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#276: Reisebericht: Kroatien

Jetzt war ich heuer erstmals so richtig in Kroatien urlauben. Eigentlich fast unglaublich, vor allem, wenn man meinem familiären Background kennt oder weiß, dass ich beruflich am Balkan tätig war. Aber heuer war es dann so weit und unsere erste Station war die Insel Rab, da eine liebe Freundin dort ihr Zweitdomizil hat. Was mich sehr überrascht hat, war die relativ schnelle und unkomplizierte Anreise. Da ich relativ viel auf den Balkan fahre (früher beruflich, heute privat) versuche ich immer anti-zyklisch zu fahren und somit konnten wir Rab in guten 6 Stunden 20 erreichen. Auch Pula in Istrien über Koper sind wir anti-zyklisch angefahren (Fr – Do) und waren in ein bisschen über 6 Stunden dort.

Rab ist eine wunderschöne Insel, wenn man von der Fähre auf die Insel fährt, hat man den Eindruck in der Filmkulisse eines Western gelandet zu sein, da die Landschaft sehr karg wirkt. Wobei dieser Eindruck trügt, fährt man ins Innere sind vor allem die Buchten mit wunderschönen Pinienwäldern begrünt. Was uns besonders gut gefallen hat, war die Möglichkeit mit einem Wassertaxi von der Stadt Rab aus zum Frnjak (wenn ich es richtig im Kopf noch habe) zu fahren. Eine kleine Bucht mit viel Schatten und wenig Menschen (zumindest Mitte Juli) und einem traumhaften Meer. Die Badeschlapfen, die ich meinen zwei Kindern gekauft habe, wurden nur von der Prinzessin getragen. Seinem Motto treubleibend „was mich nicht zerstört, macht mich härter“ hat der Bub von jeglicher Fussbekleidung abgesehen (auch später in Istrien). Ich bin zwar mit meinen Flip Flops am Steinstrand herumgelaufen, aber ins Meer ging es dann auch ohne, weil weder die Steine so spitz waren noch die Seeigeln – vor denen man uns gewarnt hat – auffindbar waren. Ich habe selten so ein schönes türkisblaues und sauberes Meer gesehen.

Wobei in Medulin 3 Wochen später in Istrien war nichts mehr von einem türkisblauen Meer erkennbar, was wohl an dem Sandstrand liegt, der elendiglich lange auch ins Meer führt. Das Schwimmen und Schnorcheln ist dort nur bedingt lustig. Außerdem sind wir dort wie die Sardinen Liege an Liege gelegen und das für stolze 18 Euro.
Und wenn wir schon bei den Stränden sind in Pula waren wir auf Verudela und Premantura (einem Naturschutzgebiet). Verudela war ähnlich Medulin ziemlich überlaufen und selbst die Steinplatten mit Handtüchern und Matten übersät. Dafür schon ein schöneres Wasser, wahrscheinlich hätte man noch tiefer hinein gehen sollen, zumindest war das unser Eindruck beim Spaziergang.

Premantura ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet, welches so groß ist, dass sich die Menschenmassen einfach verlaufen und man wirklich Fleckchen finden kann, die man in aller Ruhe belegen kann (falls nicht Nudisten kommen, die nackt rülpsend und furzend neben einem Snacken wollen). Ich war mit meiner Prinzessin Tandem-Kajak fahren, eine anstrengende aber lohnende Erfahrung. Wir haben die Fußspuren der Dinos entdeckt (mehr mein Jr. als ich). Und viel zu wenig dieses Gebiet erkundet.

Was man für den Strand braucht? Matten, die so aussehen wie die Sitzauflagen der Altherren- und Damen Liegestühle und am besten kauft man sie im hiesigen Supermarkt. Weil an den Standerln auf den Ständen zahlt man das doppelte mehr! Wir hatten unsere Ikea Soft-Kühltasche mit, da wir im Apartment immer die Kühlakkus frieren konnten und somit waren wir immer mit kalten Wasser und auch mal Prosecco ausgestattet. Es war so heiß, dass wir uns hauptsächlich von Wassermelonen, Gurken, Brot oder Burek ernährt haben.

Essen … und Trinken. In Rab gibt es in der Altstadt gute Restaurants und in Barbat geht man gerne zum Franjo. Aber wirklich glücklich bezüglich Essen bin ich in Pula geworden. Besten Cevapcici: Kod Kadre, sie schmecken wie bei meiner Baba mit dem richtigen Brot und viel Zwiebeln. Bester Fisch: Salt&Pepper in Medulin, welche auf dem Kohlegriller frisch gegrillt werden. Eine Fischplatte für Zwei, daran würden alle Damen meiner Mädelsrunde essen können und nicht hungrig heimgehen. Bestes Fleisch: Konoba (Art Heuriger) Medeja. Eine junge Frau, die dieses Lokal betreibt mit hochwertigsten Zutaten und prämierten Olivenöl.

Alles in Allem ein gelungener Einstieg für uns Kroatien-Neulinge.

#275: Stammgast

Gestern haben wir in kleinem Kreise (Freunde, Familie, Kinder) über die kleinen und großen Verletzungen unserer Kindheit sinniert und haben dabei festgestellt, dass mein Bruder mir würdigst nachgefolgt ist. Ich erinnere mich, dass ich bis heute kein Kind kenne, dass so viele blaue Flecken auf seinen Beinen hatte, wie er. Er erinnert sich dafür daran, dass ich mit Vorliebe auf diese dann gedrückt habe mit der Frage „Tut’s weh?“. Unsere Mama wiederum erinnert sich daran, dass sie ständig mit einem von uns beiden bei irgendeinem Arzt oder in einem Krankenhaus war. Löcher in Knie, Löcher im Kopf, am Kinn, Splitter in den Füssen und zerschnittene Hände …

Mein persönliches Highlight als Kind war jedoch das Duell zwischen der Hauskatze von Stiege 5 und mir. Nachdem ich bei Daktari gesehen hatte, dass wenn man einer Wildkatze (Tiger, Löwe …) begegnet sie einfach anstarren soll, um ihr zu zeigen, wer der Stärkere ist, dachte ich, dass ich diese Methode durchaus auch bei einer Miezekatze ausprobieren könnte. Vielleicht war die unmittelbare Nähe (20 – 30 cm) zu Nahe oder mein stechender Blick zu bedrohlich, die Katze wehrte sich und pratzelte mit ausgefahrenen Nägeln in mein Gesicht und ein paar Zentimeter unter meinem rechten Auge. Es folgte ein Arztbesuch und eine Auffrischung meiner Tetanusimpfung.
Heute verstehe ich, dass in Kindersendungen ständig darauf hingewiesen wird, solche Dinge nicht nachzumachen. Wobei, ob mich das wirklich aufgehalten hätte?

Diese Erinnerungen machen es jedoch nicht leichter, wenn man Prinz und Prinzessin zu Hause hat, die eine ähnliche Tendenz zum Stammgastsein aufweisen. Im Lorenz Böhler kennen sie uns schon, keine Hand, Fuss oder Kopf, die noch nicht geröntgt wurden.

Mein persönliches Highlight als Mutter lieferte mein Kamikaze-Sohn mit 10 Monaten, als er stehend vom Fensterbrett (er bewegte sich noch auf allen Vieren am BODEN), welches er über eine Couch und dessen Armlehne (!) erreichen konnte, mit einer Hand winkend, weil mit der anderen Hand hielt er sich am Fenstergriff fest, Mama rief. Nur die erste Sekunde – ein richtiges Wort von ihm zu hören – erfüllte mich mit Freude, der Rest lief in einer gefühlten Zeitspanne von Stunden ab, um ihn mit aller Ruhe vom Fensterbrett zu heben.

Von wem er das bloß hat?

#274: Vespa

Rot ist ja nicht meine Lieblingsfarbe, aber seitdem ich ein rotes Puch-Fahrrad fahre, bin ich ja sowas wie der rote Blitz Transdanubiens und mit meiner roten Vespa LX50 mit rotem Kennzeichen kaum noch aufzuhalten.

Ich weiß, ich weiß, ein rotes Kennzeichen ist jetzt nicht unbedingt für einen Geschwindigkeitsrausch bekannt, aber was will ich in der Stadt schon grossartig schneller als 50 km/h fahren? Es reicht mir schon mich auf mein italienisches Lebensgefühl zu setzen, um dann von A nach B zu kommen. Somit die mit dem Dauergrinsen im Gesicht, die bin ich.

Ich bin ja schon seit meiner Kindheit ein Roller-Fan, als mein Papa noch eine Bonnie, dann eine Vespa, eine andere und zu guter Letzt eine Malagutti fuhr. Sonntags durfte ich dann mitfahren mit zwei Kübeln in der Hand, Schwämmen und Politur, um beim Hydranten das Gefährt auf Hochglanz zu bringen. Mitzufahren war immer ein Stückchen Freiheit für mich. Und diese Freiheit fühle ich auch heute noch, obwohl doch gänzlich irrational. Gerade deshalb hat sich mit meiner Vespa ein Traum realisiert, indem sie mir ein Stück Freiheit in dieser organisierten, strukturierten und doch chaotischen Welt gibt.

#273: Listen

Ich will es nicht einsehen, aber ich werde alt. Ich weiß das. Auch wenn ich es nicht so fühle.

Meine erste Midlife-Crisis bekam ich ja mit 25 Jahren. Und zwar genau am Tag meines Geburtstages. An dem Tag sollte ich mit Freunden in einen Club Danube Fussball oder Squash spielen gehen. So ganz genau, kann ich das nicht mehr sagen (Altersvergesslichkeit?). Und ich lag irgendwann vor diesem Spiel auf meinem Bett und heulte. Und ich heulte so richtig aus purer Verzweiflung, denn ich wurde alt und das wurde mir einfach bewusst.

Natürlich kann man sich denken, dass man mit 25 Jahren noch weit davon entfernt ist, alt zu sein oder zu werden. Aber ganz ehrlich mit 25 begann ein Abschnitt für mich, der gleichbedeutend damit war, dass ich Erwachsen werden musste. Mit 25 Jahren ist man ein Vierteljahrhundert alt, was gleichbedeutend damit ist, dass man einfach mal noch so 2 – 3 1/4 Jahrhunderte hätte und dann wäre es vorbei. Und auch nur im besten Falle. Und in dieser relativ kurzen Zeit hat man wirklich viel zu erledigen. Job und zwar ein guter, gescheiter und vor allem gut bezahlter. Familie, Kinder – wenn man das will oder kann – zu gründen und bekommen. Wohnsituationen entsprechend meistern und einen Großteil der Welt erkunden. Und dafür alleine hat man in Wirklichkeit wieder nur 1/4 Jahrhundert Zeit, weil ab 50 will man nicht noch immer schuften und tun und lassen. So zumindest stellte ich mir das mit 25 Jahren vor. Also meiner Meinung nach, Grund genug um weinen zu dürfen. Weil ganz ehrlich, was hatte ich bis damals geschafft? Matura und arbeiten und ein bisschen Spaß haben (definitiv zu wenig aus damaliger Sicht). Mein Studium war damals noch nicht abgeschlossen, dafür war ich jobmässig wirklich gut unterwegs (Etat Direktor einer Werbeagentur). Kinder und seriös werden, davon war ich meilenweit entfernt.

Abseits dieser Probleme von, was noch wie zu schaffen wäre, war das wirklich größte Problem: Ich würde erwachsen werden müssen. Auch wenn manche jetzt lachen oder das nicht ernst nehmen können. Damals, wie auch heute (teilweise) ist das ein Thema für mich. Ich glaube ja persönlich, dass ich diese Herausforderung ganz gut gemeistert habe. Und trotzdem gibt es so Listen, die es zu erfüllen gibt, die einem das innere Kind als Hausaufgabe mitgegeben hat. Und meine rote Vespa ist jetzt die, die so ein wunderbar glückliches Kind mit sich führt und dabei ständig an Adriano Celentano denken muss.

#272: Extreme

Ich habe immer wieder das Problem, dass man mich fragt, welche Position ich einnehme, und dann nicht entsprechend den Erwartungen antworten kann und möchte. Das geht mir nicht nur in der Philosophie so, und da gibt es tendenziell unendliche Richtungen angefangen vom Realismus, Antirealismus, Kognitivismus, Non-Kognitivismus usw. wie auch in der Politikwissenschaft. Folge ich dem Neoliberalismus, Kommunismus, Marximus, Feminismus, Keynesianismus usw. usf? Und ich denke, dass ich schon grundsätzlich verstehe, was hinter jedem dieser Labels sich an Inhalten versteckt, jedoch trotzdem verstehen noch lange nicht heißt, dass ich dahinter stehen kann, will oder möchte.

Feminismus sehe ich schon als notwendige und wichtige Errungenschaft des letzten Jahrhunderts – bedenke man(n), dass häusliche Gewalt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts keine Straftat war! Aber darum geht es mir nicht. Es geht um diese Belehrungen der Populisten von links, rechts, Osten und Westen beziehungsweise Norden und Süden. Jeder spricht nur mehr von der Lügenpresse, gleich ob Pro oder Gegen-irgendetwas. Im Bausch und Bogen werden einfach alle einmal in einen Topf geworfen, weil die die Bösen sind, und zwar ganz gleich wer die „Bösen“ tatsächlich sind. Grexit ja oder nein, Oxi oder nicht-oxi, daraus werden Grundsatzdebatten gebastelt, die jegliches Fundament des Vertrauens erschüttern. Aus Freunden, werden komische Menschen, die divergierende Meinungen einnehmen. Und mit Schulterklopfen erkennen wir, wer wirklich auf unserer Seite steht und wehe, wehe dir, wenn nicht.

Ich weiß in vielen Themenbereichen nicht, wo ich heute stehe. Ich weiß einfach zu wenig. Und ich glaube auch niemanden anderen von denen, die sagen, ich kenne die Wahrheit über … Ich weiß aber, dass ich gegen Verhetzung bin. Ich weiß, dass ich für „Gleichheit“ bin. Ich weiß, dass ich gegen Intoleranz bin. Ich weiß, dass ich für das Wissen bin. Sir Karl Popper meinte schon „Ich erlaube mir gegen die Intoleranz intolerant zu sein.“

#271: Wurzeln

Was in Graz passiert ist, hinterlässt mich einfach fassungslos. Ich kenne Grazer und Grazerinnen, SteirerInnen und viele Menschen, die die Stadt lieben und immer wieder gerne hinfahren, weil es einen wunderbaren Charme hat – eine Landeshauptstadt mit Kleinstadtcharakter. Verstehen kann ich nicht, was einen jungen Mann dazu treibt einfach loszufahren, ohne Rücksicht darauf wer einem im Weg steht. Ein Kind ist tot, einfach so, sowie zwei weitere Menschen. Unzählige Menschen verletzt.

Ich verstehe vieles nicht, den Täter nicht und nicht die Verhetzung gegen die Wurzeln eines Menschens. Es ist etwas unmenschliches passiert, etwas was über unsere Herkunft weit hinausgeht. Es trifft uns dort, wo wir alle gleich sind, in der Vergänglichkeit unseres Daseins.

#270: Moral an unmoralischen Plätzen

Fr. Dr. Kallhoff will sich demnächst mit Moral an unmoralischen Plätzen beschäftigen, wobei ein Fokus ihrer Lehrveranstaltung vor allem Kriegsschauplätze und Kriege per se betrifft. Wobei wir diese Thematik auch auf manchen Wirtschaftsplätzen findet. Denken wir an Korruption und dessen Aufdeckung, oder ungebührlichen und unmoralischen Verhalten von Gesellschaftern oder Verletzungen von Mitarbeitern durch Mitarbeiter.

Unmoralische Plätze sind längst nicht nur in uns bekannten „bösen“ Umgebungen zu finden. Sie können sich im Alltag verstecken und werden oftmals erst durch das moralisch richtige Verhalten aufgedeckt. Wozu sonst sollten wir heute Wikileaks, Whistleblower Plattformen oder ähnliches erklären können.

Moral und Ethik sind längst als Diskussionsfeld in der Wirtschaft angekommen. Ob und wie sie umgesetzt werden, obliegt den handelnden Personen und das wird schwierig genug.

#269: Metaethik

In der Metaethik gibt es unterschiedliche Ansätze, die sich damit beschäftigen, ob es eine Wahrheitsbegriff für moralische Eigenschaften gibt. Da sagen die einen, dass man Wahrheitswerte nicht moralischen Eigenschaften zuschreiben kann (Non-Kognitivisten) und dann die Kognitivisten, die meinen, dass Wahrheitswerte wissenschaftlich entschieden werden können.

Eine schwierige Frage, die ich nur sehr oberflächlich ankratze, weil unter diesen zwei Positionen finden sich noch weitere Positionen, die sich von naturalistischen Thesen bis hin zur ontologischen Queerness bewegen. Diese Ansätze finden sich in unzähligen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Überlegungen diskutiert, von wesentlich klügeren Personen, als ich es bin.
Und trotzdem frage ich mich, ob es nicht wünschenswert wäre, wenn wir moralische Eigenschaften als wahr definieren könnten, um dann ethische Theorien zu betrachten. Wobei wenn ich wünschenswert sage, dann spreche ich doch schon wieder von einer intrinsischen Motivation, die doch viel zu subjektiv ist, da es mir – ehrlich gesagt – um „gute“ ethische Theorien geht, was es eben heißt, sich richtig und gut zu verhalten, und weniger um die Metaebene darüber. Wird mein Wunsch nicht davon getragen, dass ich etwas wahr machen möchte?

Peter Railton greift diese motivatorischen Wünsche auf und beschreibt sie mit dem Internalismus, der uns eben nicht zu dem Wahrheitswert führen kann. Weil auch, wenn wir oft wissen, was der richtige Schluss wäre, so oder so zu handeln, tun wir es doch oft genug nicht.

#268: ur lange her

Jetzt ist es wirklich lange her, dass ich geschrieben habe, wobei das eigentlich so nicht stimmt. Da ich mich zur Zeit mit 3 Themenbereichen sehr intensiv beschäftige und auch darüber schreibe. Aber eben eher wissenschaftlich, teilweise trocken, teilweise nur zusammenfassend aber immer in Hinblick auf Fragen, die sich aus Texten für mich ergeben.

Einerseits ist da die experimentelle Ökonomie, die mittels Experimenten (Labor und Feld) versucht Theorien zu bekräftigen, zu beschreiben und Erkenntnisse rund um den Homo Ökonomikus (der so ja vielleicht doch nicht existiert) zu gewinnen. Dann lese ich sehr viel zu Emotionen und im Speziellen zu Kollektiven Emotionen, wie wir an Hand welcher Beispiele diese phänomenologisch beschreiben und begreifen können. Gibt es ein Kollektiv überhaupt und kann ein solches in abstrakter Form zb. eines Unternehmens Emotionen haben?

Und last but not least nähere ich mich dem Themengebiet der Depressionen und psychischen Erkrankungen von philosophischer Seite. So werden heute immer wieder Philosophen (Phänomenologen) herangezogen um das Phänomen psychischer Krankheiten besser zu verstehen.

Ein Nachteil meines Studierens ist, dass ich das Gefühl habe (und eigentlich weiß ich es auch), dass ich viel zu wenig weiß und das es wohl auch nie möglich sein wird alles zu wissen.

#267: Vernunft

„Il y a deux sortes des verités, celles de Raisonnement et celles de Fait“ (Leibnitz)

Ich mag diesen Satz, weil es uns das Dilemma aufzeigt, in dessen wir Menschen uns oft befinden. Vernunft oder Glauben, wobei ich von keinem theologischen Glauben ausgehe, sondern von dem was wir glauben zu wissen. Ich wurde in meinem Studium der Philosophie immer wieder gefragt in welchem philosophischen Ansatz ich mich selbst wiederfinde oder welche Position ich vertrete. In manchen Kursen (zum Beispiel Metaethik) dürfen wir das auch über Handzeichen kundtun, um eine Tendenz zu erkennen. Ich enthalte mich meistens, außer das Angebot ist so breit und oberflächlich, dass ich grundsätzlich mitgehen kann.

Was kann uns die Vernunft an Wahrheit bringen? Eine moralische Verpflichtung, die relativ scheint. Nämlich wahr für mich, aber anscheinend noch lange nicht für den Anderen. Ist meine Vernunft eine andere als die anderer? Wir scheinen uns ziemlich sicher, wenn es um den eigenen Kulturkreis geht, was die Vernunft gebietet und was nicht. Aber schauen wir uns die Asylproblematik oder Geld- und Kreditsysteme in der europäischen Union (oder im eigenen Land) an, noch nicht einmal dort finden wir einen Konsens. Also muss dann doch der Glauben herhalten für unser System der Wahrheit.

Im Österreichischen gibt es den Ausdruck, dass jemand am „Watschnbaum“ rüttelt. Manchmal bin ich mir nicht so sicher, ob das die Vernunft oder doch der Glaube ist.