Archiv der Kategorie: Freunde und Lifestyle

#281: selbst ist die Frau

Ich bin ja wirklich stolz auf mich, neben dem Ausmalen (was ich schon oft, oft, oft gemacht habe) habe ich mich erstmals im Tapezieren geübt. Und es sieht super aus, also abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, die wenn sie auch auffallen als künstlerische Eigenwilligkeit zu sehen sind. Ich habe zwei Toiletten tapeziert und beim zweiten Klo habe ich mich schon professionalisiert, besserer Kleister, besserer Tapeziererpinsel und nicht die Schaumgummirolle zum Glattstreichen (weil gerade nichts besseres vorhanden war). Ich habe übrigens jetzt auch 2 Tapeten geshoppt, die ich einfach ur schön finde. Was mir am Tapezieren gefällt? Dass man schnell ein Ergebnis sieht, dass einfach stylish und schick sein kann.

Außerdem baue ich fleissig Kasterl zusammen und kann ein Billy schon blind und mit einer Hand am Rücken fertigstellen. Und ich liebe die Ikea Fundgrube. Bei Ikea habe ich sowieso eine großartige Erfahrung gemacht, nachdem ich mein Auto fast ganz beladen hatte, jedoch ein schweres Packerl noch draussen lag (ich bin ja Meister bei Ikea Tetris), überlegt ich gerade, wie ich die Hebelkraft einsetzen könnte, um die 30 kg ins Auto zu bekommen. Da blieb ein älterer Herr (arabischer Herkunft) einfach mit seinem Auto stehen, stieg aus und hob mir das Paket hinein. Einfach so.

Als er meine Fundgruben Artikel sah, lachte er und meinte, dass wann immer er reinschaut, er nie etwas findet. Manchmal kann das Miteinander so einfach sein.

#280: Raison

Spinoza (ein Philosoph mit Sonderstellung) sagte über die Emotionen: „… der Vernunft widerstreitend, als eitel, widersinnig und abscheulich verschreien …“ und wenn ich manche Artikel und Kommentare zu der jetzigen Flüchtlingsdiskussion lese, dann verstehe ich seine Einstellung. Da Emotionen die Handlungsweisen beeinflussen, sehe ich für ein zukünftiges Europa und ein friedliches Miteinander ziemlich schwarz.

Selbst in der Presse scheinen sich unversöhnliche Meinungen wie die von Herrn Ortner und von Frau Hamann gegenüberzustehen, ganz zu schweigen von den Postings darunter. Es wird gehetzt, gefurchten und dramatisiert.

Ja es sind viele Flüchtlinge nach Österreich gekommen, ja wir können die Auswirkungen noch nicht voraussehen. Ich weiß nicht, ob und wieviele IS Kämpfer sich unter den Flüchtlingen befinden. Und ich habe auch mit keiner Psychiaterin gesprochen oder mit jemanden der jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt … Ich kann auch keine Patentlösung anbieten, wie mit der Flüchtlingssituation umgegangen werden soll. Sicher nicht mit noch mehr Angstmache, Gewalt und Verachtung.

Hilfreich bei meinen Überlegungen ist sicher nicht meine berufliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ethik und Moral, weil über die wollen viele nur dann sprechen, wenn es keinen direkten Anlassfall dazu gibt. Oder wie wollen wir uns unserer Verantwortung stellen?

Ich versuche mich meiner Verantwortung zu stellen mit den Mitteln und Möglichkeiten, die mir möglich sind und offen stehen. Und gefühlt ist das immer noch zu wenig. Vor allem, wenn ich Menschen sehe, die mit leeren Augen vor einem sitzen aber ich dann auch Kinder, die ballspielend durch eine Bahnhofshalle toben, beobachten kann. Helfer, die nicht müde werden, obwohl der ganze Körper davon schreit. Ich will etwas tun, was jedoch nicht heißt, dass das jeder tun soll oder muss oder will oder kann. Ich kann etwas tun, und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Ich muss etwas tun, weil ich es als meine Pflicht sehe. Ich soll etwas tun, weil ich ein Vorbild für meine Kinder sein möchte.

Was ich aber nicht kann ist eine Lösung für diese Situation zu finden. Die Verantwortung eine Lösung zu finden, liegt nicht bei mir und den Postern, Kommentatoren, Hetzern, Träumern, Lügenjournalisten, Wahrheitswissenden und rechten wie linken Fundamentalisten, sondern bei denen die von der Mehrheit legitimiert worden sind. Und die Aufgabe bestünde nach Heins auch darin, dass: „… und drittens sind die Vernünftigen legitimiert, die anderen zur Raison zu bringen.“

#279: ein Sommer wie keiner

Manchmal fällt einem erst im Nachhinein auf, wie sich etwas langsam und schleichend verändert hat. Mein Sommer war so ein Fall. Eigentlich hat alles ganz normal angefangen mit Pfadfinderlager und Kindergarten. Meinen Recherchen für meine wissenschaftlichen Arbeiten und Projekte. Außerdem stand ganz groß am Plan mein Büro und meinen Rückzugsort herzurichten, umzubauen und renovieren.

Womit ich jedoch nicht gerechnet habe, ist die Unzuverlässigkeit mancher Handwerker, die schon teilweise unzumutbar war. Die ersten Tischler habe ich dann nach 2 Wochen meinen Räumlichkeiten verwiesen, nicht nur weil die geleistete Arbeit nicht als Arbeit zu bezeichnen war (selbst der Tischler danach schüttelte ungläubig den Kopf), sondern auch weil in guten Verstecken Jägermeister und Co gesammelt wurden. Diese Abhängigkeit ist nervenaufreibend und zeitintensiv. Aber trotzdem auch da beißt man sich durch und lässt sich nicht unterkriegen. Und langsam nimmt mein zweites Zuhause auch Formen an. Das bei einem Umbau und Renovierungen nicht immer alles glatt läuft, damit rechne ich ja sowieso. Wenn man zum Beispiel ein nicht angeschlossenen Kabel im Kloschacht vorfindet. Oder sich ein einzuziehendes Kabel nicht mehr weiterbewegt, weder vor noch zurück. Beim Ausmalen nicht nur die Farbe herunterkommt sondern gleich der ganze Verputz. Und über das Putzen will ich gar nicht reden. Aber es wird.

Man ist aber nicht nur abhängig von Handwerkern, sondern leider auch viel zu oft von der Meinung und Äußerungen von anderen. Dieses Vertrauen in sich selbst, Fehler machen zu dürfen. Oder auch Grenzen zu setzen, ohne Angst haben zum müssen, dass man weniger gemocht, wert oder was auch immer wird. Dieses Wissen geht einfach manchmal unter, unter im Alltag mit den Kleinigkeit und Großartigkeiten der Probleme und Herausforderungen.
Diese Stärke müssen wir uns manchmal wieder erkämpfen, wie es meine Freund J. bewundernswert gerade gemacht hat. Diese Stärke tragen wir in uns. Aber ich habe auch wunderbare Menschen um mich herum, die mir diesen Tritt in den Arsch mal verpassen. Oder mich in den Arm nehmen.

Und ich habe meine zwei Kinder. Jede/r einzigartig in ihrer Art und Weise. Die mich (noch – gsd) brauchen und mir diese Liebe mal mehr oder weniger oder auch sehr verquert zeigen. Und am schönsten ist es, wenn wir alle gemeinsam lautstark, laut-falsch im Auto „We are the Champions“ singen.

#276: Reisebericht: Kroatien

Jetzt war ich heuer erstmals so richtig in Kroatien urlauben. Eigentlich fast unglaublich, vor allem, wenn man meinem familiären Background kennt oder weiß, dass ich beruflich am Balkan tätig war. Aber heuer war es dann so weit und unsere erste Station war die Insel Rab, da eine liebe Freundin dort ihr Zweitdomizil hat. Was mich sehr überrascht hat, war die relativ schnelle und unkomplizierte Anreise. Da ich relativ viel auf den Balkan fahre (früher beruflich, heute privat) versuche ich immer anti-zyklisch zu fahren und somit konnten wir Rab in guten 6 Stunden 20 erreichen. Auch Pula in Istrien über Koper sind wir anti-zyklisch angefahren (Fr – Do) und waren in ein bisschen über 6 Stunden dort.

Rab ist eine wunderschöne Insel, wenn man von der Fähre auf die Insel fährt, hat man den Eindruck in der Filmkulisse eines Western gelandet zu sein, da die Landschaft sehr karg wirkt. Wobei dieser Eindruck trügt, fährt man ins Innere sind vor allem die Buchten mit wunderschönen Pinienwäldern begrünt. Was uns besonders gut gefallen hat, war die Möglichkeit mit einem Wassertaxi von der Stadt Rab aus zum Frnjak (wenn ich es richtig im Kopf noch habe) zu fahren. Eine kleine Bucht mit viel Schatten und wenig Menschen (zumindest Mitte Juli) und einem traumhaften Meer. Die Badeschlapfen, die ich meinen zwei Kindern gekauft habe, wurden nur von der Prinzessin getragen. Seinem Motto treubleibend „was mich nicht zerstört, macht mich härter“ hat der Bub von jeglicher Fussbekleidung abgesehen (auch später in Istrien). Ich bin zwar mit meinen Flip Flops am Steinstrand herumgelaufen, aber ins Meer ging es dann auch ohne, weil weder die Steine so spitz waren noch die Seeigeln – vor denen man uns gewarnt hat – auffindbar waren. Ich habe selten so ein schönes türkisblaues und sauberes Meer gesehen.

Wobei in Medulin 3 Wochen später in Istrien war nichts mehr von einem türkisblauen Meer erkennbar, was wohl an dem Sandstrand liegt, der elendiglich lange auch ins Meer führt. Das Schwimmen und Schnorcheln ist dort nur bedingt lustig. Außerdem sind wir dort wie die Sardinen Liege an Liege gelegen und das für stolze 18 Euro.
Und wenn wir schon bei den Stränden sind in Pula waren wir auf Verudela und Premantura (einem Naturschutzgebiet). Verudela war ähnlich Medulin ziemlich überlaufen und selbst die Steinplatten mit Handtüchern und Matten übersät. Dafür schon ein schöneres Wasser, wahrscheinlich hätte man noch tiefer hinein gehen sollen, zumindest war das unser Eindruck beim Spaziergang.

Premantura ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet, welches so groß ist, dass sich die Menschenmassen einfach verlaufen und man wirklich Fleckchen finden kann, die man in aller Ruhe belegen kann (falls nicht Nudisten kommen, die nackt rülpsend und furzend neben einem Snacken wollen). Ich war mit meiner Prinzessin Tandem-Kajak fahren, eine anstrengende aber lohnende Erfahrung. Wir haben die Fußspuren der Dinos entdeckt (mehr mein Jr. als ich). Und viel zu wenig dieses Gebiet erkundet.

Was man für den Strand braucht? Matten, die so aussehen wie die Sitzauflagen der Altherren- und Damen Liegestühle und am besten kauft man sie im hiesigen Supermarkt. Weil an den Standerln auf den Ständen zahlt man das doppelte mehr! Wir hatten unsere Ikea Soft-Kühltasche mit, da wir im Apartment immer die Kühlakkus frieren konnten und somit waren wir immer mit kalten Wasser und auch mal Prosecco ausgestattet. Es war so heiß, dass wir uns hauptsächlich von Wassermelonen, Gurken, Brot oder Burek ernährt haben.

Essen … und Trinken. In Rab gibt es in der Altstadt gute Restaurants und in Barbat geht man gerne zum Franjo. Aber wirklich glücklich bezüglich Essen bin ich in Pula geworden. Besten Cevapcici: Kod Kadre, sie schmecken wie bei meiner Baba mit dem richtigen Brot und viel Zwiebeln. Bester Fisch: Salt&Pepper in Medulin, welche auf dem Kohlegriller frisch gegrillt werden. Eine Fischplatte für Zwei, daran würden alle Damen meiner Mädelsrunde essen können und nicht hungrig heimgehen. Bestes Fleisch: Konoba (Art Heuriger) Medeja. Eine junge Frau, die dieses Lokal betreibt mit hochwertigsten Zutaten und prämierten Olivenöl.

Alles in Allem ein gelungener Einstieg für uns Kroatien-Neulinge.

#274: Vespa

Rot ist ja nicht meine Lieblingsfarbe, aber seitdem ich ein rotes Puch-Fahrrad fahre, bin ich ja sowas wie der rote Blitz Transdanubiens und mit meiner roten Vespa LX50 mit rotem Kennzeichen kaum noch aufzuhalten.

Ich weiß, ich weiß, ein rotes Kennzeichen ist jetzt nicht unbedingt für einen Geschwindigkeitsrausch bekannt, aber was will ich in der Stadt schon grossartig schneller als 50 km/h fahren? Es reicht mir schon mich auf mein italienisches Lebensgefühl zu setzen, um dann von A nach B zu kommen. Somit die mit dem Dauergrinsen im Gesicht, die bin ich.

Ich bin ja schon seit meiner Kindheit ein Roller-Fan, als mein Papa noch eine Bonnie, dann eine Vespa, eine andere und zu guter Letzt eine Malagutti fuhr. Sonntags durfte ich dann mitfahren mit zwei Kübeln in der Hand, Schwämmen und Politur, um beim Hydranten das Gefährt auf Hochglanz zu bringen. Mitzufahren war immer ein Stückchen Freiheit für mich. Und diese Freiheit fühle ich auch heute noch, obwohl doch gänzlich irrational. Gerade deshalb hat sich mit meiner Vespa ein Traum realisiert, indem sie mir ein Stück Freiheit in dieser organisierten, strukturierten und doch chaotischen Welt gibt.

#273: Listen

Ich will es nicht einsehen, aber ich werde alt. Ich weiß das. Auch wenn ich es nicht so fühle.

Meine erste Midlife-Crisis bekam ich ja mit 25 Jahren. Und zwar genau am Tag meines Geburtstages. An dem Tag sollte ich mit Freunden in einen Club Danube Fussball oder Squash spielen gehen. So ganz genau, kann ich das nicht mehr sagen (Altersvergesslichkeit?). Und ich lag irgendwann vor diesem Spiel auf meinem Bett und heulte. Und ich heulte so richtig aus purer Verzweiflung, denn ich wurde alt und das wurde mir einfach bewusst.

Natürlich kann man sich denken, dass man mit 25 Jahren noch weit davon entfernt ist, alt zu sein oder zu werden. Aber ganz ehrlich mit 25 begann ein Abschnitt für mich, der gleichbedeutend damit war, dass ich Erwachsen werden musste. Mit 25 Jahren ist man ein Vierteljahrhundert alt, was gleichbedeutend damit ist, dass man einfach mal noch so 2 – 3 1/4 Jahrhunderte hätte und dann wäre es vorbei. Und auch nur im besten Falle. Und in dieser relativ kurzen Zeit hat man wirklich viel zu erledigen. Job und zwar ein guter, gescheiter und vor allem gut bezahlter. Familie, Kinder – wenn man das will oder kann – zu gründen und bekommen. Wohnsituationen entsprechend meistern und einen Großteil der Welt erkunden. Und dafür alleine hat man in Wirklichkeit wieder nur 1/4 Jahrhundert Zeit, weil ab 50 will man nicht noch immer schuften und tun und lassen. So zumindest stellte ich mir das mit 25 Jahren vor. Also meiner Meinung nach, Grund genug um weinen zu dürfen. Weil ganz ehrlich, was hatte ich bis damals geschafft? Matura und arbeiten und ein bisschen Spaß haben (definitiv zu wenig aus damaliger Sicht). Mein Studium war damals noch nicht abgeschlossen, dafür war ich jobmässig wirklich gut unterwegs (Etat Direktor einer Werbeagentur). Kinder und seriös werden, davon war ich meilenweit entfernt.

Abseits dieser Probleme von, was noch wie zu schaffen wäre, war das wirklich größte Problem: Ich würde erwachsen werden müssen. Auch wenn manche jetzt lachen oder das nicht ernst nehmen können. Damals, wie auch heute (teilweise) ist das ein Thema für mich. Ich glaube ja persönlich, dass ich diese Herausforderung ganz gut gemeistert habe. Und trotzdem gibt es so Listen, die es zu erfüllen gibt, die einem das innere Kind als Hausaufgabe mitgegeben hat. Und meine rote Vespa ist jetzt die, die so ein wunderbar glückliches Kind mit sich führt und dabei ständig an Adriano Celentano denken muss.

#272: Extreme

Ich habe immer wieder das Problem, dass man mich fragt, welche Position ich einnehme, und dann nicht entsprechend den Erwartungen antworten kann und möchte. Das geht mir nicht nur in der Philosophie so, und da gibt es tendenziell unendliche Richtungen angefangen vom Realismus, Antirealismus, Kognitivismus, Non-Kognitivismus usw. wie auch in der Politikwissenschaft. Folge ich dem Neoliberalismus, Kommunismus, Marximus, Feminismus, Keynesianismus usw. usf? Und ich denke, dass ich schon grundsätzlich verstehe, was hinter jedem dieser Labels sich an Inhalten versteckt, jedoch trotzdem verstehen noch lange nicht heißt, dass ich dahinter stehen kann, will oder möchte.

Feminismus sehe ich schon als notwendige und wichtige Errungenschaft des letzten Jahrhunderts – bedenke man(n), dass häusliche Gewalt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts keine Straftat war! Aber darum geht es mir nicht. Es geht um diese Belehrungen der Populisten von links, rechts, Osten und Westen beziehungsweise Norden und Süden. Jeder spricht nur mehr von der Lügenpresse, gleich ob Pro oder Gegen-irgendetwas. Im Bausch und Bogen werden einfach alle einmal in einen Topf geworfen, weil die die Bösen sind, und zwar ganz gleich wer die „Bösen“ tatsächlich sind. Grexit ja oder nein, Oxi oder nicht-oxi, daraus werden Grundsatzdebatten gebastelt, die jegliches Fundament des Vertrauens erschüttern. Aus Freunden, werden komische Menschen, die divergierende Meinungen einnehmen. Und mit Schulterklopfen erkennen wir, wer wirklich auf unserer Seite steht und wehe, wehe dir, wenn nicht.

Ich weiß in vielen Themenbereichen nicht, wo ich heute stehe. Ich weiß einfach zu wenig. Und ich glaube auch niemanden anderen von denen, die sagen, ich kenne die Wahrheit über … Ich weiß aber, dass ich gegen Verhetzung bin. Ich weiß, dass ich für „Gleichheit“ bin. Ich weiß, dass ich gegen Intoleranz bin. Ich weiß, dass ich für das Wissen bin. Sir Karl Popper meinte schon „Ich erlaube mir gegen die Intoleranz intolerant zu sein.“

#271: Wurzeln

Was in Graz passiert ist, hinterlässt mich einfach fassungslos. Ich kenne Grazer und Grazerinnen, SteirerInnen und viele Menschen, die die Stadt lieben und immer wieder gerne hinfahren, weil es einen wunderbaren Charme hat – eine Landeshauptstadt mit Kleinstadtcharakter. Verstehen kann ich nicht, was einen jungen Mann dazu treibt einfach loszufahren, ohne Rücksicht darauf wer einem im Weg steht. Ein Kind ist tot, einfach so, sowie zwei weitere Menschen. Unzählige Menschen verletzt.

Ich verstehe vieles nicht, den Täter nicht und nicht die Verhetzung gegen die Wurzeln eines Menschens. Es ist etwas unmenschliches passiert, etwas was über unsere Herkunft weit hinausgeht. Es trifft uns dort, wo wir alle gleich sind, in der Vergänglichkeit unseres Daseins.

#263: Netzwerke

Wenn ich darüber nachdenke, wie meine Mutter noch vor 30 Jahren mit ihren Problemen, gleich wie mächtig klein sie vielleicht waren, umgehen musste, dann merke ich, wie froh ich bin, wie wir Frauen uns stärker und unserer selbst bewusst geworden sind. Wir sind heute viel stärker vernetzt.

Google Plus mag sich zwar nicht durchgesetzt haben, aber ihre Bubbles oder Kreise spiegeln schon die Relationen zwischen uns und unseren Freunden, „Freunden“ und „Freunden von Freunden“ oder den Kollegen den „Freunden der Kollegen“ und so weiter dar. Interessant wird es dort, wo sich Überschneidungen finden, nicht nur bei den Bubbles, sondern auch bei den Interessen, Einstellungen und Meinungen.

Wir Frauen bewegen uns in einem mehrstufigen Model, dass wesentlich differenziert ist als noch vor 30 Jahren beziehungsweise auch differenzierter wahrgenommen wird, vielleicht auch aus der Notwendigkeit heraus, dass sich das Frauenbild verändert hat. Es ist weniger als 20 Jahre her (ein paar Jahr auf oder ab), dass häusliche Gewalt Eingang in das österreichische Rechtssystem gefunden hat. Ich habe Freundinnen deren Mütter ihre Kinder „abgeben bzw. aufgeben“ mussten. Heute für uns undenkbar.

Ich bin froh, dass ich meine Bubbles habe, egal ob es die Frauen sind, die bei mir im Haus wohnen und mir in der Sekunde Hilfe anbieten (auch Anteilnahme und angebotene Unterstützung ist schon Hilfe), wenn die Kinder oder ich nicht so rund laufen, oder die Queens die genau wissen, dass „Perfekt aussehen müssen nur die Frauen, die sonst nichts können“ und die Zeit, die wir miteinander teilen einfach die, wertvollste ist. Oder oder oder …

Es sind diese Netzwerke, die uns helfen werden auch in Zeiten, wenn wir zu alt für den Arbeitsmarkt sind, zu blöd für unsere Kinder, zu zickig für die KollegInnen, zu unattraktiv für Männer oder zu jung um krank zu sein.

#262: Wenn die Worte fehlen

Nachdem ich mich die letzen Jahre stark mit den Aspekten der Ethik in der Gesellschaft und in der Wirtschaft beschäftigt habe, gehe ich zur Zeit – für mich – ein paar Schritte weiter und tauche phänomenologisch in die Welt der Emotionen ein. Nicht nur von aus einer Ich-Perspektive heraus, sondern auch was solche für ein „Uns“ bedeuten können. Ob sie überhaupt vorhanden sind oder vielmehr ein Produkt aus der Notwendigkeit heraus, dass wir für eine gemeinsame Welt und deren Wahrnehmung dieser (für soziale Normen und dem richtigen Verhalten daraus resultierend) kollektive Emotionen brauchen, sind.

Die Schwierigkeit liegt schon darin, dass wir in unserer Alltagssprache salopp von „uns, wir und gemeinsamen“ sprechen. Und uns dann aber in den Momenten der Beschreibung, was bewegt, wie es fühlt die Worte abhanden kommen. Vielleicht weil es einfach mehr als nur ein Fühlen oder eine Emotion ist, die wahrgenommen werden. Gerade Trauer und der Verlust eines Menschens löst so viel aus, dass wir durchaus gemeinsame und kollektiven Schmerz, Wut oder Traurigkeit empfinden können, aber es dazwischen, davor oder danach aber vielleicht auch parallel Emotionen gibt, die einem ganz alleine gehören.

Wir empfinden mit, wir teilen Emotionen und doch sind wir auch alleine.