Archiv der Kategorie: Philosophie, Psychologie und was so dazu gehört

Ich studiere und studierte Psychologie und in der Beobachtung meiner selbst, Kinder, Freunde und Klienten kommen dann immer wieder Schlagworte hoch, die sich durch das beobachtete Verhalten auf einmal selbst erklären.

#208: g’scheit schreiben

Seit Anfang der Woche bin ich ganz im Derrida, Deleuze und Philosophie-Fieber. Ich schreibe nämlich eine Seminararbeit über … DAS SPIELZEUG! Ja auch darüber lässt sich klugscheissen. Weil was ist Spielzeug wirklich? Wann ist was Spielzeug? Es kann sich ständig ändern, kann einmal DAS sein, dann was anderes. Das was jeder eben entscheidet. Schaut man sich Kinder an, dann sehen wir, dass aus dem Ast von Kampfwaffen (Wohl das Beliebteste, was noch urzeitmenschlich in uns verwurzelt ist.) bis hin zu Schistecken umfunktioniert werden. Unsere Legomaxerln habe keine Hände, Haare und manchmal hängt der Kopf auch nur am Fuss des anderen Maxerls. Nichts scheint so wie es ist und nichts muss so sein!

Etwas was wir Erwachsene eigentlich eh schon vergessen haben. Aber wir uns unbewusst dies durchaus noch zu Nutze machen, indem wir im Sport unsere Schuhe auf einmal zum Sündenbock des verlorenen Spiels machen, der Schläger nicht mehr der ist, der er einmal war. Oder denkt man an die Spielchen, die wir im Job oder in der Gesellschaft spielen, wo wir Kleidung und andere Machtsymbole zu unserem Spielzeug instrumentalisieren, um etwas darzustellen, wo wir uns fragen können, ob wir das überhaupt sind.

Somit beschäftige ich mit dem Zeug und versuche Parallelen zu ziehen, die uns keine Antworten geben müssen, aber einen Gedanken, der wiederum zum Nächsten führen kann.

Psychologie mal anders: Regeln

Was sind Regeln? Sie bestimmen Verhaltensrichtlinien für bestimmte Umgebungen. Unterteil werden sie in explizite Regeln – wer kennt sie nicht die ganzen Verbotsschilder, die unser Leben reglementieren. Oder implizit, indem wir durch Transaktionen lernen mit unserer Umgebung umzugehen – in der Disco neben dem Lautsprecher stehen …

Aber auch gegenüber anderen Menschen abfällig und bösartigst untergriffig zu werden. Dann tut man das einfach nicht. Das wir alle mal lästern oder bereden, was wir persönlich anders machen würden, das ist eine menschliche Angelegenheit, die uns helfen soll, uns besser zu fühlen (Aufwerten). Man muss nur aufpassen, dass es nicht zu einer Abwärtsspirale wird, die nur mehr verletzend ist. Wie weit darf man gehen? Das geben uns implizite Regeln nicht vor.

#189: Deleuze und die Empfindungsblöcke

Auch wenn die Überschrift recht kompliziert und philosophisch anmutet, so finde ich die Gedankengänge Deleuze zu Kunst äußerst interessant, da es eine Idee darüber geben kann, was von uns als Menschen bleibt. Zumindest habe ich wirklich viel darüber nachgedacht. Deleuze ist ja der Meinung, dass Kunst nur dann Kunst ist, wenn es umfassend erfasst werden kann und das bedeutet mehr als nur von Seiten des Betrachters, definitiv nicht nur über den Künstler, sondern in eben diesen Empfindungsblöcken, die wir wahrnehmen. Wir nehmen aber nicht nur Gefühle war, sondern eben ein Gesamtbild von Material angefangen, dass was es in uns auslöst, binden evtl. eine Geschichte dazu ein. Er stellt sich somit weder auf die Seite von einer Produktionssichtweise noch von einer Betrachtersichtweise, versucht diese zu vereinen oder sich darüber zu stellen.

Was mich daran jedoch so fasziniert, ist der Gedanke, dass diese funktionale Sichtweise auch auf uns Menschen – auf das Ich – zutrifft. Was bleibt, wenn ich nicht mehr hier bin? Ist das nicht eine unserer größten Ängste? Weder habe ich Weltliteratur produziert, noch ein Gemälde oder ein Skulptur geschaffen, die mich überdauert, die meinen Fingerabdruck in sich trägt. Und trotzdem ist es gerade dieser Ansatz, dass wir wahrgenommen wurden und werden mit unserer Signatur in allem was wir tun, dass eine Empfindung eine Wahrnehmung entstanden ist, die nicht vergehen wird. Hört sich etwas schwermütig an und ist es wahrscheinlich auch.

Aber es gibt auch Trost, dass es kein tatsächliches Vergessen geben kann für die, die uns wichtig sind. Deswegen sollten wir soviele Materialien wie nur möglich von uns erschaffen, auch wenn wir keine Künstler sind, und da bin ich mir mit Deleuze nicht einig, der meint, dass dieses Konzept nur auf die Kunst übertragbar ist und nicht alles Kunst ist, was uns als Kunst erscheint.

#188: Aggressionen und Kinder

Wie soll man reagieren, wenn das Nachbarskind mit einer Fäkalsprache und Schimpfworten um sich wirft, die jeden Bauarbeiter, Mistkühler und Brantweiner erröten lässt. Der Versuch mit dem Kind direkt zu sprechen, ändert nichts, da keinerlei Einsicht vorhanden ist. Jeder Satz wird mit einem „Aber“ begonnen. Schuld ist quasi der oder die Angesprochene, weil dies oder jenes oder einfach so. Und selbst die Eltern scheinen nichts dem latent aggressiven Verhalten entgegenzusetzen, da die Beschimpfungen auch vor den Eltern ohne Konsequenzen stattfinden.

Mit knapp 10 Jahren sollte schon ein sozialer Vergleich stattfinden können. In der Entwicklungspsychologie beginnt dies mit dem Grundschulalter. Aber auch die Selbsteinschätzung wird realistischer. Wie jedoch Kinder und Jugendliche Rückmeldungen bekommen, beeinflusst, wie Erfolge und Misserfolge verinnerlicht werden.
Das Problem ist, dass aggressive Verhaltensformen, wenn sie einmal vorhanden sind, stabil sind und schwer veränderbar.

Gründe liegen oftmals im Elternhaus, es ist gekennzeichnet durch fehlendes und wenig positives Verhalten den Kindern gegenüber (Faktoren wie Wärme, Sensibilität, Akzeptanz, Einfühlungsvermögen, …). Aber auch Umweltfaktoren unterstützen und fördern aggressives Verhalten. Dazu zählen Medienverhalten, Schule und Freundeskreis. Und zu guter letzt dürfen die Dispositionen in den Kindern nicht außer Acht gelassen werden, schwieriger Charakter, hohe Aktivierung.

Selbst mein Wissen darüber hilft nicht in der entsprechenden Situation. Ich versuche mit meiner Tochter über solche Situationen zu sprechen und ihr zu erklären, dass sie keine Schuld trägt. Und auch entsprechend gegenzusteuern.

#186: Vor-urteile

„Wer seine Vor-urteile revidieren kann, hat keine.“ Gadamer würde dem zustimmen. Wir können Vor-urteile nicht überspringen, aber wir können daran und damit arbeiten. Vor-urteile sind nicht nur negativ besetzt, sondern einige Philosophen sehen darin gerade die Möglichkeit unsere eigenen Horizonte zu erweitern. Sie sind es, die uns enttäuschen, weil wir oftmals viel zu wenig wissen.

Wobei unsere Gesellschaft heute mehr den je weiß und sich mit der Geschichte auseinandersetzt. Denken wir an Sport, vor hunderten Jahren haben sich Gesellschaften nicht mit Sport beschäftigt, es gab weder das Körperbewusstsein, das Wissen darüber, noch die Möglichkeiten (bis auf die Griechen, die da etwas „fortschrittlicher“ waren). Und heute? Selbst die Wirtschaft übernimmt Termini und Prozesse aus dem Sport oder die Politik, die vom Fairplay sprechen.

Somit sollte man sich durchaus mal auf Vor-urteile einlassen, und sei es nur um sich selbst zu bestätigen, zu lernen und eben diesen einen nächsten Schritt weiterzugehen.

#185: Kriterium für Meinung und Wahrheit

Scheint schon immer ein diskussionswürdiger Punkt gewesen zu sein, die Antike unterscheidet in Philosphie und Sophistik, wobei sich die Sophistik der Meinung bedient, um Wahrheit zu definieren. Zumindest war schon Platon der Meinung, dass nur die Philosophie zur Wahrheit führen kann und die Sophisten sowieso nur böse und falsch liegen. Somit kann auch hinterfragt werden, wie die Beziehung zwischen Politik und Philosophie zu verstehen ist (Härle versucht hier das Feld zu öffnen). Ist es eine zufällige Begegnung? Welchen Rahmen kann das Eine dem anderen bieten? Oder ist es für die Alltäglichkeit mehr hinderlich?

Was kann das Denken für die Politik tun, vor allem in Zeiten wo Informationen in einer Geschwindigkeit transportiert werden, die nur einen Klick von uns entfernt sind. Aber vielleicht es so auch einfacher für uns Menschen, da Meinungen eine verkürzte Form von Denken darstellen könnten.

#184: lang, lang ist es her

Ich weiß, dass ich jetzt lange nichts mehr geschrieben habe. Dabei habe ich so vieles im Kopf dazu, aber ein Todesfall, 2 Gipsfüße (gleiches Kind, gleicher Fuß), studieren, arbeiten und einfach das Laben haben dazu geführt, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe.

Weil natürlich hat man immer irgendwo Zeit, aber ich wollte nicht. Weder beabsichtigt noch bewusst, sondern habe es einfach nicht getan. Das passiert nun mal und darf auch passieren. Weil sonst würden wir uns ständig fertig machen, was wir jetzt schon wieder nicht alles gemacht haben. Und ganz ehrlich wie oft haben wir Schuldgefühle, weil die Kinder zu kurz, der Job zu lang, aber das eine Projekt vergessen, die Wohnung zu wenig, die Freunde oh mein Gott und man selbst … – darüber wollen wir erst gar nicht anfangen.

Beim Aufschieben gibt es laut Psychologie die Erregungsaufschieber oder Vermeidungs- bzw. Verdrängungsaufschieber. Ich gehöre definitiv zu den Ersteren. Man gebe mir eine Deadline und ich beginne erst kurz zuvor meine Arbeiten zu tun. Und obwohl ich nach über 30 Jahren (Schulzeit, Studienzeit, Arbeitszeit, Kinderzeit …) weiß, dass es doch sinnvoller wäre, gleich meine Arbeit zu erledigen, so tue ich es nicht. Wie zuletzt, als ich in der Nacht vor der Abgabe einer Lektüreaufgabe meinen Aufsatz geschrieben habe. Aber Hauptsache ich sage zu meiner Tochter in einem sich wiederholenden Mantra: „Was du heute kannst besorgen, dass verschiebe nicht auf morgen.“ Und wie schon mein Vater an mir gescheitert ist, erfahre ich jetzt, wie das ist, wenn man sich selbst sieht in einer kleineren und jüngeren Version seiner selbst.

#176: Was ist Philosophie

Was heißt es wirklich zu verstehen? Was bedeuten Begriffe und wie können wir uns die Welt vorstellen in der wir uns bewegen. In dem kommenden Semester tauche ich genau in diese Fragestellung ein, die sich Deleuze gestellt hat. Deleuze hat sich selbst als naivsten Philosophen bezeichnet und dieser Gedanke gefällt mir ungemein. Das passt auch zu dem Aushang am Institut für Philosophie, wo ein Philosophieren mit Kindern angekündigt wird.

Wir (und ich meine da nicht mich, sondern all‘ die klugen tot wie lebenden Köpfe da draussen) sind selbst bis heute noch zu keiner einzigen gemeinsamen Lösung bei philosophischen Problemfragen angelangt, somit zeichnet sich auch in dem jetzigen Semester ab, dass ich mich dem Thema in einer Kreisbewegung annähern kann, nur ob die mich wirklich näher bringt, dass kann ich nicht beantworten. Aber ich versuche es eben mit einer gewissen Naivität eines Kindes zu betrachten und darauf freue ich mich.

Psychologie mal anders: Lernen lernen

Wenn ich über das Lernen lerne, dann lerne ich viel über theoretische Zugänge. Kann Methoden nachvollziehen, Forschungsergebnisse anerkennen, und mit großer Wahrscheinlichkeit auch feststellen, dass manche dieser abstrakten theoretischen Bezeichnungen auch in der Realität funktionieren. Beim Lernen sprechen die Psychologen von Bestrafungsreizen um eine unerwünschte Reaktion zu vermeiden. Es gibt hier die positive Bestrafung (1. Art) und negative Bestrafung (2. Art).
Und wir alle waren schon Opfer und ausführendes Organ! Du darfst nicht fernsehen, weil … Du hast Hausarrest. Dein Handy wird eingezogen. Du bekommst nichts Süßes heute … Das alles ist die negative Bestrafung, weil etwas Angenehmes genommen wird. Das ist ja sogar noch logisch!
Aber lernen wir tatsächlich daraus?

Psychologie mal anders: Betrachtungsweisen

Kann man sich heute in der Betrachtung von Fachgebieten mit nur einer Perspektive auseinandersetzen, um ausständige Fragen, Hypothesen zu erklären und zu beantworten?! Sieht man sich die Basislager der Psychologie an, so würde ich dies verneinen. Der Funktionalismus sieht das Bewusstsein als zentralen Ausgangspunkt. Die behavioristische Perspektive, die die Psychologie, wie wir sie heute vor allem kennen, zementierte, will wissen, wie Umwelteinflüsse das Verhalten kontrolliert. Die Psychodynamik mit ihren inneren Kräften und deren Wirkung auf das Verhalten brachte Österreich und Freud einen „un“zweifelhaften Ruf ein.
Eine konfliktreichere Auseinandersetzung gibt es mit der evolutionären Perspektive nach Darwin, die altbekannte Anlage-Umwelt-Thematik findet sich auch in der biologischen Theorie, die alles Verhalten und deren Funktionsweisen auf Gehe, Gehirn und Nervensysteme reduziert. Als Gegenpol kann hier durchaus die humanistische Sichtweise dargestellt werden, wo es um die Freiheit der Wahl geht und uns Menschen als aktive Geschöpfe sieht.
Durch das aktive Auseinandersetzen mit den unterschiedlichsten Bereichen, müssen wir heute nicht mehr in „gut-schlecht“ oder „schwarz-weiß“ Kategorien unterteilen und auch wenn wir Ansätze ablehnen, sollten wir versuchen über den Tellerrand zu blicken und wahrzunehmen, dass es immer neue Ideen und Möglichkeiten gibt, die bisher noch „unbedacht“ blieben. Vielleicht ein bisschen, wie die kulturvergleichende Perspektive, die vor allem den Fokus auf unsere westliche Sichtweise kritisiert und interkulturelle Unterschiede untersucht.