Archiv des Autors: Biegenzahn

#247: Sizilien und ich – die ersten 18 Tage

Jetzt bin ich 18 Tage auf Sizilien und was sind meine Erkenntnisse? Sizilien ist eine Reise wert, vor allem für jemanden mit Kind, Kindern und egal ob alleine oder als Familie. Vor allem ich alleine mit meinem Principe sind nur auf hilfsbereite, äußerst freundliche und offene Menschen getroffen. Ich kenne solch‘ eine Gastfreundschaft nur vom Balkan. Und ich liebe es zu verreisen und behaupte, dass ich vor allem in Europa schon viel gesehen habe, abgesehen von ein bisschen Nordamerika.

Ich habe sogar das subjektive Gefühl, dass ich für Diebe kein Thema bin. Ich spreche das nur an, weil ich vor meiner Reise mehrfach vor Autodiebstählen, Handtaschendiebstählen und Diebstählen im Allgemeinen gewarnt worden bin.

Und auch beim Essen wird auf alle unmöglichen Gusto und Wünsche vom Nachwuchs Rücksicht genommen. So wie gestern eine Pizza ohne Käse und Tomatensauce, aber mit Speck und Salami. Hauptsache das Kind isst. Auch im Agroturismo Montalbano war die Nonna sehr darum bemüht, dass das kranke Kind isst. Ich habe selten – und wir waren die einzigen 2 Gäste – so einen reich gefüllten Frühstückstisch gesehen. Angefangen vom frisch gepressten Orangensaft, selbstgemachten Marmeladen, Kuchen, Torten, Keksen, Biskotten, Speck und Salami, Käse und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht noch etwas vergessen habe. Schade, dass das Restaurant am Abend zur Zeit geschlossen hatte, ich hätte es extrem gerne ausprobiert.

Natürlich würde ich auch gerne am Abend schick essen gehen, mit Weinbegleitung und fancy Essen und ich bin sicher, dass das auf Sizilien möglich ist. In Castelammare gab es tolle Restaurants, die vor allem von Einheimischen in der Umgebung besucht werden und meine 3 Ausflüge dorthin haben sich auch mehr als nur ausgezahlt, nur trinkt man halt mit Kind gerade mal nur ein Glas, dafür haben mich die Fischgerichte entschädigt. Und dass mein Großer krank wurde, dafür kann er ja auch nichts.

Auch Besichtigungen mit Kindern laufen vielleicht (?) anders ab, wobei ich das nicht sagen kann, weil beide Kinder alte Steine cool finden, Kirchen und Kunst erklärt bekommen und ob ich es jetzt alleine (das Sightseeing) anders machen würde, dass weiß ich nicht, dazu bin ich vielleicht schon zu lange mit Kind unterwegs.

#246: Sizilien und ich – das Glas muss halb voll sein

… weil ich gar nicht fliegen darf! Nach der letzten Nacht, sie begann um 1:45 und dauerte gefühlt eine halbe Stunde, dachte ich, na dann soll es wohl nicht sein und habe mich innerlich auf eine Rückreise vorbereitet, aber das war auch noch vor dem Telefonat mit unserem besten Kinderarzt (auf Kassa), der mich seelisch darauf vorbereitete, dass ich nicht fliegen darf und soll. Ansteckung, Belastung usw. usf., er mir aber noch ein paar Tipps gab, was ich den tun konnte, damit es dem Pustel neben mir besser geht.

Inotyol zum Beispiel, was ich immer mithabe, kann ich auf die Pusteln schmieren, damit sie schneller austrocknen. Antihistaminikum bekomme ich ja auch so und eben durchhalten mit Mexalen, Parkemed oder Neureflex.

Großartig ist auch unsere WhatsApp Gruppe „Kindergruppe“, wo die Mamas und ehemalige Mamas aus dem Haus mit ihren Erfahrungsschatz und vor allem Aufmunterungen Unterstützung anbieten. Fahre auch heute in eine Erborista, ja hier gibt es neben Apotheken spezielle Geschäfte für Kräuter, um mir eine weiße Heilerde (Tipp von S.) und Globuli D12 (Tipp von E.) zu holen, wenn das alle dann nichts mehr hilft, dann trinke ich eine Cola Zero und hoffe auf den Helikopter, der uns dann heim bringt 😉 (die Phantasien könnten am Schlafmangel liegen).

Ich sehe das Glas halb voll, bleibt mir ja auch gar nichts anderes übrig!

#245: Sizilien und ich – was soll ich sagen

Was soll ich sagen, seit 2 Tagen ist mein 5jähriger Großer mit den Feuchtblattern krank. Die ersten 3 Tage waren ja damals mit meiner Prinzessin ein Horrortrip und ich habe mir damals eine Impfung für diese Kinderkrankheit gewünschten. Heute gibt es eine und ich wollte meinen Junior schon impfen lassen, da wir ja im September mit der Schule beginnen und … und jetzt ist es zu spät und dass dann auch noch auf Sizilien.

Weil es gibt auf Sizilien nicht unsere weiße Tinktur (Cutimix), die ja auch schmerzlindernd sind. Gegen das Fieber und auch den Juckreiz bin ich gut ausgerüstet – habe ich aus Wien mitgenommen – aber eben diese Juck-Schmerzen werden noch zusätzlich durch die Tinktur gelindert. Ich war in 4 (!) Apotheken und keiner konnte mir helfen, ich habe Babyremen, Zinkpuder für den Po und zuletzt jetzt Zovirax bekommen, weil in der dritten Apotheke eine sehr hilfreiche Apothekerin mir eben diese empfohlen hat, nachdem sie im Inhaltsregister nichts anderes gefunden hat.

Diese Hilfsbereitschaft und Offenheit ist das, was mir hilft, dass Glas halb voll zu sehen. In der Apotheke war ich schon sehr nah am Wasser gebaut, nachdem er gerade wieder einen Schub hatte, und die Dame ohne Berührungsängste sowohl auf ihn als auch auf mich zuging und einging. Oder der Nachbar unseres Agroturismo, nachdem wir unbeabsichtigt sein Grundstück erforscht haben, sind 2 große Hunde bellende auf uns zugelaufen (mir ist schon bei der Hinfahrt das Schild „Privat-Grundstück“ aufgefallen) und der Besitzer kam hintennach, der hat uns dann nicht nur freundlich den Weg zurückgezeigt, er hat uns auch mit Orangen und Mandarinen ausgestattet und darauf hingewiesen, dass wann immer wir etwas brauchen einfach kommen sollen.

Jetzt warte ich mal die nächste Nacht ab, und dann werden wir sehen, ob ich doch früher heimkomme, oder ob wir weiterreisen. Je nachdem, ob das Glas eben halb voll oder doch halb … ist.

#244: Sizilien und ich – voll von Eindrücken Teil 2

Ein anderes wahrhaftiges Abenteuer war mein Besuch in der naheliegenden Terme Gorgo. Begonnen hat es einmal damit, dass ich mir vorsorglich die Route in meine Navigation eingegeben habe, da es sich zwar nur um eine 28 minütigen Fahrt handelte, aber was weiß man schon … Tja und dann wurden daraus nicht 28 Minuten sondern über 1 1/2 Stunden. Gelandet bin ich bei der ersten Routenführung mitten in den Weinbergen Alcamos auf einem Weg, der in einen weitern landwirtschaftlichen Weg führte. Mein Ziel – der Bahnhof von Alacamo – lag nach Angaben meines Navis in der Realität auf einem Weinberg, wo rundherum ein paar Schafe grasten. Dann gab ich ein anderes Ziel ein, eine Straße, die in der Nähe der Terme Gorki sein sollte und so fuhr ich über ein paar Umwege nach Alcamo hinein, um über eine Strasse geleitet zu werden, die gerade als Baustelle zumindest so halb gekennzeichnet war. Da ich mich aber in meiner Fahrweise schon den Italienern gut angepasst habe (letztens in Palermo bin ich über den Gehsteig auf eine einspurige Einbahnstrasse mit 2 Gegenübern und 1em Auto neben mir als Sieger hervorgegangen) bin ich natürlich (!) auf diese Straße gefahren und natürlich (!) 4 andere italienische Autos mir nach. Nach ungefähr 20 Metern habe ich mich selbst verflucht (die 4 Autos hinter mir mich wahrscheinlich auch), da die Straße gerade mal breit genug für meinen Ford Fiesta und der Abschnitt daneben 1 Meter tief aufgegraben war. 50 – 100 Meter kam mir ein breiteres Auto entgegen (auf meiner Spur), der aber die Möglichkeit hatte (ich weiß immer noch nicht wie) eine Stelle zu finden, um neben mir stehen zu bleiben und mir mitzuteilen, dass es da unten „Chiuso“ ist. Also nutzte ich eine Einfahrt ein paar Meter weiter um umzudrehen und wollte den Fahrzeugen hinter mir die Möglichkeit geben, es mir gleich zu tun. Aber Italiener sind nun mal nicht Italiener, wenn sie es nicht besser wüssten (vor allem beim Autofahren), also fuhren sie brav weiter, und ich drehte um und das Beste war, keiner kam mir entgegen.

Daraufhin beschloss ich auf das Navi zu pfeifen. Wer braucht schon so einen Dreck, da ich bei meiner Irrfahrt ein paar alte verrostete Zeichen (was schon Warnung genug hätte sein sollen) gesehen hatte, die auf die Terme Gorki hinwiesen. Ausgangspunkt war dann auch die Autobahnabfahrt, wo ich vor über 1 Stunde und 20 Minuten schon erstmalig abgefahren bin und von dort waren es dann auch wirklich nur mehr 15 Minuten …

Tja und dann, dann kam die wirklich Überraschung, ein Gebäude aus den 70er Jahren – angeblich soll in dieser Terme schon Daedalus gebadet haben – dass seit den 1970er Jahren keine Erneuerung gesehen hat. Aber davon wollen wir uns mal nicht erschrecken lassen, vielleicht ist es ja nur von aussen so. Und sie bauen ja auch gerade … Drinnen, es ist kurz vor 12 Uhr, ist noch alles im 100jährigen Schlaf. Keinen Kaffee, die Maschine ist noch nicht aufgewärmt, aber ich könnte einen aus der Thermoskanne haben (gratis), das Pool draussen ist auch erst zur Hälfte eingelassen, es wird gerade alles für den 14. 2 hergerichtet. Ich hoffe, dass das Wasser so trüb durch den Schwefel ist, dass man die Risse und wilden Farbübermalungen nicht sieht. Die Bilder zur Balnea-Therapie schauen nett aus und auf meine mehrfache Frage, ob sie den wirklich offen haben … nickt mir der gefühlt 100jährige Mann zu, dass ich gerne alles heute machen kann. Junior und ich scheinen die einzigen Gäste zu sein. Also nehme ich die Balnea-Therapie, ist ein Schwefelbad für mich und ihn, in einer übergroßen Badewanne in einem Raum für uns zwei alleine. Auf den Weg dorthin treffen wir auf weitere Mitarbeiter, die gründlichst die Boden schrubben und alles säubern (für wen auch immer). Wir bekommen einen Raum zugewiesen und auch schreit uns der 1970er Jahre Schick nur so entgegen, aber trotzdem sind die Menschen dort hinreissend in ihren Bemühungen uns alles Recht zu machen.

Und was soll ich sagen, wir zwei hatten einen Heidenspaß, haben den Raum unter Wasser gesetzt, haben Wasser nachlassen können, wie wir wollten und uns Zeit für uns Beide genommen. Es muss nicht immer eine Wasserrutsche sein, es hat uns eine übergroße Badewanne vollkommen ausgereicht um mehr als eine Stunde in einem Thermalwasser zu verbringen. Es ist vielmehr das, was man daraus macht. „Den Mutigen gehört die Welt“ #mytrip_tosicily

#243: Sizilien und ich – voll von Eindrücken

Die letzten Tage waren gespickt mit Abenteuern und Erlebnissen, die mich zu tiefst beeindruckt haben. Vor allem das Kennenlernen von Louisa und Mauricio, die mir das Appartement in Castellammare del Golf vermietet haben. Casa Madrice, ist nicht nur von der Lage her zentral, es sind vor allem die Vermieter, die einem das Gefühl geben, dass man von Herzen Willkommen ist.

Luisa betreibt in Alcamo einen Privatkindergarten, der von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends geöffnet hat und auch Kinder unter einem Jahr betreuen, weil es einfach notwendig ist. Nicht nur, dass er sehr geräumig ist, Kinderkrippe, Aufenthaltsraum/Kreativraum und Spielraum mit Hüpfburgen und Klettergerüsten, im Sommer gibt es eine kleine Freifläche. Natürlich gibt es nicht die grünen Freiflächen, wie bei uns, aber aus der Not wird eine Tugend gemacht und jede Ecke wird genutzt. Die Kästen sind voll mit Fahrzeugen und Spielsachen. Es gibt Theater und manchmal sogar Zuckerwatte (nicht heute leider ;)). Eine Küche für Frühstück, Jause und Mittagessen und Snacks zwischendurch. Kinderwägen, Maxi Cosi, Wippen und auch die Sanitäranlagen sind für die Kleinen hergerichtet. Wenn man oft in Städten wie Alcamo die Häuser von draussen sieht, erwartet man nicht solche Räume im Inneren. Als wir um 3 Uhr kamen, waren schon viele Kinder abgeholt und der Rest – bis auf Carlotta – schliefen, weil die meisten Kinder eben bis 4 bzw. 5/6 schlafen. Es ist ein vollkommen anderes Zeitgefühl hier. Dafür fand es Louisa faszinierend, wie Kinder bei uns in den Kindergärten Schlafenszeit haben bzw. überhaupt am Abend schlafen gehen. Carlotta war dafür vom Junior fasziniert, wie kann das auch anders sein, wenn ein Mann erscheint, der einer hübschen jungen Dame, die kalte Schulter zeigt (Das funktioniert auch schon in diesem Alter anscheinend.)

Ich war von so viel Herzlichkeit einfach hin und weg. Nicht nur, dass ich einfach so eingeladen wurde und mein kleiner Großer spielen durfte, seine Hose wurde mal so einfach schnell beim naheliegenden Schneider repariert (sein Knopf an der Jeans wurde kaputt) und ich wurde in die Kunst des Kaffeemachens in ihrer oberhalb liegenden Wohnung eingeweiht. Verständigt haben wir uns mittels einer Applikation auf Ihrem Handy, die sie erste diese Woche auf Anraten Ihrer Tochter installiert hat, da ich zwar einiges verstehe, aber mit dem Sprechen ist es so eine Sache. Ich kann nur sagen: Grazie Louisa!

#242: Sizilien und ich – das Leben

Autofahren auf Sizilien ist nichts für schwache Nerven, auch wenn nur 2 Spuren angezeigt sind, kann es passieren, dass mindestens 3 Autos inklusive zweispurigen Gefährten dazwischen vor einem fahren oder in Palermo sind diese 3 Fahrzeuge dann eben neben einem. Generell gleicht das Fahren hier einem, „Schau, was die anderen machen“, da ich selten so viele unnütze rote, blinkende oder grüne Ampeln gesehen habe. Natürlich haben die Autos hier alle ein paar Kratzer oder Dellen, was ich aber mehr auf das Einparken zurückführe, da es keinen Parkplatz gibt, der auch nur annähernd zu klein scheint, weil zur Not steht man dann halt nur zur Hälfte drinnen, parallel dazu in zweiter Spur oder eben auf den Millimeter genau drinnen. Unfälle habe ich bisher (auf Holz-klopf) gesehen, und ganze selten teure Autos (ob die der Mafia gehören?).

Das mit der Mafia ist ja sowieso enttäuschend, nirgendwo sieht man abgesperrte Villas, die zumindest subjektiv das Gefühl geben, dass hier jemand wohnen könnte. Mein annähernd nächstes Erlebnis war gestern als ein seniorer älterer – sehr gepflegter – Mann mit teurem langen blauen Kaschmirmantel mir entgegenkam, begleitet von zwei jungen Männern in Lederblouson und zwar einer vorne und der andere hinten und direkt angesprochen hat ihn auch keiner.

Tja im Februar ist es auch etwas kälter, nicht unter Tags, da ist es in der Sonne mit den 15 Grad (einmal sogar 20 Grad) sehr angenehm und wir haben auch schon ein paar Gelatti gegessen. Jedoch in der Nacht in den Wohnungen, die Kälte behalten sollen (im Sommer sensationell), ein entscheidender Nachteil, vor allem, da viele Apartments ihren Strom regulieren oder einfach zu wenige Heizmöglichkeit haben. Und somit hatte ich bisher nur sehr wenige angenehme Nächte, da ist ein Hotel wahrscheinlich wirklich eher zu empfehlen, aber ich mag es halt, wenn ich auf den umliegenden Märkten mir frisches Brot und Obst und Gemüse besorge, eine Qualität, die ich wirklich immer wieder in Wien vermisse. Auch Fleischerein sind überall um die Ecke und die Fischmärkte bringen ab 8 Uhr morgens Fisch von den Fischern. Gut Österreich hat kein Meer, aber ausreichend Bauern, Landwirte und Gärtnerein. Und ich habe das Glück, dass ich die Gärtnerei Ganger in meiner Nähe habe, wo ich mir immer wieder Gemüse hole, oder einen Bauern, der alle zwei Wochen ins Haus kommt. Aber die Vielfalt, das Ambiente eines Marktes kann nicht ersetzt werden.

#241: Sizilien und ich – Ragusa

Ragusa war bis jetzt mein persönliches Highlight, eine Stadt in Felsen gebaut zwischen Steinschluchten. Alleine um dort hinzu kommen sollte man keine Höhenangst haben. Ragusa Ilbla ist die untere Stadt, die vor allem über Treppen zu erreichen ist. Man arbeitet sich langsam hinauf um dann irgendwann beim Duomo anzukommen.

Dann geht man langsam wieder hinab und kommt zum öffentlichen Garten, die Gebäude werden je weiter man sich von der Ibla entfernt, desto mehr bekommt die Stadt ihren barocken Charakter. Vom öffentlichen Garten erstreckt sich ein weitläufiger Blick auf die Umgebung Ragusas, die vor allem landwirtschaftlich geprägt ist. Wir sind auch rundherum gegangen, da vor allem die Bauweise beeindruckend ist und viel von dem wiedergibt, wie eine idealtypische italienische Stadt auszusehen hat.

Beeindruckend ist aber auch das Postamt in Ragusa, nicht wegen der architektonischen Bauweise, sondern wegen der Arbeitsmoral. Da ich Briefmarken benötigte, ja ich weiß, wer schreibt heute noch (!?!), ging ich in das offene Postamt in Ragusa. Wir schreiben aus jedem Urlaub eine oder mehrere Postkarten, die zwar immer erst irgendwann ankommen, aber dafür mir ganz viel Liebe und Rechtschreibfehlern geschrieben. Auf jeden Fall in diesem Postamt war NICHTS los, aber beide Schalter offen und ich ging zum Schalter mit dem Brief-Zeichen, worauf ich zum Schalter für das Geld verwiesen wurde. Beim zweiten Schalter passierte mal nicht viel, sie schaute mit einer Gelassenheit in ihr Büchlein hinein, ob sie den Briefmarken hätte. Da 0,70 € Briefmarken gerade vergriffen (!) waren, fragte sie mich, ob ich wirklich Briefmarken wollte. Auf meine bejahende Antwort war einmal Verwunderung zu sehen und die Frage an die zweite Dame, ob nicht sie welche hätte, nur die wollte sie eindeutig ignorieren, also stand sie auf, um langsam in den hinteren Raum zu gehen. Dort verbrachte sie mindestens 5 Minuten, um dann mit einem HALBEN (!) Bogen zurückzukommen – die Nachfrage ist nicht sehr rasant. Legte ihn ein, und nahm vorerst einmal die 0,25 € Briefmarken heraus, davon 4 Stück, weil ich 4 benötigte. Scannte sie ein und fragte mich, ob ich wirklich 4 Briefmarken für Österreich benötigte. Mit einem strahlendem Lächeln nickte ich nur, weil patzig kann ich nun mal nicht auf italienisch antworten. Also klappte sie die 0,70 € doch wieder auf und holte mir 4 Stück um diese dann einzuscannen und sie mir schlußendlich zu verkaufen. Ich denke, dass ich somit den aufregendsten Teil ihres Arbeitsalltages ausgemacht habe, so wie sie es ausgekostet hat.

#240: Sizilien und ich – Noto

Noto ist UNESCO Weltkulturerbe und es ist ein wunderschöne idyllische Stadt, der man aber auch anmerkt, dass sie planmässig gebaut wurde, streng nach einem rechtwinkeligen Raster und alles mit hellem Kalktuff. Dass sie Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, erkennt man an der barocken Bauweise. Sie ist mir persönlich schon fast zu schick und zu gerade, als dass sie auf mich persönlich wirkt. Fast so, als ob die Architekten bewusst die Stadt in die schönsten Kleider gesteckt haben, ohne auf Charakter oder Persönlichkeit zu achten.

Hingegen Noto Antica, die eigentliche Stadt wurde 1693 von einem schweren Erdbeben zerstört und somit woanders wieder aufgebaut. Sie liegt ein paar Kilometer entfernt und will man dorthin fährt man an einem Kloster „Santa Maria dell’Arco“ vorbei, dass seit dem 18 Jahrhundert nicht mehr als Kloster genutzt wird. Das Kloster wirkt, wie aus einem alten 2ten Weltkrieg Film und bei der Fahrt dorthin und dem Panoramablick hat man das Gefühl, dass gleich ein paar deutsche Geländewagen um die Ecke kommen könnten und das Kloster Schauplatz eines Befreiungsschlages wäre.

Auch Noto Antica lädt zum Klettern und Erkunden ein. Ein Wachturm scheint noch erkennbar zu sein und gegenüber wurde eine Nekropole gefunden, eine Stadt für die Toten im Mittelalter. Im Sommer scheint dieser Platz ein beliebter Ausflugsort für Sizilianer zu sein, da offene Grillstellen angeboten werden. Etwas makaber, wenn man bedenkt, wo gegessen wird.

Wenn auch außerhalb der Saison so sind wir natürlich auch an den Strand gefahren und Lido di Noto ist wohl einer der wenigen Sandstrände (Vulkaninsel!). Bei 20 Grad und Sonnenschein kann man nicht ins Meer gehen, aber im Sand sitzen und die Sonne geniessen.

#239: Sizilien und ich – Etna und Umgebung

Von Catania bin ich ja weniger begeistert, wobei ich zum Essen vor allem das La Macceriella beim Fischmarkt empfehlen kann. Davor sollte man unbedingt in die Bar daneben gehen um einen Apero zu trinken. Ich habe selten so guten Fisch gegessen. Und auch das Dopo Teatro in der Nähe der Oper wird vor allem spät abends von den Italienern besucht, um noch ein schnelles Panini zu essen, alles wird frisch gegrillt und gebraten von den Würstchen über die Pistazien-Fleischlaibchen. Und Kaffee kann man sowieso überall trinken, dass wird wohl auch das sein, was am Schlimmsten sein wird, wenn ich zurück komme.

Vom Etna haben wir leider wenig gesehen, da die Strasse beim Etna Süd gesperrt war, wegen zu hohem Schneeaufkommen und die andere Straße nur mit Schneeketten befahrbar war, was jetzt nicht so zu unserer Standardausrüstung zählte und ich auch keine vom Straßenhändler kaufen wollte. Trotzdem sind wir an der Straße stehen geblieben und in die Lavalandschaft geklettert, um Steine einzusammeln. Und wenn man Richtung Taormina fährt, kann man wunderschöne Ausblicke auf den Etna bekommen, wenn er einmal aus dem Nebel herauskommt. Der Etna bietet als einziger Berg weltweit – angeblich – eine Schipiste mit Blick auf das Meer.

Taormina ist wirklich ein wunderschönes Fleckchen und muss vor allem im Frühsommer mit der Isola Bella ein Hotspot Siziliens sein. Im griechischen Theater gibt es Opernaufführungen und der Ausblick ist einfach atemberaubend schön und hier war auch einer dieser Momente, wo man durchatmet und sich fallen lassen kann in einem Moment von Ruhe und Schönheit des Augenblickes.

#238: Sizilien und ich – Catania

Jetzt bin ich bald eine Woche auf Sizilien und ich muss sagen, die Insel und ich werden noch nicht wirklich warm miteinander. Vielleicht liegt es daran, dass wir mit den Unterkünften nicht so viel Glück haben. In Catania war unser Apartment ein Zimmer, welches nicht wirklich warm wurde und in Syrakus ist es zwar eine richtige Wohnung, dafür wird der Strom seitens des Vermieters gedrosselt, so dass wir alleine am ersten Abend mindestens 10 mal hinunterlaufen mussten, um die Sicherung wieder einzuschalten (mehr als zwei elektronische Geräte verkraftet der Stromkreis nicht und alleine warmes Wasser verbraucht schon 3/4) und seit heute schwimmt das Bad, wenn man die Spülung der Toilette bedient.

Und trotzdem ist es nicht das alleine. Vielleicht lag es daran, dass ich zuerst auf Catania getroffen bin. Die zweitgrößte Stadt Italiens, die so viele wunderschöne alte Häuser verfallen lässt. In der Altstadt gibt es mehr als eine baufällige Ruine, man merkt einfach, dass Sizilien das Armenhaus Italiens ist. Zwischen dem 30. Jänner und dem 05. Februar wird in der ganzen Stadt der heiligen Agata gedacht. An allen möglichen Ecken stehen Altäre, die von jungen Männern getragen und mit lauter Blasmusik begleitet werden. Man hat fast den Eindruck, dass man darauf hofft, dass sie jetzt auch noch alle Probleme löst, so euphorisch und leidenschaftlich wird hier den ganzen Tag dieser Kult zelebriert. Selbst die Kirchen sind gut besucht. Diese Ritualisierung hinterlässt einen komischen Beigeschmack in einer Stadt, die wesentlich dringlichere Probleme zu lösen hat.