Archiv der Kategorie: Philosophie, Psychologie und was so dazu gehört

Ich studiere und studierte Psychologie und in der Beobachtung meiner selbst, Kinder, Freunde und Klienten kommen dann immer wieder Schlagworte hoch, die sich durch das beobachtete Verhalten auf einmal selbst erklären.

#269: Metaethik

In der Metaethik gibt es unterschiedliche Ansätze, die sich damit beschäftigen, ob es eine Wahrheitsbegriff für moralische Eigenschaften gibt. Da sagen die einen, dass man Wahrheitswerte nicht moralischen Eigenschaften zuschreiben kann (Non-Kognitivisten) und dann die Kognitivisten, die meinen, dass Wahrheitswerte wissenschaftlich entschieden werden können.

Eine schwierige Frage, die ich nur sehr oberflächlich ankratze, weil unter diesen zwei Positionen finden sich noch weitere Positionen, die sich von naturalistischen Thesen bis hin zur ontologischen Queerness bewegen. Diese Ansätze finden sich in unzähligen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Überlegungen diskutiert, von wesentlich klügeren Personen, als ich es bin.
Und trotzdem frage ich mich, ob es nicht wünschenswert wäre, wenn wir moralische Eigenschaften als wahr definieren könnten, um dann ethische Theorien zu betrachten. Wobei wenn ich wünschenswert sage, dann spreche ich doch schon wieder von einer intrinsischen Motivation, die doch viel zu subjektiv ist, da es mir – ehrlich gesagt – um „gute“ ethische Theorien geht, was es eben heißt, sich richtig und gut zu verhalten, und weniger um die Metaebene darüber. Wird mein Wunsch nicht davon getragen, dass ich etwas wahr machen möchte?

Peter Railton greift diese motivatorischen Wünsche auf und beschreibt sie mit dem Internalismus, der uns eben nicht zu dem Wahrheitswert führen kann. Weil auch, wenn wir oft wissen, was der richtige Schluss wäre, so oder so zu handeln, tun wir es doch oft genug nicht.

#268: ur lange her

Jetzt ist es wirklich lange her, dass ich geschrieben habe, wobei das eigentlich so nicht stimmt. Da ich mich zur Zeit mit 3 Themenbereichen sehr intensiv beschäftige und auch darüber schreibe. Aber eben eher wissenschaftlich, teilweise trocken, teilweise nur zusammenfassend aber immer in Hinblick auf Fragen, die sich aus Texten für mich ergeben.

Einerseits ist da die experimentelle Ökonomie, die mittels Experimenten (Labor und Feld) versucht Theorien zu bekräftigen, zu beschreiben und Erkenntnisse rund um den Homo Ökonomikus (der so ja vielleicht doch nicht existiert) zu gewinnen. Dann lese ich sehr viel zu Emotionen und im Speziellen zu Kollektiven Emotionen, wie wir an Hand welcher Beispiele diese phänomenologisch beschreiben und begreifen können. Gibt es ein Kollektiv überhaupt und kann ein solches in abstrakter Form zb. eines Unternehmens Emotionen haben?

Und last but not least nähere ich mich dem Themengebiet der Depressionen und psychischen Erkrankungen von philosophischer Seite. So werden heute immer wieder Philosophen (Phänomenologen) herangezogen um das Phänomen psychischer Krankheiten besser zu verstehen.

Ein Nachteil meines Studierens ist, dass ich das Gefühl habe (und eigentlich weiß ich es auch), dass ich viel zu wenig weiß und das es wohl auch nie möglich sein wird alles zu wissen.

#267: Vernunft

„Il y a deux sortes des verités, celles de Raisonnement et celles de Fait“ (Leibnitz)

Ich mag diesen Satz, weil es uns das Dilemma aufzeigt, in dessen wir Menschen uns oft befinden. Vernunft oder Glauben, wobei ich von keinem theologischen Glauben ausgehe, sondern von dem was wir glauben zu wissen. Ich wurde in meinem Studium der Philosophie immer wieder gefragt in welchem philosophischen Ansatz ich mich selbst wiederfinde oder welche Position ich vertrete. In manchen Kursen (zum Beispiel Metaethik) dürfen wir das auch über Handzeichen kundtun, um eine Tendenz zu erkennen. Ich enthalte mich meistens, außer das Angebot ist so breit und oberflächlich, dass ich grundsätzlich mitgehen kann.

Was kann uns die Vernunft an Wahrheit bringen? Eine moralische Verpflichtung, die relativ scheint. Nämlich wahr für mich, aber anscheinend noch lange nicht für den Anderen. Ist meine Vernunft eine andere als die anderer? Wir scheinen uns ziemlich sicher, wenn es um den eigenen Kulturkreis geht, was die Vernunft gebietet und was nicht. Aber schauen wir uns die Asylproblematik oder Geld- und Kreditsysteme in der europäischen Union (oder im eigenen Land) an, noch nicht einmal dort finden wir einen Konsens. Also muss dann doch der Glauben herhalten für unser System der Wahrheit.

Im Österreichischen gibt es den Ausdruck, dass jemand am „Watschnbaum“ rüttelt. Manchmal bin ich mir nicht so sicher, ob das die Vernunft oder doch der Glaube ist.

#266: zu alt

Ich habe letztens einen Blogbeitrag von Gerald Hörhahn gelesen „35 Jahre alt, und zu alt für den Arbeitsmarkt“ (http://investmentpunk.com/blog/35-jahre-alt-und-zu-alt-fuer-den-arbeitsmarkt/). Und wer jetzt noch mit über 30 einen Job hat, sollte sich lieber Superkleber auf den Sessel schmieren, da es für „uns“ wirklich schwer wird. Während die unter 30jährigen in einer digitalen Welt aufgewachsenen sind und somit nicht nur einen technologischen Vorsprung ihr eigen nennen können sondern auch einen semantischen Vorsprung des Sprachgebrauchs (lol, yolo, rofl, …)haben, haben wir die über 30jährigen nur unsere Erinnerungen, wie schön es einmal war (zig Postings und Power Point Präsentation mit lustigen Bildchen aus der Wickie, Slime und Papier Generation).

Ich stimme zu, dass die Arbeitssuche eine Schwierige ist. Jedoch nicht nur für die Generation 50 + und 35 +, sondern auch für die digitalen Natives. Der Economist schreibt, dass nur 1 % der Elite-Studenten in Jobinterviews genommen werden, da das Management nicht mit „Zuckerbergs“ besetzt werden soll. Durchschnitt und nicht Auffallen lautet das Motto, wenn man den befragten Personalberatern des Economists glauben darf (http://econ.st/1eaNXv3). Ich kenne Absolventen (mehrere) der TU (Elektrotechnik), die seit geraumer Zeit ihre beruflichen Erfahrungen in der Gastronomie machen müssen. Bei Bewerbungsgesprächen will man junge Mitarbeiter, mit den Erfahrungen des 35+ und den Gehältern des Maturanten. Genauso schwarz/weiß, wie der oben genannte Blogbeitrag.

Ich bin bestimmt kein digitaler Nerd, aber auch kein digitaler Dinosaurier. Und ich bin in der glücklichen Position von dem, was ich tue leben zu können. Aber gut zu sein, ist leider heute nicht mehr ausreichend. Das Gegenrezept jetzt mal schnell an die New Economy, Web 4.0, Story Telling, digital Literacy, …. anzudocken, wäre zu einfach und nicht ausreichend. Ulrich Brand hat hier im Zuge von Nachhaltigkeitsprozessen, politischen und Wirtschaftssystemen einen interessanten Beitrag geleistet (Brand (2014): Transition und Transformation: Sozialökologische Perspektiven), indem er zeigt, wo wir stehen und wohin der Weg gehen kann.

#262: Wenn die Worte fehlen

Nachdem ich mich die letzen Jahre stark mit den Aspekten der Ethik in der Gesellschaft und in der Wirtschaft beschäftigt habe, gehe ich zur Zeit – für mich – ein paar Schritte weiter und tauche phänomenologisch in die Welt der Emotionen ein. Nicht nur von aus einer Ich-Perspektive heraus, sondern auch was solche für ein „Uns“ bedeuten können. Ob sie überhaupt vorhanden sind oder vielmehr ein Produkt aus der Notwendigkeit heraus, dass wir für eine gemeinsame Welt und deren Wahrnehmung dieser (für soziale Normen und dem richtigen Verhalten daraus resultierend) kollektive Emotionen brauchen, sind.

Die Schwierigkeit liegt schon darin, dass wir in unserer Alltagssprache salopp von „uns, wir und gemeinsamen“ sprechen. Und uns dann aber in den Momenten der Beschreibung, was bewegt, wie es fühlt die Worte abhanden kommen. Vielleicht weil es einfach mehr als nur ein Fühlen oder eine Emotion ist, die wahrgenommen werden. Gerade Trauer und der Verlust eines Menschens löst so viel aus, dass wir durchaus gemeinsame und kollektiven Schmerz, Wut oder Traurigkeit empfinden können, aber es dazwischen, davor oder danach aber vielleicht auch parallel Emotionen gibt, die einem ganz alleine gehören.

Wir empfinden mit, wir teilen Emotionen und doch sind wir auch alleine.

#252: Stolz

Ich weiß Eigenlob stinkt, aber trotzdem darf man und muss man auch auf sich selbst stolz sein. Ich habe in den letzten Monaten intensiv an 2 wissenschaftlichen Arbeiten geschrieben, die sich mit dem Thema Moral und Recht beschäftigen und dann auch noch in englischer Sprache. Es war überhaupt mein erster Versuch etwas wissenschaftliches in englischer Sprache zu schreiben und ich hatte einen Mörderrespekt davor.

Nicht nur, dass man seine Gedanken – die nun mal auf deutsch in einem Gestalt annehmen – eben nicht nur 1:1 übersetzen kann und darf, sondern eben auch diese in die richtigen Wort fassen sollte. Und beim Schreiben und vor allem viel Schreiben, ist es wie ein „Auswurf“, den ich dann mal nicht ansehen kann. Ich lasse alle meine Worte frei und möchte dann eigentlich nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Schwer, wenn es um wissenschaftliches Arbeiten geht und illusorisch, wenn es um eine Fremd-Sprache geht.

Und heute habe ich in mein Prüfungsprotokoll hineingesehen und habe für beide Arbeiten eine gute Note bekommen. Ich bin wirklich stolz auf mich. Und zwar wirklich wirklich. Und ich bin stolz auf Alle, die sich von mir quälen lassen müssen, wenn ich Sparring Partner brauche, für Englisch, für Kant, für Moral, für Recht, für’s Schimpfen, weil eh nicht alles so funktioniert in dem Moment, wie ich es will …

#235: Sensibilisieren

Zur Zeit schreibe ich intensiv an einem wissenschaftlichen Papier zu Recht und Moral, daher komme ich auch nicht wirklich dazu mich mit anderen Themen zu beschäftigen. Alles dreht sich um diese Begriffe, wie Gerechtigkeit, Gesetzgebung, Entscheidungen und Moral. Und sie hinterlassen gerade durch die Geschehnisse der Vergangenheit und dem was passieren kann ein komisches Gefühl.

In der Rechtsphilosophie gibt es zwei entgegensetzte Haupt-Strömungen, die einen, die sagen bei der Entscheidung für einen Fall (hard cases im Speziellen) darf Moral keinen Einfluss haben. Richter müssen sich nur nach dem Gesetz richten, alles andere darf kein Thema sein. Hingegen die Gegenposition vertritt die These, dass wir nicht alle Fragen beantworten können, und dieser Blick nach aussen erlaubt sein muss. Dort wo wir keine Antworten finden, muss die Moral miteinbezogen werden.

Persönlich sehe ich keine Möglichkeit moralische Werte aussen vor zu lassen, wobei ich hier keine Bewertung von Moral abgeben möchte, was richtig ist und was nicht. Was als gerecht erachtet wird und was eben nicht. Ein Sensibilisieren ist aber mehr den je notwendig, um Antworten zu finden.

#227: Decision Making – wie es theoretisch funktioniert

Wir behaupten von uns allen ja sehr gerne, dass wir rational denkende Menschen sind und wenn wir Entscheidungen treffen wollen, ziehen wir alle möglichen Faktoren heran, zeichnen uns Listen auf mit Vor- und Nachteilen, verschaffen uns eine Übersicht und gehen im besten Fall in die Tiefenrecherche. Vor allem, wenn es um wirklich wichtige Entscheidungen geht.

Die Theorie besagt, dass der rationale Mensch die Entscheidung trifft mit dem größten für ihn zu erwartenden Nutzen. Na eh ganz klar. Und wer es wirklich ernst meint und 2 Entscheidungsmöglichkeiten hat mit jeweils 3 möglichen Ergebnissen, sollte ab jetzt bitte diese Formel benutzen. Zu Befüllen mit den Zahlenerwerten der zu erwartenden Leistungen und Ergebnissen.

eu(L(p,P,N))= p x u(P) + (1-p) x u(N)
und eu (L(q,H,N)) = q x u(H) + (1-q) x u(N)

Neben Unternehmen auch durchaus im privaten Bereich anzuwenden, vor allem, wenn man ein programmiertes Excel (wer sich auch immer angesprochen fühlt) zur Verfügung hat und die Werte schon absehbar und kalkulierbar sind. Für alle anderen (wie mich) gibt es Gott sei Dank Theorien wie das Fast, Slow Thinking (Kahnemann sehr zu empfehlen). Vor allem das Fast Thinking ist ein intuitives Entscheiden, welchem wir dann nachträglich rationale Gründe fast schon unterjubeln.

Ein wunderbarer Versuch für alle, die manchmal zwischen zwei Entscheidungen stehen (zb. Kinder und Partner, was es zum Abendessen geben soll). Eine Münze werfen, die Seiten vorab definieren. Auf den Handrücken legen und dann sehen, wie man (der andere) reagiert, wenn die entschiede Seite zum Vorschein kommt. Wobei es geht dann gar nicht darum geht an der Entscheidung kleben zu bleiben, sondern vielmehr zu erkennen, dass das Unterbewusstsein weiß, was es will. Was aber auch nicht heißt, dass es die richtige Entscheidung ist.

#219: Gewalt und Philosophie

Was hat Gewalt mit Philosophie zu tun? Gewalt kämpft immer noch damit sich in seiner Begriffsdefiniton wiederzufinden. Schon alleine das scheint gewaltig gewalttätig abzulaufen. Wo noch bis in die 1960er Jahre der Fokus auf der physischen Gewalt lag, wandelte sich mit Habermas dieser Fokus, weil schlussendlich man argumentieren könnte, dass überall ums uns herum Gewalt ist. Soziale, sprachliche, politische … Gewalt findet sich in allen Medien, in Kunst und im Eltern- und Kindsein.

Sogar Sartre gibt an, dass Gewalt nicht ohne Gegenwart existiert. Somit Schuld sind sowieso immer die anderen. Und wer kennt das nicht? Nicht nur von seinen Kindern und sich selbst scheint es immer einfacher zu sein zu relativieren. Er oder sie hat angefangen und somit sollen Handlungen gerechtfertigt werden.

Eine Definition, die mich persönlich anspricht, ist die, dass Gewalt den Anderen in seiner Andersartigkeit negiert und verletzt. Wobei Andersartigkeit nicht sichtbare Andersartigkeit notwendigerweise beschreibt, wobei natürlich kann (von den großen Ohren angefangen) aber oftmals eben etwas ist, was nicht greifbar ist, was uns unterscheidet in unserer Art und Weise von dem Anderen.

Kinder sind hier besonders betroffen, einerseits in ihrer eigenen Abgrenzung zu dem Anderen und andererseits im Verletztwerden durch Worte und Sprache und Verhalten. Sie können dadurch mindestens gleichermassen verletzt werden, wie durch physische Gewalt. Wir sehen aber leider oft nur die sichtbaren Verletzungen und nicht die anderen.

#218: meine Probleme mit Kant

Ich habe ja so ein paar persönliche Befindlichkeiten mit Kant und dieses Semester ist es soweit, dass ich mich ihm stellen muss. Ich habe nämlich gleich 2 Seminare und eine Hauptvorlesung zu Kant, seiner Moralvorstellung, der praktischen Vernunft und den Kategorien inklusive. Ich mochte ihn bis dato eigentlich nicht, weil er einerseits so vertrocknet unsympathisch aussieht. Das muss man – finde ich – sagen dürfen, weil bei ihm geht es auch viel um Anschauungen und Wahrnehmungen. Ästhetik nach Kant handelte nicht von der Kunst und den schönen Dingen, sondern davon, wie wir das Subjekt anschauen und ihm dadurch Erkenntnis geben können. Und meine Erkenntnis war, dass er einfach unsympathisch rüberkommt. So null Humor und so. Er war ja auch der Meinung, dass an seine Akademie nur jemand Einlass finden darf, der Mathematik versteht.

Er spricht auch gerne über das „uns“ und meint nicht die Vielzahl von uns Individuen, sondern er meint das „transzendentale Subjekt“. Er ist kompliziert und man könnte fast meinen, dass es ihm einen Heidenspaß macht, dass wir einmal nachdenken müssen, was er den hier so damit meint. Weil schlussendlich sagt er ja auch, dass wir „üben, üben, üben müssen um zu verstehen“.