Archiv des Autors: Biegenzahn

#257: social media junkie

Ich bin ein Social Media Junkie, dass sage ich jetzt ganz offen und ehrlich heraus. Das hört sich ein bisschen nach „süchtig“ an, und schon alleine, dass ich süchtig und Anführungszeichen stelle, zeigt ja, dieses ambivalente Verhältnis zwischen Junkie-sein, süchtig-sein und professionell-beruflicher Nutzung. Natürlich nutze ich meine Accounts privat, aber sie sind auch ein Ausdruck meiner beruflichen Rolle, nicht umsonst stellen sie Referenzen dar, und werden auch seitens Unternehmen, Partnern und Headhuntern geprüft.

Wer seine Profile, wie Twitter, Facebook, Instagram oder Pinterest und Blogs regelmässig wartet, befüllt und beantwortet, arbeitet bis zu 30 Stunden in der Woche zusätzlich zu seinen Aufgaben wie Job, Familie und Freunde. Wer also seine Profile auch beruflich genutzt wissen will, und nicht so viel Zeit aufwenden kann und möchte, muss selektiv arbeiten und vor allem wohl überlegt.

Mein eigenes Nutzungsverhalten hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Ich habe 2002 mit Blackberry begonnen, konnte auf einmal zu jeder Zeit meine Emails abrufen und ständig online sein. GPRS war damals Highspeed und ich schaute gespannt auf die Emails, die sich l a n g s a m aber mit einer faszinierenden „Geschwindigkeit“ heruntergeladen haben. Ich liebte es mobil zu arbeiten und zwar jederzeit und überall, dass ich sogar dafür bekannt wurde noch im Kreissaal meine Übergaben zu schreiben (ich hatte 23 Stunden ZEIT).
Heute muss ich nicht mehr ständig meine Emails prüfen und nutze bewusst „Auszeiten“ wie auch „On-Air-Zeiten“. Ich habe gelernt, dass ich gerne teile und zwar nicht nur meine Gedanken, sondern auch meine Erfahrungen, Wissen, Vorlieben aber eben nicht ALLES! Es sind eben nur Ausschnitte.

#256: Bosnien zwischen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit

Bosnien ist ein Land zwischen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, als ich dieses Wochenende im Land meiner Mutter war, war dies mein erster Gedanke, als ich auf den immer noch kaputten Straßen Richtung Doboj fuhr. Auf der Seite Felder, die nicht abgetragen wurden, da das Hochwasser letzten Mai in dieser Region alles zerstörte. Häuser, die leer stehen mehr als die Jahre zuvor. Eine Landflucht beherrscht diese Region, die die bleiben stürzen in ein noch größeres Dilemma. Es fehlen nämlich Ressourcen an allen Enden und Ecken.

Die Hoffnung besteht darin, dass eine Öffnung in Richtung Europäischer Union erfolgt, die nicht nur wirtschaftliche Stabilität bringt, sondern auch eine gesellschaftliche. Die Armut und Hoffnungslosigkeit mit der die Menschen konfrontiert sind, fördert nur die neuerliche Konfrontationen zwischen den Nationalitäten. Die Radikalisierung, die sowohl in Moscheen als auch in den Kirchen (orthodox und christlich), wie auf den Fussballplätzen stattfinden, ist ein Hort für zukünftige Konflikte. Die Frage ist, ob wir in Europa wieder nur die Position des Zusehenden übernehmen oder aktiv einschreiten.

#255: Mrs. Biegenzahn drives her Ferrari-lari-fari

Am Dienstag war ein richtig schöner sonniger Tag, zwar noch etwas kühl, was mich dazu veranlasste mein feuerrotes Puch Rubin Rad herauszuholen, um damit auf die Universität zu fahren. Voller Motivation und meinem Rucksack trat ich in die Pedale, um 40 Minuten später am Oskar Morgenstern Platz anzukommen. Dazwischen kämpfte ich gegen den Wind auf der Reichsbrücke, um mir bei der Vorgartenstrasse einen selbstgepressten Saft zu holen (der Beste und Günstigste in Wien). Natürlich wurde ich von den sportlichen Radfahrern überholt, aber ich hatte zumindest subjektiv das Gefühl, dass es nicht so dramatisch war, wie die Jahre zuvor, wo mich sogar mal jemand ohne Sattel so schnell mal überholte.

Was ich immer noch nicht gelernt habe, ist cool am Fahrrad stehen zu bleiben, um mich an der Stange des Straßenschildes festzuhalten. Wobei es weniger um das Festhalten selbst geht, als um das anschliessende Weiterfahren. Aber es reicht ja schlussendlich schon, dass ich ein so wunderbares schönes Fahrrad habe, im sattesten Ferrarirot und klingender Puchklingel. Somit wenn schon nicht sportlich schnell, stylisch schick.

Abgesichert ist mein Rad mit einer Panzerkette (vielleicht bin ich deswegen auch langsamer, weil ich dieses Gewicht mitschleppe), weil stehlen lassen will ich mir mein Kleinod ja auch nicht wirklich. Also freuen wir uns auf den kommenden Frühling.

#254: Last Night a DJ …

saved my life wäre jetzt wirklich übertrieben, aber er hat zumindest für Unterhaltung gesorgt. Ich war auf einem Fussball-Ball und vor Ort erfüllten sich natürlich alle Klischees, die man sich erwartet. Sogar eine Nationalratsabgeordnete fand sich ein, die Kampfmannschaft mit ihren Spielerfrauen (wie man es sich vorstellt, viele blond und Titten raufgeschnallt), … und natürlich auch ein DJ, der neben teilweise übersteuerten Latinosongs (Shakira hat echt eine schrille Stimme) auch die komplette Palette des deutschen und italienischen Schlagers bedienen konnte. Ich habe dort Lieder gehört, die zum eigentlichen früheren Sonntagsmittagessen zu Hause (nachdem man die Mittagsglocken auf Radio Niederösterreich hören mußte) gehört haben.

Wobei das wesentlich Erschreckendere daran war und ist, dass ich die alle mitsingen konnte. Was durch anwesende Personen missinterpretiert werden konnte. Und es tut mir leid, dass ich Adriano Celentano mit Don’t play that song for me … it’s bringing back the memory… erkenne. Schuld ist nur das Elternhaus!

Aber der DJ war nicht nur eine Sensation, weil er diese Erinnerungen geweckt hat, sondern weil er einfach noch ein DJ der alten Schule ist, der dazwischen auch immer wieder ins Mikrophon sprechen muss (ob das ein Zwang ist?). Informationen auf die keiner wartet, die keiner braucht … Wobei als er uns daran erinnerte, dass es noch Lose gibt, weil es ein Dabled (bitte mit Meidlinger L) zu gewinnen gäbe, da sind wir natürlich auch gegangen, um die Pflicht des Losekaufens zu erfüllen. Aber mein persönliches Highlight war, als ich einen Musikwunsch äußerte, seine Rückmeldung: „Jetzt spiele (Meidlinger L, das sp bitte härter Betonen) ich noch ein bisl 3 langsame Nummern, daun kommt da Latino und da Jovi und daun spü I da deins, Puppe.“

Als ich das im O-ton wiedergab, wollte mir natürlich keiner glauben, aber als dann Mr DJ diesen Satz genauso ins Mikrophon sprach, da war es, als müsste es so sein.

#253: Wozu Baustellen wirklich dienen!

Selbst in Wien lerne ich noch etwas über Sizilien. Als ich letztens mit einem Fast-Italiener (angeheiratet) gesprochen habe und von meinen aufregenden Baustellenerlebnissen berichtete, fragte mich S., ob ich wissen würde, warum es so viele Baustellen auf Sizilien gibt?

Meine Antwort war eindeutig naiv und auf das bezogen, wozu man Baustellen benötigt, und zwar um etwas zu bauen. Aber weit gefehlt, laut S. (der durch die italienische Familie den Süden sehr gut kennt) gehören viele Baustellen der Mafia, die kein Interesse daran haben diese Baustellen zu schliessen, da angeblich diese sehr hilfreich sein können, wenn man eben etwas zu entsorgen hat und das kann schon einmal vorkommen.

Man lernt doch nie aus …

#252: Stolz

Ich weiß Eigenlob stinkt, aber trotzdem darf man und muss man auch auf sich selbst stolz sein. Ich habe in den letzten Monaten intensiv an 2 wissenschaftlichen Arbeiten geschrieben, die sich mit dem Thema Moral und Recht beschäftigen und dann auch noch in englischer Sprache. Es war überhaupt mein erster Versuch etwas wissenschaftliches in englischer Sprache zu schreiben und ich hatte einen Mörderrespekt davor.

Nicht nur, dass man seine Gedanken – die nun mal auf deutsch in einem Gestalt annehmen – eben nicht nur 1:1 übersetzen kann und darf, sondern eben auch diese in die richtigen Wort fassen sollte. Und beim Schreiben und vor allem viel Schreiben, ist es wie ein „Auswurf“, den ich dann mal nicht ansehen kann. Ich lasse alle meine Worte frei und möchte dann eigentlich nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Schwer, wenn es um wissenschaftliches Arbeiten geht und illusorisch, wenn es um eine Fremd-Sprache geht.

Und heute habe ich in mein Prüfungsprotokoll hineingesehen und habe für beide Arbeiten eine gute Note bekommen. Ich bin wirklich stolz auf mich. Und zwar wirklich wirklich. Und ich bin stolz auf Alle, die sich von mir quälen lassen müssen, wenn ich Sparring Partner brauche, für Englisch, für Kant, für Moral, für Recht, für’s Schimpfen, weil eh nicht alles so funktioniert in dem Moment, wie ich es will …

#251: Wieder retour?

Jetzt bin ich ein paar Tage wieder in Wien und ich bin zwar schon wieder fleissig in meinem Alltag integriert und doch bin ich noch nicht zur Gänze angekommen. Es gibt so einiges, wo ich merke, dass ich noch nicht ganz da bin. Manchmal ist mir meine Wohnung einfach zu groß, da steht so viel herum und ich laufe so viele Schritte um doch nur eine Kleinigkeit zu erledigen. Oder ich mag gar nicht in den Supermarkt einkaufen gehen, weil ich das Obst und Gemüse dort sehe und keine Lust darauf habe und leider unsere nächste Gärtnerei Ganger erst im Frühling wieder öffnet. Und ich mag den Winter auch nicht mehr.
Auch das mit dem Fernsehen ist so eine Sache, ich habe ihn bis auf heute nicht mal eingeschaltet.

Ich gehe davon aus, dass es teilweise vorübergehende Anwandlungen sind, vor allem das mit dem Fernsehen. Oder der zur großen Wohnung, weil an vieles gewöhnt man sich einfach wieder schnell. Was ich jedoch gerne beibehalten möchte, ich will frisches Obst und Gemüse, aber auch andere Lebensmittel verstärkt beim Nahversorger kaufen. Es ist ein gutes Gefühl, nicht nur wegen der Nachhaltigkeit, sondern auch, weil es mir und uns anders schmeckt. Sogar mein Obst- und Gemüseverweigernder Bub hat einmal Karotten probiert und war zumindest an den Erdbeeren interessiert.

Da es aber genug zu tun gibt, noch weitere wissenschaftliche Arbeiten schreiben, mein Semesterprogramm vorbereiten und ein Projekt evaluieren, wird mir nicht langweilig werden und alles wird wieder seinen gewohnt chaotischen Gang gehen. Und was aber das Großartigste ist, wieder die Menschen um mich zu haben, die mich lieben und schätzen, wie ich bin.

#250: Sizilien und ich – Etoile d’Or mein sizilianischer Held

Heute ist mein letzter Abend auf Sizilien und in Catania und bisher waren Catania und ich ja nicht so auf einer gemeinsamen Wellenlänge. Heute Abend im Café Etoile d’Or in der Nähe des Botanischen Gartens und der Villa Bellini haben mein Sohn und ich unseren fast täglichen Cafehausbesuch absolviert. Bei Café, Aperol Spritz und einen Eistee serviert mit Chips haben wir mit mehreren Partien Uno den Abend eingeläutet, da richtige Restaurants erst ab 20 Uhr öffnen.

Obwohl es nicht wirklich kalt draussen war, war es auffällig, dass in das Café immer wieder ältere Personen kamen, die einfach nur im Raum standen oder sich mal kurz hinsetzten. Es fiel mir auf, da keiner etwas konsumierte und die restlichen Tische aber besetzt waren. Und es durchaus passieren konnte, dass sich zu einem Mann, der alleine saß und Café trank noch ein Weiterer dazu setzte. Ich war mehrfach versucht, Café zu bestellen, damit sie eben nicht hinausgeworfen werden, was aber gar nicht passierte.

Als ich dann zur Kasse ging, in den Cafés gibt es jemanden bei der Türe, der kassiert, konnte ich noch nicht zahlen, da der Mitarbeiter (Besitzer?) gerade einem alten – gebrechlichen Mann – eine warme Mahlzeit am Teller hinhielt und im einen Platz zuwies. Der Mann war etwas überfordert und ich in dem Moment auch. Ich kann nicht beschreiben, was ich empfunden habe, wie man hier mit Menschen, die sozial mehr als nur benachteiligt sind, und in Catania wirkt es so, als ob es wirklich viele wären, so wertschätzend umgeht. An der Kassa habe ich dann nicht nur meine Getränke bezahlt, sondern auch ein paar Essen.

Vielleicht ist dieses Café einzigartig, vielleicht hatten die Menschen heute Abend auch einfach nur Glück und der Mitarbeiter (Besitzer) einen guten Tag! Ich weiß es nicht, mich hat es einfach nur zu tiefst berührt.

#249: Sizilien und ich – der Endspurt

Nur noch 2 Tage und dann ist dieses Abenteuer zu Ende. Wie schnell fast 4 Wochen vergehen, wobei zwischenzeitlich, vor allem als der Jr krank war und mit seinen Feuchtblattern starke Schmerzen hatte, war ich schon etwas verzweifelt, ob ich das noch weiter durchstehen möchte. Aber da es keine Alternative gab mit einem ansteckendem Kind, haben wir das Beste daraus gemacht und auch die unkomplizierte Art und Weise der Sizilianer mit dieser ansteckenden Krankheit umzugehen, hat uns sehr geholfen.

Ich mein, ich war mit ihm unter lauter Kindern spielen und es hat sich keiner daran gestört. Die Nonna in dem einem Agroturismo hat ihm Kekse gebacken, da hätten wir die ganze Weihnachtszeit genug gehabt. Diese Freundlichkeit und Offenheit der Menschen wird mir auch sicher fehlen. Mein Sohn hat glaube ich noch nie so oft in seinem bisherigen Leben gehört, wie hübsch und süß er ist. (Naja sie kennen ihn auch nicht so, wie ich)

Was mir noch fehlen wird, das frische Obst und Gemüse und der Espresso um 0,70 – 0,90 €. Aber für den Espresso habe ich mir so eine Kaffeemaschine für den Herd gekauft, weil das letzte Mal, als ich im Latium war, habe ich die ersten 2 Tassen unserer Nespresso Maschine weggeleert (dachte, die Maschine ist kaputt), die Maschine entkalkt (dachte lag daran), um mich dann wieder daran zu gewöhnen.

Was ich lange nicht brauche? Pizza, da wir die letzten 3 Tage täglich Pizza gegessen habe, auf Wunsch des Nachswuchses, aber die war auch sensationell – Pizzeria Kaos (in Siracusa, junges Team). Was ich ja witzig finde, ist, dass sie auf Pizzen Pommes draufgeben, also es ist definitiv kein Faux Pas für die Kinder Pommes oder Patatine Fritte zu bestellen.

Worauf ich mich freue? Auf all‘ JENE Menschen, die das sowieso wissen, wie sehr sie mir fehlen! Und dann noch auf mein Bett, auf gute Sushi und eine dicke Scheibe Vollkornbrot!

#248: Sizilien und ich – Monticelli vs Domus

Ich kenne jetzt Sizilien vom Norden, Osten und Süden und ein bisschen im Westen und natürlich habe ich auch das Landesinnere erkundet. Das Landesinnere ist ja besonders spannend, nicht nur, dass das Autofahren eine Herausforderung ist, jegliche Tal- und Bergfahrt wird mit 10 % angezeigt und das ist bei weitem untertrieben, sind die Strassen mit Schlagschluchten, Rissen, Schotter oder Sperren ausgestattet. Auch landschaftlich, kulinarisch und menschlich gibt das Landesinnere extrem viel her.

Ich war in Mussomeli und dort im Agroturismo Monticelli. Nicht nur, dass die Küche jederzeit zu benutzen war, was uns und dem Besitzer am Dienstag Abend ein Oliven-Apfel Risotto beschert hat; er hat mich nämlich gefragt, ob ich – wenn ich für meinen Sohn Abendessen mache – auch für ihn etwas kochen könnte; so hat er für uns eine Flasche seines Lieblingsrotweines geöffnet. Es war ein Abend, wie unter Freunden, entspannend und großartig und hat wieder die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Sizilianer unter Beweis gestellt.

Was hat jetzt meine Überschrift mit dem Beitrag zu tun? Seit gestern bin ich im Domus in Syrakus einem 4 Stern Hotel, welches mit Spa und Wellness punkten möchte. Und wenn ich jetzt dieses 4 Stern Hotel mit dem Agroturismo vergleichen muss, dann ist das Domus mehr als enttäuschend. Nicht nur, dass der Indoor Pool im Monticelli wesentlich größer und angenehmer ist, so muss man nicht extra dafür zahlen, was ich bei einem 4 Stern Hotel mehr als befremdlich finde. Aber hinter dem Domus Mariae Benessere steht auch die katholische Kirche und die hat anscheinend ihr Raubrittertum auf einen modernen Level erhoben. Auch das Fitness Studio ist im Monticelli größer und moderner – hier im Domus befindet sich das Fitness Studio in einem Einzelzimmer *augenzwinker* … und das WLAN ist alles andere als stabil und verfügbar.
Aber so lernt man dazu und ich würde jederzeit wieder lieber in ein Agroturismo fahren.

Wo das Monticelli dazu lernen müßte? Am Frühstück! Eindeutig, vor allem, wenn ich an die frischen Produkte aus dem Montalbano denke. *Seufz* so geht langsam – noch 5 Tage – ein Sizilien Urlaub zu Ende!