Archiv der Kategorie: Allgemein

#175: Rebellion

Gestern hat mich meine Tochter angerufen, um sich über die Ersatzpädagogin zu beschweren. Diese hatte Aufsichtspflicht in deren Freizeitstunde und kündigte laut meiner Tochter gleich mal an, dass sie kein Lachen duldet und auch nicht geflüstert werden darf. Als dies ein Mädchen aus ihrer Klasse nicht davon abhielt mit ihrer Sitznachbarin zu flüstern, ging diese mit der Frage „Sag‘ hast du irgendein Problem?“ auf sie los und auf die an sie gerichtete Antwort: „Nein ich habe kein Problem.“ wurde das Mädchen in die Ecke gestellt.

Meine Prinzessin hat sich innerhalb von ein paar Minuten ihre Wut und ihren Frust rausgekotzt. Auf meine Frage, was sie jetzt von mir erwartete, kam nur Schweigen. Tja, dass weiß sie auch nicht, aber sie überlegt am nächsten Tag die Klasse zu fragen, ob sie die „Neue“ mögen oder nicht und dann mit der Klassenlehrerin zu sprechen.

Ich habe aber zu ihr gesagt, dass sie sich nicht vor Autoritäten fürchten muss. Niemand hat ihr das Lachen zu verbieten und sie soll‘ mal daran denken, wie sie reagieren würde, wenn wir das zu ihr sagen würden. Wie oft sie schon gegen uns rebelliert, also warum nicht gegen eine Lehrerin? Ich will, dass sie für sich einsteht und für ihre Ansichten, was richtig bzw. falsch scheint. Und wenn das bedeutet, dass ich demnächst einen Besuch in der Schule vor mir haben werde, dann soll es so sein.

#174: Der Zwirn

So jetzt ist es soweit, dass ich die Zeit finde, um über mein Erlebnis beim Damenfriseur um die Ecke zu berichten. Auf der Wagramerstrasse findet sich nicht nur ein reiner Herrenfriseur, sondern auch ein Damenfriseur, der von 3 Damen betrieben wird. An dem besagten Nachmittag sollte nicht nur ich eine Hochsteckfrisur erhalten, sondern auch 4 Frauen, die auf eine türkische Hochzeit gingen. Vorab wurden sie von der jüngeren Angestellten geschminkt und die Härchen in Gesicht (Augen, Nase, Kinn, Oberlippe) fassonieren. Ich war schon fasziniert davon, wie schnell und geübt das Schminken ging, aber als die junge Dame zwischen ihren zwei Händen und dem Mund (in einem Dreieck) einen Zwirn spannte und mit schnellen Hin- und Her-Bewegungen mal so im Gesicht herum fuhrwerkte, da war ich wirklich beeindruckt.

Und mutig wie ich bin, habe ich auch dieses Service bestellt. Und es tut VIEL viel weniger weh als zupfen. Und es sieht sogar gut aus. Ok ich gebe es zu, dass ich nicht so auf die dünne Version meiner Augenbrauen stehe, aber das ist ein Lerneffekt und ich habe ja auch kein detailliertes Briefing abgegeben. Aber das Wichtigste ist, dass es nicht schmerzhaft ist.
Und die Angestellten und Besitzerin sind entzückend und versuchen ihren Kundinnen schnell und günstig ein Service anzubieten. Egal ob es die alte Dame aus dem Nebenhaus betraf, die zwar erst um 17 Uhr einen Termin hatte, aber trotzdem schon ab 16 Uhr im Laden saß, um alles genau zu beobachten. Oder eben mir eine Hochsteckfrisur, die bombensicher bis in die Morgenstunde hielt.

#173: Es ist wieder soweit

der Opernball steht wieder vor der Türe und heuer bin ich fast so aufgeregt, wie beim allerersten Mal. Vielleicht liegt es daran, dass wir gerade frühlingshafte Temperaturen haben und die Sonne scheint, oder aber auch daran, dass 2014 sich bisher so anlässt, dass sich Knoten auflösen, die man so mit sich mitschleppt, oder aber auch daran, dass es einfach jedes Jahr irgendwie anders ist.

Gestartet in den Tag mit meiner J. und einem gutem Frühstück, auf das Lernen komplett verzichtet. Sport und weiter zum Friseurtermin beim hiesigen Damenfriseur (darüber muss ich noch gesondert berichten, vor allem vom Zwirn und den Augenbrauen). Die Kinder sind bei Oma und Opa, und die Erdäpfeln für den Wiener Erdäpfelsalat gekocht, da das Schnitzerl geliefert wird. Jetzt fehlt nur mehr das Hinein in die Panade und sich freuen, dass es bald los geht. Und damit mir nicht fad wird, unterhält mich die großartige P. am Telefon, um sich mit mir auf den Opernball seelisch vorzubereiten und sei es nur, dass wir virtuell ein Glaserl Prosecco miteinander trinken.

#172: Langlaufen

In der Handelsakademie anno letztes Jahrhundert durften wir im Turnunterricht ein paar Mal Langlaufen am Sportplatz draussen, dass heißt meine Vorstellung von Langlaufen war schon lange verblast, als ich letzten Sonntag das Langlaufen für mich entdeckte. Bis jetzt hatte ich ja ehrlich gesagt eher die Vorstellung, dass es sich dabei um einen Senioren-, Birkenstockträger-, Langweilersport handelte. Ich gebe es zu, dass ich vollkommen voreingenommen war! Ich mein‘ schifahren ist spritzig, snowboarden cool und dann auch noch so locker flockig die Piste runter, was will man mehr. Nur, dass es bei mir eben nie locker flockig war und spritzig fahre ich auch nicht. Dann immer diese Schischuhe anziehen, ich bin schon waschelnass, da bin ich noch nicht mal in der Nähe eines Liftes.
Deswegen war es so ein Aha Erlebnis, als ich die Schuhe (warme Lederschuhe, leicht) anzog, die Langlaufskier leicht tragbar in den Händen trug und vor allem gerade mal 6 € für die Karte zahlte.
Am Steyersberger Schwaig sind die Loipen auch alles andere als eben und wenn man hinaufläuft, dann muss man auch wieder herunterkommen. Tja und das war dann auch einer der größten Herausforderungen, wie werde ich langsamer, wie kann ich bremsen, warum habe ich mich nicht besser vorbereitet. Mein Bruder hat es clever gemacht, zur Not einfach Popsch-bremsen, die effektivste Art und Weise und auch die definitiv Lustigste.

Natürlich gab es die Poncho-tragenden Langläufer, oder aus dem gleichen Stoff irgendwelche Überziehsachen, die manche Damen und Herren trugen, diese passten auch bestens zum natürlich gewachsenen Haar, aber dazwischen fanden sich die Jungsportler ausgestattet mit Skinfit oder Holister Jacken, die Senioren wie auch Damen mit Moncler Jackerln und eben uns.

Was aber eigentlich die Faszination für mich ausmacht, war die Möglichkeit die Natur zu geniessen. Ich konnte im Schnee tatsächlich Hasenspuren dekodieren! Eine Weite zu geniessen ohne zu viele Menschen um einen herum zu haben. Also kann ich es nur empfehlen und ich hoffe auf noch ein paar Möglichkeiten um auf die Loipe zu gehen.

#171: so wenig Zeit für so viele Dinge zu tun

Ich bewundere Menschen, die um 6 Uhr aufstehen können, um dann laufen zu gehen oder Yoga zu machen. Ich wäre gerne ein Morgenmensch mit meinem Abendpensum, dann … ja weil dann kann ich einfach die Dinge machen, die ich auch noch gerne machen möchte.

Aber es ist natürlich vollkommen unrealistisch und wenn ich meine Woche so ansehe, dann gehe ich sehenden Auges in mein persönliches Dilemma. Aber wie sagt man so schön der Berater ist beratungsresistent.

#170: Schuleinschreibung – der nächste große Schritt

Heute habe ich unzählige Formulare für das Gymnasium ausgefüllt. Datenblätter, schulärztliche Unterlagen, Freizeitaktivitätenliste und was noch so herumlag. Und morgen ist es dann soweit wir gehen zum Direktor. Die Entscheidung der Volksschule war schon ein großer Schritt damals, weil es den Grundstein dafür legt, ob ein Kind gerne zur Schule geht oder eben nicht. Die Wahl des Gymnasium stellte mich vor die gleiche Herausforderung. Ich dachte, dass es viel einfacher ist, nachdem ich ja weiß, was ich bzw. die Prinzessin von einer Schule wollen, und trotzdem man verlässt sich wieder auf Gehörtes und Gesagtes von anderen, und wird unsicherer.

Ich weiß noch, wie ich damals beim Tag der offenen Türe in die jetzige VS meiner Prinzessin mich sofort wohlfühlte und wußte, dass das ein Ort sein könnte, der auch ihr gefallen könnte. Und dann als sie im Jahr darauf in das Schulgebäude zum nächsten Tag der offenen Türe hineinspazierte, stand sie mitten in der Aula und meinte, dass ist die Schule, wo ich hingehen will und werde. Es gab gar keine Diskussion darüber.

Und jetzt ist es ähnlich, nach ihrem Gespräch mit dem Direktor, lag die Schule unter den Top 2 von 3n. Beim Orientierungsgespräch für die englische Klasse kam sie anschliessend heraus und sagte mir wieder mit leuchtenden Augen, hierher will ich gehen. Ohne sich eine andere Schule ansehen zu wollen oder überhaupt zu wissen, ob sie einen Platz bekommen wird.

Auch wenn ich unsicher bin, so weiß ich, dass uns dieses Bauchgefühl gut über die letzten 4 Jahre gebracht hat, also warum nicht jetzt auch.

#169: welcome back in meiner Kindheit

Apropos Fernsehprogramm, wenn man krank ist, hat man Zeit sich durch das tägliche Fernsehprogramm durchzuzappen und das, was man da heute sehen kann, ist schlichtweg eine Zumutung. Nicht einmal mehr eine Talkshow findet sich im Programm, anstelle dessen Gerichtsshows, Detektivshows, Ich-verklag-dich-Shows usw. usf. Ok, die Karlich, aber als ich sah, dass es um „ich arbeite in der Rente“ ging, da wußte ich, dass ich so krank nicht sein wollte und konnte. Und um diese Uhrzeit gibt es dann doch auch elterliche Pflichten, einmal kurz abklären, ob sich die Kinder eh nicht die Köpfe einschlagen. Wobei es schon entzückend ist, wenn ein 4jähriger vor einem steht und fragt: „Mama schläfst du wirklich?“, oder „Mama, dass auf deiner Lippe ist grauslich, darf ich es angreifen?“.

Aber das ist ja nicht das eigentliche Thema, sondern das grottenschlechte Fernsehprogramm. Was bleibt sind Serien anno dazumal. Shannen Doherty mir sowohl bei „Unsere kleinen Farm“, wie auch bei „Beverly Hills 90210“ über den Weg lief und wenn ich daran denke, dass sie eigentlich auch bei „Charmed“ (ok zur Zeit ist sie auf Kabel1 schon gestorben) mitgespielt hat, dann kann man hier von einer unnatürlichen Anhäufung sprechen. Aber auch Michael Landon ist mir in den letzten Tagen zumindest 2 mal in der Kiste über den Schirm geflimmert, neben der Farm agiert er auch noch hilfsbereiter Engel. Das sind alles Kindheitserinnerungen von mir, fehlt nur noch Bonanza für den Ausgleich.

Ein Lichtblick in der ganzen Misere ist Herr Kretschmer mit seinen Kommentaren und die Tatsache, dass die Antibiotika gut wirken.

#168: medikamentöse Schwergewichte

Nach einer Woche fremdbestimmt sein durch das Kranksein des Nachwuchs, einem Schlafdefizit, dass aus mir einen ferngesteuerten Zombie machte, folgt ein Kranksein von mir selbst, die Immunisierung durch gesunde Säfte hält lange genug an und das Mutter-sein-Nicht-krank-sein-dürfen Gen tritt erfolgreich in Kraft nachdem alle wieder gesund sind.

Das Furchtbare ist diese Müdigkeit gekoppelt mit dem schlechten Gewissen. Ich liege im Bett oder auf der Couch und sehe das Chaos rund um mich herum und kann nichts machen. Selbst wenn ich wollte, sobald ich die Augen nur aufmache, fallen sie von selbst wieder zu – gut, dass ich eine wunderbare Handelsakademie besuchen durfte, um das 10-Finger-Blind Tippen lernen zu dürfen.

Aber dafür benötige ich für den Text den halben Tag, weil mein Gehirn so langsam arbeitet und ich wahrscheinlich dazwischen immer wieder einnicke. So kann man auch den Tag verbringen, nur eben wird das Chaos eben nicht weniger, nicht die Aufgaben, Projekte, Arbeiten, und schon gar nicht das schlechte Fernsehprogramm.

#167: meine Barbie ist blad

So ungefähr ging es mir heute, als ich mit meinem Sohn die Barbiekiste der Prinzessin durchwühlte. Den neuen Barbies, Monsterpuppen oder wie sie heißen passen all‘ die alten Kleider meiner alten Puppen nicht mehr, entweder hängen sie anorektisch an ihren Knochen herab, oder der Ausschnitt hing beim Bauchnabel (den es ja eigentlich nicht gibt). Hingegen beim neuen modernen Gewand bewegen wir uns in Richtung Size 0 und das passt meiner kurvigen schlanken Barbie nicht.
Ob sie wohl in ihrer Welt schon als Plus Size Model gilt?

#166: Der alte Dorfer – bis jetzt

Am Mittwoch hatte ich das Vergnügen nach wirklich lange Abstinenz (meinerseits ich gebe es zu) mir den A. Dorfer mit seinem Programm „bis jetzt“ live im Stadtsaal zu geben. Die ersten 1 1/2 Stunden waren geprägt durch einen Streifzug durch seine bisherigen Programme etwas adaptiert und neu nuanciert. Was ist geblieben, was haben wir tatsächlich mit unserer Zeit angefangen und ist es vielleicht sogar zu spät?

Mich hat diese Neuüberarbeitung von Altbekannten nicht gestört, wußte aber auch was auf mich zukommen würde. A. Dorfer ist zwar grau geworden und durchaus etwas zynischer (seine Scheidung dürfte einen unangenehmen Beigeschmack in seinem Leben hinterlassen haben) und bitterer, aber ich mag persönlich diese Art des Kabaretts sehr.
Als besonderes Highlight kann seine „Zugabe“ gesehen werden, ein 30 Minütiges Slamming auf die politische und „halbintellektuelle“ Szene Österreichs. Dorfer kam schon auf die Bühne mit der Feststellung, dass es sich den meisten aufgefallen sei, dass heute die Politik nur sehr rudimentär gestreift wurde, aber worüber soll man den auch sprechen. Politik und Medien vielleicht? Oder, dass heute jeder Halbintellektuelle mit einem Standard unter dem Arm herumläuft und glaubt ein völlig freies Medium in der Hand zu haben? Die einzig wirklich freie Mitarbeiterin im ORF ist die Christa Kummer und selbst dort will man schon mitreden.
Man merkt vor allem eines, Dorfer ist wirklich frustriert, was die politische Situation (vor allem SPÖ) betrifft, von der ÖVP darf man eh nichts anderes erwarten. Bissig, böse und leider sehr wahr, aber man kann das alles zusammenführen mit dem Credo von uns Österreichern, da gibt es ein Ying, Yang … und Wurscht.