#273: Listen

Ich will es nicht einsehen, aber ich werde alt. Ich weiß das. Auch wenn ich es nicht so fühle.

Meine erste Midlife-Crisis bekam ich ja mit 25 Jahren. Und zwar genau am Tag meines Geburtstages. An dem Tag sollte ich mit Freunden in einen Club Danube Fussball oder Squash spielen gehen. So ganz genau, kann ich das nicht mehr sagen (Altersvergesslichkeit?). Und ich lag irgendwann vor diesem Spiel auf meinem Bett und heulte. Und ich heulte so richtig aus purer Verzweiflung, denn ich wurde alt und das wurde mir einfach bewusst.

Natürlich kann man sich denken, dass man mit 25 Jahren noch weit davon entfernt ist, alt zu sein oder zu werden. Aber ganz ehrlich mit 25 begann ein Abschnitt für mich, der gleichbedeutend damit war, dass ich Erwachsen werden musste. Mit 25 Jahren ist man ein Vierteljahrhundert alt, was gleichbedeutend damit ist, dass man einfach mal noch so 2 – 3 1/4 Jahrhunderte hätte und dann wäre es vorbei. Und auch nur im besten Falle. Und in dieser relativ kurzen Zeit hat man wirklich viel zu erledigen. Job und zwar ein guter, gescheiter und vor allem gut bezahlter. Familie, Kinder – wenn man das will oder kann – zu gründen und bekommen. Wohnsituationen entsprechend meistern und einen Großteil der Welt erkunden. Und dafür alleine hat man in Wirklichkeit wieder nur 1/4 Jahrhundert Zeit, weil ab 50 will man nicht noch immer schuften und tun und lassen. So zumindest stellte ich mir das mit 25 Jahren vor. Also meiner Meinung nach, Grund genug um weinen zu dürfen. Weil ganz ehrlich, was hatte ich bis damals geschafft? Matura und arbeiten und ein bisschen Spaß haben (definitiv zu wenig aus damaliger Sicht). Mein Studium war damals noch nicht abgeschlossen, dafür war ich jobmässig wirklich gut unterwegs (Etat Direktor einer Werbeagentur). Kinder und seriös werden, davon war ich meilenweit entfernt.

Abseits dieser Probleme von, was noch wie zu schaffen wäre, war das wirklich größte Problem: Ich würde erwachsen werden müssen. Auch wenn manche jetzt lachen oder das nicht ernst nehmen können. Damals, wie auch heute (teilweise) ist das ein Thema für mich. Ich glaube ja persönlich, dass ich diese Herausforderung ganz gut gemeistert habe. Und trotzdem gibt es so Listen, die es zu erfüllen gibt, die einem das innere Kind als Hausaufgabe mitgegeben hat. Und meine rote Vespa ist jetzt die, die so ein wunderbar glückliches Kind mit sich führt und dabei ständig an Adriano Celentano denken muss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.