Ich bin so froh einen Hund zu haben, dass wenn ich keinen hätte, ich wohl einen erfinden müsste, um hinauszugehen. Ich würde wahrscheinlich mit einer Leine, Schnur oder Gürtel auf der Straße gehen und so tun, als ob ich hinaus müßte. Ich bemerke nämlich, dass Quarantäne oder verordnetes zu Hause bleiben einen Instinkt des Wegwollens hervorruft.
Ich war ja vorher schon brav mit dem Hund im Bewegungszustand. Jetzt ist es eine Notwendigkeit und zwar für mich. Ich bemerke auch, dass sich die Gesellschaft in Gruppen teilt, die nach dem kategorischen Imperativ rufen und alle vernadern wollen, die mehr machen, als ihnen zugestanden wird – und ich meine da nicht die partyfeiernden Möchtegernpolitiker oder Junggebliebenen, sondern jene die sich im Graubereich befinden (Luftschnappen, ein paar Schritte gehen, am Bankerl sitzen …). Wo beginnt die Selbstverantwortung und wo endet die Zwangsverordnung?
Und nein ich liege nicht in der Sonne, ich gehe nicht auf Kuschelkurs oder mache mehr als unbedingt notwendig ist. Ich urteile aber auch nicht darüber, dass ich einen potentiellen Risikomenschen – wahrscheinlich um die 70 auf Krücken – begegne, während ich mit meinem Hund ausgehe. Er geht langsam und im sicheren Abstand und will die klare Luft geniessen, was er mir gleich schuldbewußt mitteilen will, nachdem ich ihn freundlich grüße. Er ist auch mit dem Auto gefahren, wobei eigentlich seine Frau, die ein paar Meter hinter ihm läuft.
Ich lächle ihm nur zu und wünsche ihm einen schönen Tag, weil das Virus ist nicht in der Luft, aber verankert sich immer mehr in unseren Köpfen. So ist es auch mit der Einschränkung der Freiheit, so eingeschränkt sie scheint, so beschränkt ist sie dann doch nicht und darüber bin ich sehr froh. Aber wie gesagt, wenn ich noch keinen Hund hätte, dann …