Vor 6 Wochen bin ich am rechten Handgelenk operiert worden, weil ich ein Karpaltunnelsyndrom habe. Dabei wird in den meisten Fällen der Nervus medianus (der mittlere Nerv) durch die Handwurzel eingeklemmt und geschädigt. Die Symptomatik ist vielfältig, entweder ein Kribbeln in der Hand oder die Hand bzw. der Arm schläft ein, aber auch Schmerzen oder Kraftlosigkeit der Hand bzw. des Armes.
Die Operation ist gut gelaufen und der Nerv wurde von einem Muskel befreit, da er nicht durch die Handwurzel eingeklemmt war, sondern durch einen gut ausgeprägten (!) Muskel in der Handfläche erdrückt wurde. So ein Muskel liegt normalerweise dort nicht. Er wird leider nicht nach mir benannt, diese Frage habe ich natürlich in den Raum geworfen. Interessant war auch, dass dieser Muskel ausgeprägt war. Ich mein, ich bin jetzt weder Bodybuilder, Muskelpaket oder sonst irgendwie super sportlich, warum ist ein Handmuskel ausgeprägt und die restliche Muskulatur befindet sich im Dauerkoma?
Weniger interessant waren die letzten 6 Wochen, die mir gezeigt haben, wie sehr ich als Rechtshänderin – aber Linksesserin – auf die Verwendung der rechten Hand angewiesen bin. Wie schwach die linke Hand ist und es mehr als unangenehm ist, sich helfen lassen zu müssen. Und man wird kreativ und sehr lösungsorientiert, was Hygiene, Essen und auch Arbeiten betrifft.
So ist das Schreiben ja meine Hauptleidenschaft und ich hatte in den letzten 4 Wochen auch 2 Arbeiten zu erledigen. Der Arzt hat mir verboten auch nur eine Tastatur zu bedienen, also was sollte ich tun? Ich habe mich mit Spracheingaben herumgespielt und muss sagen, dass die Google Sprachsteuerung, welche ich mit auf Google Chrome installiert habe, die wirklich Beste ist, vor allem ist sie kostenlos! Sie konnte mühelos mit meinem doch Österreichisch umgehen und hat selbst Fremdworte richtig geschrieben. Siri hat mich hingegen – da ich noch ein MacBook habe – in den Wahnsinn getrieben. Siri und ich mögen uns seitdem auch nicht mehr wirklich, ich habe sie alle möglichen Schimpfworte geheißen, welche sie sowieso nicht verstand: „Es tut mir leid, kannst du wiederholen, …“. ABER Sprachsteuerungen sind trotzdem nichts für mich, meine Gedanken und Worte scheinen vielmehr über meine Hände zu fließen, als über meinen Mund. Ich benötigte um ein Vielfaches länger, die Gedanken in gesprochene Worte zu überführen, als sie in einer Leichtigkeit einzutippen. Eine Erkenntnis, die mich doch erstaunt hatte, da ich mir immer vorgenommen hatte, einmal Texte oder Kapitel gehend anzusagen.
Jetzt bin ich froh, dass ich wieder meine Tastatur benutzen kann, die Buchstaben und Wörter fühle, wie sie langsam am Bildschirm erscheinen. Ein wunderbares Gefühl und auch wenn der Heilprozess noch nicht abgeschlossen ist, und einige Behandlungen anstehen, so bin ich glücklich wieder schreiben zu können.