#181: Wie man in den Wald ruft, …

Mit 15 habe ich die Weisheiten meines Vaters gehasst, immer wieder die gleichen Floskeln, der Krug geht so lange zu Brunnen bis er bricht, wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es zurück oder Reden ist Silber und Schweigen ist Gold. Und derer gab es noch viele und nie im Leben hätte ich zugegeben, dass er recht hätte. Und heute gebe ich still und leise zu, dass schon etwas – klein wenig – Wahrheit in diesen Sprüchen steckt.

Wir hören oftmals nicht gut genug zu und wollen auch nicht hören, was der oder die andere zu sagen hat. Hauptsache meins ist richtig. Ein Kollege hat letztes Semester in einem der Kurse die Frage in den Raum gestellt, ob es denen, die immer etwas zu sagen haben, nur darum geht „Recht zu haben“. Und passiert es nicht gerade durch diesen Strudel der Argumentation und Gegenargumente, dass dann der Ruf in den „Wald“ immer aggressiver wird. „Sich aufschaukeln“, „verbohrt sein“ … all‘ das sind doch nur Ergebnisse aus unserem mangelnden Zuhören … „jemanden noch was reindrücken wollen“ …

Und wie schnell wir in Schubladen gesteckt werden und klassifiziert, ohne Rücksicht auf das was war, ist und noch sein könnte.

Natürlich ist es schwer aus dem Muster auszubrechen, weil wo gibt man nach bzw. will man auch nachgeben. Beruflich, privat egal was, so vieles, was man sich aufgebaut hat – gemeinsam – befindet sich auf einem unsicheren Fundament. Dieses zu stabilisieren und wieder aufzubauen verbraucht so viel Energie und Kraft. Und schnell ist man mit den altbewährten Sprüchen bei der Hand: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.

2 Gedanken zu „#181: Wie man in den Wald ruft, …

  1. christina

    Baujahr 1962 und wie du mir aus der Seele sprichst. Ja, die Sprichwörter haben ihre Wahrheit. „Sitz gerade“, heute sagen sie mir, daher kommt die Körperspannung, die so wichtig ist, ob in der Ergo oder beim Jiu Training. Warum haben unsere Eltern das alles gewußt ohne „psycholigische“ Erklärung? Und wie man in den Wald schreit, so schallt es zurück. Eigentlich einfache Dinge. Ich verbringe zu viel Zeit zu erklären und trotzdem ins Leere zu rennen. Flo hat einen 4er auf Sachkunde, und morgen gibts den Wochenplan den du erwähnt hast. Auch wenn ich nicht immer alles bei der Hand habe dank Ganztagsschule (erst am Freitag hab ich die Übersicht und weiß auch nicht mehr) versuch ich halt zu googeln, was ansteht. Wir haben so viel als Zwang verstanden als Kinder, obwohl unsere Eltern am richtichen Weg waren. Aber wir „wollten“ es ganz anders machen und ich habe das Gefühl, das ich gescheitert bin.

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    1. Biegenzahn Beitragsautor

      Wir scheitern nicht und wenn dann genauso wie unsere Eltern und deren Eltern … Weil die haben es ja auch wiederum anders versucht oder an den Schrauben der Zeit geschraubt. Wir lernen aber und versuchen gute Dinge auch aus dem Alten mitzunehmen. So musst du es sehen. Und Noten sind nur Zahlen, die nichts über den Menschen aussagen, wie hilfsbereit, wie charmant, wie lustig, wie klug (tatsächlich), … unendlich fortzusetzen, er oder sie ist. Wir haben einen Zwang und einen Druck in uns aufgebaut immer noch bessere Mütter und Väter zu sein, immer noch mehr und besser unseren Kindern helfen zu können, das richtige Rüstzeug mitzugeben. Ich denke, dass wir an dieser Aufgabe „Über“Figur zu sein, scheitern werden und müssen, damit unsere Kinder wiederum davon lernen, wie sie es anders machen werden. Du bist eine großartige Mutter und dein Sohn liebt dich (er sagt es dir, zeigt es dir durch Kleinigkeiten – ich weiß, manchmal übersehen wir es einfach) und somit hast du schon ganz viel RICHTIG gemacht.

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