Archiv des Autors: Biegenzahn

#21: Studieren

Heute habe ich meine 2te Prüfung abgelegt und im Aufarbeiten und Lernen ist mir bewusst geworden, dass das Studieren auf der Universität Wien nicht nur das Studieren von Inhalten sondern auch ein Studieren vom Leben, den Mitmenschen und dem Zusammespiel von erlernten Wissen und dessen Anwendungen ist.

Vor allem die nikomachische Ethik nach Aristoteles ist ein Werk, dass mich persönlich beschäftigt, jedoch in einer notwendigen und möglichen Anpassung mit der Deontologie – dem was gesollt und erforderlich sein sollte. Glück, Tugenden und Pflichten sind Teil unseres Lebens und hören sich nur in der Ausformulierung kompliziert an. Aber ist es kompliziert? Ich versuche mich diesen Themen zu nähern, indem ich lerne und zuhöre.

# 20: Frustriert und notgeil

In der Arbeit mit Menschen und in der Kommunikationsbranche trifft man auf viele unterschiedlichen Charakteren und Personen mit ihren Antrieben, Motivationen und Wünschen. Und ich bin oft mit Menschen konfrontiert, die wiederum mit Menschen konfrontiert sind, die die berufliche Situation oft untragbar gestalten.

Die Frau im Team, die obwohl verheiratet, den Kollegen anschmachtet, mehr als es verträglich ist in einem Team, das eng zusammenarbeiten muss. Sie steht minutenlang vor ihm und sucht ein Thema nach dem anderen, um weiterhin mit ihm sprechen zu können. Die Arbeitsbekleidung wird immer knapper und tiefer geschnitten, und auch private Kontakte sollen gefördert werden. Jedoch führen diese privaten Kontakte nur zu einem größeren Frustrationsgrad, den was sieht sie den? Sie sieht ihn, den sie nicht haben kann, ihren Mann, den sie nicht will und die Frau, die sie nicht ist. Neid und Frust stehen an der Tagesordnung und können nur zu weiteren tieferen Gräben führen.

Mir tut diese Frau leid, weil sie nichts in ihrem Leben ändert. Es wird ihr Sex nicht besser sondern nur weniger, und auch die beruflichen Erfolge bleiben aus, den überall säht man Missgunst und Neid, warum auch sollte es den anderen besser gehen.

Aber ich habe auch schon Frauen und Männer erlebt, die in solchen Situationen über sich hinausgewachsen sind, ihr Leben, ihre Lieben und sich selbst neu orientiert haben. Im Coaching sprechen wir dann oft über das „Neuerfinden“.

#19: Stylingsünden

Frauen sind hart in ihrer Meinung und oft noch viel härter zu sich selbst. Und dann gibt es aber diese Frauen, die sich selbst anscheinend nicht mehr sehen, wie sie wirklich aussehen. Wie verhärmt und verbittert und noch darüber reden, wie es einmal war, als sie noch Größe 36 trugen. Sollten wir zu diesen Frauen ehrlich sein, und über die Stylingsünden sprechen. Oder besser nicht. Wenn es jemand mir wichtiger ist, dann sage ich das schon mal. Wie zu meiner Freundin, dass ich ihre alte Haarfarbe um ein vielfaches lieber mochte. Sie sah nicht so streng aus. Oder zur anderen, dass das Kleid Hammer aussieht, aber nun mal nur das „Eine“ vermittelt. Aber ansonsten macht es uns doch auch Spaß zu lästern.

Trotzdem sollten wir manchmal dann doch was sagen, wie:

Liebe xxx , jetzt trage ich das schon sehr lange mit mir herum, aber bitte trotz deiner dünnen Beine, die in den schwarzen Strümpfen immer gut wirken – trotz deines Alters – bitte trage nicht immer so unvorteilhaft kurze Kleider und Röcke, du bist keine 20, hast keine unter 70 kg und auch dein Bauch wirkt, als ob du gerade im 5. Monat schwanger bist. Da tragt das Dekolleté nun noch mehr auf und du wirst eher belächelt als bewundert.

#18: Verantwortung

Wir lesen zur Zeit täglich über die moralische Dissonanz im beruflichen Handeln im wirtschaftlich und politischen Bereich. Zumeist sprechen wir von Personen mit klingenden Namen und können die Unverfrorenheit der Akteure nicht nachvollziehen. Dieses immer mehr haben zu wollen und vor allem die Meinung zu vertreten, dass einem das alles ja zusteht, man nichts unrechtes tut, verursacht Unverständnis. Jedoch nicht nur in großen Konzernen und im politischen Tagesgeschehen sind korrupte Handlungen zu finden. Auch in Unternehmen, wo keine Kontrolle vorhanden ist durch Investoren, Banken und vor allem durch die persönliche Wertvorstellung, was richtig und was falsch ist. Geld und Zeit der Firma wird als persönliche erweiterte Kassa betrachtet. Sei es, ob man während der Arbeitszeit zur Kosmetik geht oder die Mitarbeiterin für private Zwecke, wie Kindersitten missbraucht. Aber besonders fragwürdig wird es, wenn dem Partner mal so non-chalant geschrieben wird: „… du da ist im August ein Kongress auf den Seychellen, der dauert 3 Tage … wäre das nicht was für uns und dann hängen wir gleich den Urlaub ran, de Flüge lassen wir über die Firma laufen und Hotel auch, ist ja dann auch schon gleich …“ Nur dass eben die ganze Familie mit Anhang fahren hätte sollen.

Nur das solche Unternehmen, Geschäftsführer und handelnden Manager eben nicht in der Zeitung stehen und es für richtig ansehen so zu handeln, aber es ist eben leichter über all‘ die „Grosskopferten“ zu schimpfen und sich moralisch über sie zu stellen.

#17: Brio Eisenbahn

Die Brio Eisenbahn war schon etwas besonderes, nicht nur, dass sie zu einem Großteil aus vermachten Teilen bestand und um modernisierte Wagons und Brücken erweitert wurde, sie ist auch ein Erinnerungsstück aus der Vergangenheit, aus unserer eigenen Kindheit. Ein Holzspielzeug, dass den Wandel der Zeit überlebt hat, und mit dem unser Kind spielte und wir ihr erzählen konnten, wie man selbst mit dieser Bahn unsere Geschichten erlebten.

Leider haben wir unsere Brio Eisenbahn verborgt und bis heute nicht wieder bekommen, trotz nachfragen von mir. Auch meine Tochter hat schon mehrfach gebeten, dass sie ihre/unsere Brio Bahn wieder haben will, aber das Vertrösten bzw. Ignorieren ist Programm im Umgang mit unangenehmen Themen. Nur eines können solche Eltern mit Ihren Söhnen M und D nicht, ihnen Geschichten erzählen, wie es für sie war, mit dieser Brio Eisenbahn zu spielen.

#16: Lautstark

Ich gebe es zu, ich singe im Auto immer lautstark mit und fühle mich unbeobachtet und benutze meine Finger als Trommelwerkzeug und mein Kopf wackelt mehr oder weniger im Takt mit. Und wenn ich dann richtig gut drauf bin, jedoch das Lied leider aus, dann beginne ich zum Sendersuchen und da ist mir nichts heilig, da stolpert man nun mal über Radio Arabella und hört Boris Bukowski mit Fandango oder auf Radio NÖ Luv mit Greates Lover und bei den Toten Hosen – Tagen wie diesen – gibt es sowieso kein Halten mehr. Also, wenn ihr mich seht, bitte nicht zu sehr peinlich berührt sein, sondern lieber selbst ausprobieren, ist sehr befreiend!

#15: Ich will auch

Heute war ich mit meiner Tochter beim Kinderarzt natürlich rundherum Kranke Kinder, vor allem im Kleinkindalter, die entweder sich sich gar nicht bewegten oder brav am Tisch spielten und dann auch noch entzückende Laute von sich gaben. Dann kam auch noch ein knapp 2jähriger Bursche hinein, der sich einen Sessel schnappte um sich zu dem Mädchen zu setzen, dass Steine stapelte. Nicht nur, dass er ihr zusah und mitgluckste, nein der gab ihr auch noch Steine und half … In dem Moment tauschte ich vor meinem geistigen Auge dieses Kind mit meinem Sohn aus und sah schon die Steine fliegen, in seiner unverwechselbaren Art sich zu platzieren um zu sehen, ob und wer sich im entgegenstellt. Ich würde Schweißperlen auf der Stirn haben und versuchen zu verhindern, dass er in seiner charmanten Art alles an sich reißt und wenn er es nicht haben kann auch notwendigerweise zerstört. …
Beim Aufrufen unseres Namens, denke ich nur:“Scheisse, ich will auch …“

#14: Was ist Weihnachten?

Heute haben wir für nur eine gute halbe Stunde uns zusammengesetzt und mit den Kleinsten die erste Kerze am Adventkranz angezunden. Wir lasen eine Geschichte darüber was Weihnachten ist, da ein Kind dem Christkind einen Brief eben mit dieser Frage schickte. Schön war, dass die kleinen Burschen die Geschichte mitkommentiert hatten, was eben so zu Weihnachten gehört, der Brief, die Kekse, die Kerzen, der Duft und das Singen als auch der Schnee. Mit drei sind die Geschenke noch nebensächlich, es geht um die Aufregung, das Freuen über jeden Tag, dass was wir viel zu oft vergessen.

#13: die ruhigste Zeit

Ich habe schon eine Christbaum auf der Terrasse stehen, und da ich mich weigere Plastik – vielleicht auch noch mit Duftbaumgeruch – als Alternative zum Klassiker aufzustellen, habe ich einen Christbaum bei meiner hiesigen Gärtnerei organisiert.
Was sich einfach anhört, stellt mich trotzdem vor die Herausforderung, wann und wie der richtige Zeitpunkt zum Aufstellen ist.
Schreibt das Christkind einen Brief? Bringt es den Baum aufgeputzt oder nicht? Über Nacht, an welchem Tag?
Jetzt liegt er immer noch verschlossen auf der Terrasse und eigentlich sollte er am ersten Adventsonntag stehen. Aber ich denke, es wird alles wie fast immer bei mir sehr spontan entschieden werden.

#12: Die Natur

Ich höre sehr gerne die Beiträge auf Ö1 und vorgestern brachten Sie einen Bericht über Naturbestattungen. Heute ist es möglich nicht nur auf einem Friedhof klassisch bestattet zu werden, sondern auch am Fuße des Unterbergs oder auf einer Alm. Hintergrund ist für viele, dass sie ihren Nachkommen die Pflege und Kosten des Grabes ersparen wollen. Irgendwie scheint dieses Thema zur Art des Sterbens eines zu sein, dass mir des Öfteren in letzter Zeit über den Weg läuft. Zwei Bekannte von mir, eine enger der andere weniger, machen eine Palliativ Ausbildung, Karl sogar in Zusammenhang mit Kindern. Regina ist begeistert, weil sie jetzt genau weiß, was sie vor dem Sterben will, etwas was in ihrer Ausbildung Pflicht ist, sich mit dem eigenen Ende zu beschäftigen. Und nachdem ich sogar ein Profil zu Hause liegen habe, wo schon das Cover nach Sterbehilfe schreit, frage ich mich, ob und wie man/ich mich beschäftigen soll und will.
Natürlich wäre es sinnvoll, am besten schon jetzt jährlich einen Brief an meine Kinder zu schreiben, damit sie wissen, welch guten Ratschläge, wieviel Liebe und Sinnlosigkeiten (wobei das könnte das wichtigste sein) ich Ihnen mitgeben will. Das selbige gilt für Feinde und Nichtwohlgesinnte, denen man all das sagen könnte, was man nicht im Leben mitteilen wollte, wie verkommen sie sind, und was man ihnen nicht alles so an den Hals wünscht. Einen Nachlass für Familie und Freunde mit lauter Kleinigkeiten, um Ihnen zu zeigen, wie wichtig jeder einzelne ist.

Trotzdem weiß ich, dass ich es nicht tun werde, um nicht hinsehen zu müssen auf das Wie, Wann und Warum. Was ich aber weiß, ist, dass ich bei meinem Begräbnis eine Party will mit Musikstücken, die mir immer wichtig waren, die die Situation auch vielleicht etwas karikieren – it’s all over now Baby Blue (Falco), Dancing Queen (ABBA), she’s a Rainbow (Stones) – und bitte niemand soll in schwarz kommen, nur weil man das so macht. Und eines noch, ich hätte gerne einen Briefkasten, damit jede/r sich mitteilen kann. Und ja ich weiß auch selbst, dass das etwas exaltiert ist, aber wenn schon komisch im Leben, dann auch bitte zum Ende. Ende