte) eigentlich Anspruch auf 16 Sitzungen im Jahr habe, und ob ich heuer schon was verbraucht hätte?! Ich habe bis gestern noch NIE eine therapeutische Leistung in Anspruch genommen, und trotzdem bekomme ich noch nicht mal die Hälfte von dem bewilligt, was Usus ist … und dann in einer ausserordentlichen miesen Servicequalität.

Trotzdem beziehe ich die 45 Minuten Sitzung, weil das meine Gesundheit mir wert ist und mir die Mittel zur Verfügung stehen. Was nicht allen möglich ist (eher das Gegenteil). Meine erste Einheit war hart, nicht nur, weil ich mir vor Augen geführt wurde, dass ich viel zu wenig tue (obwohl ich gar nicht so wenig mache, aber eben nicht das Richtige). Laufen und Ausdauersport ist mal auf Eis gelegt und stattdessen muss ein Rumpf, Bauch, Brustmuskeltraining erstellt werden. Frustrierend ist es, wenn einem mit kleinen Übungen (Skorpion aus dem Yoga) gezeigt wird, wie weit ich von Körperbeherrschung entfernt bin. Aber da mein Therapeut schonungslos ehrlich und hart ist, stachelt er mich schon an und schon bin ich heute morgen für die Hälfte meiner Übungen am Boden gelegen und in 2 Wochen … dann,dann wird er schauen …

#203: next steps

Ich bin wirklich aufgeregt, morgen ist der erste Tag der Prinzessin im Gymnasium.

Gestern habe ich mich dem ersten Wahnsinn des Schulmaterialieneinkaufs hingegeben. Natürlich hätte ich auch schon vor Wochen diese Liste abarbeiten können, aber da ich keinerlei Erfahrungswerte (die Volksschule war ein Lercherlschas – wie wir Wiener so schön sagen) hatte, was Mengen von Einbänden, Farben, Ordnern usw. hatte, bin ich ziemlich blind in diese Welt eingetaucht. Es war furchtbar, zu viele Einbände, Menschen und Geld in einer gefühlten Ewigkeit. Die größte Challenge war Einlagen (kariert) mit 2 (!) Löchern für Ringmappen zu finden. Ich bin daran gescheitert und so gibt es nur 4löchrige Blätter für meine Tochter.

Meine Prinzessin verwandelt sich leider, wenn sie rund um Stifte, Malkästen, Radierer und Spitzer ist, in ein mir unbekanntes Wesen. Ich würde es ja am liebsten verbieten, dass jedes Drum hunderttausend Mal in die Hand genommen wird, weil das ja die anderen Kinder genauso tun und somit exponentiell die Bakterien sich vermehren können, und nein ich bin kein Phobiker. Sie kennt auch jeden Stift und den Vorteil und Nachteil von diesem. Ich will hingegen einfach nur die Liste entsprechend abarbeiten, schnell draussen sein – was sowieso eine Illusion ist – und mich daran erinnern, dass ich das nächstes Jahr ganz anders machen werde. Aber wahrscheinlich ist auch das eine Illusion.

Faszinierend ist, dass es aber Mütter gibt, die diese Einkaufstour geniessen mit den Kindern vor Malkästen stehen, um mit ihr zu beraten, welche Farbe jetzt schöner ist, ob das Design auch zum Werkkoffer passt und einen Freudenschrei ausstößt, wenn der Glitzerstift mit Federn dann endlich gefunden wurde.
Leider erinnere ich mich nicht mehr daran (vielleicht will ich das auch nicht), ob ich als Kind auch in einem „Stifte“-Wahn gelebt habe (dunkle Zeiten erinnern mich an Duftstifte und Tauschgeschäfte). Aber ich erinnere mich daran, dass ich an meinem ersten Schultag Bauchweh hatte und so fühle ich mich auch gerade, also manche Dinge ändern sich doch nicht.