Am 13. 02. 2017 habe ich einen ausgezeichneten Radiobeitrag auf Ö1 gehört, der sich mit dem Thema Gelassenheit beschäftigt hat und versucht nicht nur eine Abgrenzung zur Gleichgültigkeit zu skizzieren, sondern auch aufzeigt, wie sehr wir im Heute damit beschäftigt sind, gelassen zu sein. Diese Sehnsucht nach einer anderen Haltung zu sich selbst und zur Welt ist omnipräsent.
In der Philosophie findet sich die Gelassenheit in sich selbst und doch können wir anscheinend viel zu selten darauf zugreifen. Wir sind getrieben, getrieben optimal zu funktionieren und zwar schon lange nicht mehr nur durch unser berufliches Umfeld, sondern vor allem durch äußere Werte, die Menschen wie Ersatzreligionen und Ersatzwerte vor sich hertragen.
Dabei geht es viel mehr um ein Loslassen und ein Emanzipieren von festgefahrenen Bildern und Vorstellungen. Nietzsche sieht in der Gelassenheit die Fähigkeit, dass der Mensch sich selbst Werte setzen kann. Aber wo finden wir unsere Bezugssysteme? Ich habe oftmals das Gefühl, dass kleine Dinge auf einmal wahnsinnig groß werden.
Noch gesünder essen, noch gesünder leben, noch dünner werden. Wir fokussieren uns auf die Kindererziehung und tun noch mehr, besser, gesünder und planen unser Leben rund um die Verwirklichung des optimalen kleinen Menschen. Fürchten uns vor den anderen und folgen Verschwörungstheorien oder nennen sie alternative Realitäten.
Ich mag diesem Denken nicht folgen. Ich kann Heidegger durchaus zustimmen, dass Denken in rechnendes und besinnliches Denken unterteilt werden kann. Während rechnendes Denken von einer Chance zur Nächsten hetzt und nie still steht und sich selbst als auch den Denkenden “ver”waltet, so ist das besinnliche Denken von Reife gekennzeichnet und wesentlich anstrengender. Wir benötigen beide Arten des Denken, damit wir alltagstauglich sind.
Aber ich bemerke, dass ich mich heute ungleich mehr darüber ärgere, dass immer mehr Menschen sich nur mehr im Denken hetzen, als ich es früher getan habe. Werde ich alt? Vielleicht intoleranter?!
Gelassener zu leben ist in einer Gesellschaft, die sich ständig zu optimieren versucht, nicht einfach.
Natürlich will ich gesund leben, aber auch be-sinnlich.
Ich will eine gute Mutter sein und scheitere sowieso schon an meinem eigenen inneren Perfektionismus, daher sich selbst zu besinnen ist wesentlich wichtiger, als dem Mittel der anderen zu folgen.
In der beruflichen Welt will ich mein Bestes geben, ohne Angst und Druck, fast aussichtslos, wenn ich um mich herum schaue.
Und dann ist da noch die Familie und der innere Freundeskreis und ich traue mich zu sagen, dass ich hier gelassen sein kann. Durchaus anstrengend und nie einfach, um dann in seinem Nachdenken für/um/mit sie/ihnen eine Leichtigkeit zu haben, die von Gelassenheit nur so durchströmt ist.