Archiv der Kategorie: Kinder

#83: Sensibilisierung

Gestern Abend hat mich meine Tochter gefragt, warum eigentlich die Stimme eines Kindes weniger zählt, als die eines Erwachsenen und natürlich hätte ich sagen können, dass das so nicht stimmt, weil jedes Kind eigentlich genauso viel und Wahres zu sagen hat als wir Erwachsenen und doch ist es nur eigentlich, weil sowohl sie als auch ihr Freund F mitbekommen haben, dass beim gemeinsamen Spielen eben einer seinen viel jüngeren Bruder hart und ungerechtfertigt geschlagen hat. Und auf die Frage, warum er das macht, kam die Antwort: „weil meine Eltern das auch machen …“ Beide Kinder waren erschüttert und es ist auch Tage später noch Thema, vor allem welchen Handlungsspielraum hat man als Erwachsener und was können die Kinder selbst machen?

Gut ist, dass beide Kinder nicht geschwiegen haben und es den Eltern erzählt haben. Gut ist, dass beide Kinder und auch die anderen nicht darüber hinweggesehen haben, sondern gleich dem Burschen gesagt haben, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist. Gut ist, dass wir sensibilisiert sind.

Schlecht ist, dass solche Dinge noch passieren und wir unsere Kinder davor nicht schützen können. Es offen anzusprechen und darüber zu sprechen ist aber ein erster wichtiger Schritt.

#79: Blickfang

Wer meine Kinder kennt, weiß, dass sie ihre Besonderheiten haben. Wie jedes Kind für seine Eltern. Wer meinen Sohn kennt, kennt auch seine Spitznamen, wie PamPam, Henry 8, oder Little Herkules. In Erarbeitung zu Verbesserung seines Verhaltens habe ich mich via Literatur, Austausch mit Eltern und auch Professionisten schlau gemacht und dabei bin ich auf interessante und wenige interessante Ansätze gestossen. Aber eines vorweg, Kinder entwickeln sich und lernen so schnell, dass das, was gestern noch eine Herausforderung war – wie der Kakao muss auf auf den Millimeter genau befüllt werden und kann nur in korrekt eingenommener Körperhaltung getrunken werden – kein Thema mehr ist. Verschwunden, weg, als ob es nie da war. Der Kakao wird jetzt im „Cup“ nur zur Hälfte gefüllt und im Sitzen „normal“ getrunken. Und was ist schon normal, das was unsere Gesellschaft und die Umgebung definiert?

Einen Tipp den ich erhalten habe und der sehr effektiv ist und auch so logisch erscheint, ist der vom Kind Blickkontakt einzufordern – aktiv – vor allem, wenn etwas nicht so läuft, wie es sich Elternteil oder Kind wünscht. Aber auch Kindern untereinander das zu lernen, so nehmen sie das Gegenüber wahr und haben die Möglichkeit zu erkennen, wer hier vor einem steht und was man vielleicht gerade tun wollte.

Ich liebe meine 2 Besonderheiten, die soviel von einem selbst widerspiegeln, dass es mir manchmal schlecht wird vor soviel Ehrlichkeit.

#77: Punkt um

Heute kurz und prägnant, aber auch nur weil es am Wochenende so auffallend war. Ein 3jähriger hat alleine ohne Erwachsenen nicht im Hof zu spielen und es ist auch nicht die Aufgabe der 6jährigen – nicht verwandt – und des 8jährigen Bruder aufzupassen, weil sie das nicht können und teilweise wollen. Was ich verstehe! Und somit passiert es nunmal, dass der Bruder weggeht mit seinem gleich alten Freund und der 3jährige alleine steht, verloren in sich … Und ich bin froh, dass bis heute auch noch nichts passiert ist.

Punkt ist meine Meinung.

#74: Angstgegner

Was tut man seinem Kind an oder was erzählt man seinem Kind, wenn es ständig Angst vor dem Nachbarskind hat. Es ist mir unbegreiflich und ich beobachte das jetzt seit über einem Jahr. Auch heute stand der kleine M in seinem eigenen Garten und wollte nicht hinaus zum Spielen sondern lief ständig zur Türe. Auch sonst ist es befremdlich, dass sobald das andere Kind raus zum Spielen geht, der M sofort heim möchte und da der 3 jährige auch zumeist alleine draussen sein muss – ohne Elternteil – hat es keinen Katalysator, der ihm die Angst nehmen kann.

Der Höhepunkt war aber als M hysterisch zu schreien begann, weil sein vermeintlicher Angstgegner gerade heimkam mit Eltern. Das Nachbarskind ist gleich jung und ist kein Spielfreund und hat auch kein Interesse an M. Somit umso bedauernswerter, was Eltern ihren Kindern hier antun.

#72: Gehilfe des Osterhasen

Ostern steht quasi vor der Türe oder hat schon seinen Fuss in der Türe, die ich noch nicht mal richtig geöffnet habe. Ich habe weder einen Osterstrauss, -baum, -behang noch Palmkätzchen und geschweige Ostergeschenke.

Ich weiß nicht woran diese nicht aufkommende Osterstimmung liegen kann, obwohl ich durchaus eine Theorie habe. Meine Theorie ist, da es keinerlei Anzeichen für Frühling und deren Vorboten gibt, ist mein Animo die Wohnung mit Blumen bzw heller zu gestalten gleich bei minus 100. Auch die Krankheitstage haben ihr zusätzliches getan, um Ostern vergessen zu lassen.

Aber als Gehilfe des Osterhasens ist man zwangsverpflichtet Leistung zu erbringen, also heißt es für mich morgen nach dem Heimkommen vom Schifahren noch einen Farbspray – damit das rosa/lila Fahrrad noch schnell blau wird – und Sportbekleidung für die Prinzessin (skinfit) zu besorgen. Die Schokolade ist ja Gott sei Dank durch -25% vom Billa schon feinsäuberlich zu Hause versteckt, wenigstens etwas was ich erledigt habe.

#57: zerteilen

Was sagt man seiner Tochter, wenn sie nicht, wie ausgemacht, mit ihrem Freund rodeln will, sondern lieber zu Hause ihre Schneeburg aus-, um- und bebaut. Ich will mich nicht zerteilen, weil sie will Zeit mit ihrem Freund verbringen, aber eben nicht rodelnd, sondern eben hier und jetzt an der Schneeburg gemeinsam bauen. Und der Freund will eben rodeln gehen, auch mit ihr, aber eben nicht bei uns zu Hause – samt Anhang.

Zwinge ich sie, ist der Nachmittag für sie, ihren Freund, uns 2 Müttern und Freundinnen gelaufen, weil sie angefressen ist und somit Streiterein vorprogrammiert. Lasse ich sie, ist ihr Freund gekränkt und wir 2 Mütter und Freundinnen haben weder einen gemütlichen Nachmittag mit Plauderei noch einen entspannten Nachmittag, weil sich jeder unabhängig von einander beschwert, jammert oder weint.

Jetzt haben wir einmal beschlossen, dass wir abwarten und schauen wie der Nachmittag noch so verläuft, vielleicht klärt es sich von selbst. Sich zerrissen fühlen, dachte ich, ist ein Gefühl, dass wir vor allem als Erwachsene kennen, wenn wir eben Möglichkeiten gegeneinander abwägen müssen, Prioritäten setzen und Verantwortung übernehmen müssen. Auch Kinder im Alter von 9 wissen, um dieses Gefühl, und ich weiß, wie furchtbar sich das anfühlt.

#52: Bilder im Kopf

Was wenn die eigene Nichte über das Kind ihrer Tante sagt:“Ich würde mir Sorgen machen, ob das Kind nicht gestört ist, aber er gehört ja zur Familie.“ Erschütternd, weil es herabwürdigend ist und zeigt, dass es einfacher ist gegenüber Dritten seine Bedenken zu äußern, als direkt diese anzusprechen.

Warum schaffen es viele Menschen nicht Auffälligkeiten bei Kindern anzusprechen, gerade in der Familie? Zu einem Zeitpunkt, wo noch Gegenmaßnahmen gesetzt werden können. Natürlich wollen wir niemanden verletzen, und wer weiß, vielleicht wächst es sich noch aus. Aber was wenn nicht?

Bilder sind gute Hinweise und können oft Aufschluss über den Gemütszustand von Kindern geben. Wie lachen die Menschen? Wie genau sind sie gemalt? Welche Farben werden verwendet? Wo stehen wichtige Personen?

Durch meine Ausbildung hatte ich die Möglichkeit bei der Begabungsaustestung von Kindern dabei zu sein, sie mussten sich selbst ausmalen und ein Mädchen hat ihren rechten Fuss in grün ausgemalt, weil sie eben manchmal wütend ist und dann mit den Fuss aufstampft und einen Farbtupfer blau gab es auch, da sie sich manchmal auch traurig ist, weil nur glücklich ist kein Mensch. Es war faszinierend und beeindruckend zu sehen, was Farben auslösen können.

Bei einem anderen Kind (damals 7) kenne ich wiederum ein Bild, dass er im Büro der Eltern gemalt hat, grob und alles in rot mit Strichfiguren als Menschen und traurigen Augen und wütenden Mündern. Vor allem das Kind im Bild stand zwischen den Erwachsenen.

Natürlich müssen nicht alle Bilder etwas bedeuten, und manchmal entstehen sie aus einer Stimmung heraus, aber ich denke trotzdem, dass wir als Erwachsene und Eltern viel sensibler mit Warnzeichen umgehen müssen und sollten. Wir laufen in Gefahr Quantität an Möglichkeiten für unsere Kinder mit Qualität an Zeit zu verwechseln.

#46: Mini-me

Es ist schon spannend, wenn man in seinen Kindern Spiegelbilder seiner selbst wiedererkennt. Meistens fallen einem vor allem die eigenen nicht so beliebten Eigenschaften auf. Noch herausfordernder ist es jedoch, wenn es eine Eigenschaft ist, die einem selbst schon mehr als einmal im Leben im Weg gestanden ist.

Also was tun? Kämpfen und vor allem gegeneinander? Da es sich um Züge handelt, die einem selbst Weg stehen, handelt man dann irrational bzw. in seinem altbekannten Muster.

Mein Sohn ist stur und ich erkläre ihm dann, glaub mir, ich kann sturer sein. Innerlich schmunzle ich, und sehe mich in ihm, und sehe dann, wie er abschätzt, was jetzt wie und wie weit geht. Und meine Tochter beginnt eine Sache, springt zur Nächsten, und lässt dann alles rund um sich liegen, und einerseits verstehe ich es und andererseits wünsche ich mir, dass sie es einfacher hat. Also können Kinder von Ihren Eltern lernen? Oder sind Charaktereigenschaften so determiniert, dass es keinen Ausweg aus dem Spiegelbild gibt?

#35: Hochbegabung

Über Hochbegabung spricht man nicht, dass ist wie ein Stigmata, so empfinde ich es zumindest, weil viele Eltern einem den Stempel aufdrücken, dass man sein Kind auf ein höheres Podest stellt und man sowieso glaubt, somit etwas besseres zu sein.

Ich sehe es aber vielmehr so, dass indem man diesem Anderssein einen Namen gibt, es einfacher wird, dieses Anderssein zu akzeptieren und zu verstehen. Und um Verstehen geht es doch, jedes Kind – egal ob mit welchen Wesenszügen und Eigenschaften – benötigt Respekt, Verständnis und ein Da-sein. Und mit dem Wissen um die Bedürfnisse des Kindes kann ich als Elternteil versuchen richtig zu reagieren. Und ob es dann schlussendlich richtig war, sehe ich sowieso erst wenn mein Kind erwachsen ist.

#34: Groß werden

Die Veränderung eines Kindes im groß werden, erkennt man nicht nur an Körpergröße und -gewicht, sondern vielmehr an der Änderung des Blickwinkels und in der Wahrnehmung, welches das Kind von sich hat. Meine Tochter ist jetzt 9 Jahre und noch ein Kind und trotzdem erkenne ich, wie sie die Welt und sich selbst beginnt anders wahrzunehmen und das obwohl die körperliche Veränderung wahrscheinlich noch lange nicht einsetzt.

Und wenn ich die Erzählungen von Freundinnen höre, die in das Zimmer ihres Sohnes kommen (der am Beginn der Pubertät stehen) und ihn erleben, wie er unter der Decke „handwerkt“, dann habe ich ein flaues Gefühl im Magen, den aus unseren Kindern werden junge Erwachsene, die ich doch erst gestern noch in den Armen gehalten habe und wo die schlimmsten Probleme darin lagen, ob die Batman Unterhose gewaschen ist, oder ob die Bügelperlen-Bilder gebügelt worden sind.

Und durch diese Veränderung, die auf einmal da war, ohne Vorwarnung – ist echt nicht fair – wird mir klar, dass ich nichts aufhalten kann, nicht einmal hinauszögern.