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#346: Il fornaio da Stefano in Beausoleil

Wenn man an die Cote d’Azur reist, wollen viele die Reichen und Schönen sehen. Yachten, Lamborghinis, Silikonbrüste, Hyalloronlippen, Extensions und hautenge (nicht immer optimal sitzende) Glitzerflitzer – all‘ das waren amüsante Nebenprodukte unserer Must-sees and To-Dos.

Ich habe meinen Chagall gesehen, Miro ebenfalls und auch Matisse. Bin durch die Lavendelfelder gegangen und habe Olivenöl verkostet und die Sonnenblumen van Goghs einzufangen. Bin auf den Plätzen der Päpste gewandert und habe arabische, italienische und gotische Einflüsse in der Architektur bewundert.

Man muss sich nicht dem schönen Schein folgen, sondern sich in kleinen Gassen auch in St. Tropez verlieren und dort mit den Einheimischen auf kleinen Plätzen mit ein paar Tischen den lauen Abend geniessen.

Geniessen ist ganz einfach in der Provence und gutes Essen zu finden eigentlich auch. Aber eines meiner persönlichen Highlights war das Il fornaio von Stefano. Beausoleil heißt die Ortschaft, die oberhalb von Monaco liegt. Oberhalb bedeutet, dass geht man ein paar Hundert Meter weiter und ein paar Stiegen hinunter ist man schon nicht mehr in Frankreich, sondern in Monte Carlo. Ein fliessender Übergang und nur die Änderung des Mobilfunknetzes weißt einem daraufhin, dass man im Land der niedrigen Steuersätze ist, im Land des Piraten- bzw. Raubritterfürsten (natürlich nur geschichtlich gesehen) und der Luxusautos, die im Kreis fahren.

Das Il fornaio ist ein Feinkostladen mit ein paar Tischen drinnen und welchen auf dem Gehsteig. Der Besitzer und Chef Stefano ist Italiener und Chefkoch und führt dieses entzückende Restaurant mit seiner Frau Victoria. Nicht nur, dass die Produkte sensationell und qualitativ hochwertig sind, werden sie auch vom Chef mit viel Liebe und Leidenschaft zu bereitet. Und es gibt guten Kaffee, nämlich wirklich guten Kaffee, etwas was die Südfranzosen, trotz ihrer Nähe zu Italien nämlich nicht können. Und Stefano hat sich Zeit genommen, um mit uns zu plaudern, dem Hund nicht nur Wasser anzubieten, sondern auch Ragu, und dem Junior Rede und Antwort zu stehen, welche Autos er nämlich schon gesehen hat. Es war, wie ein Ankommen bei Freunden, obwohl wir das erste Mal dort waren.

Jederzeit wieder.

https://www.ilfornaiobeausoleil.com/

#345: Zombie-Apokalypse oder Lagerkoller Teil 3

Ich schreibe ja für mein Leben, nämlich nicht nur gerne, sondern auch für Geld und in Zeiten wie diesen, ist es weniger. Viel weniger, aber Gott sei Dank – wobei ein Danke in diese Richtung in Zeiten wie diesen eher vergebene Liebesmüh sind – gibt es noch ein paar kleine und feine Aufträge. Aber mein Junior schaut auf mich und ist jetzt mein Hauptauftragsgeber.

An unserer Schule gibt es ja eine Art Freiarbeit und ich gebe zu, dass meine 16 jährige pubertierende Tochter sehr gut damit umgehen kann. Bis auf ein paar Schritte aus dem dunklen Zimmer sehe ich sie so kaum bis gar nicht. Heute habe ich sie gebeten doch Tageslicht in ihr Zimmer zu lassen, das das Arbeiten dann leichter fällt, sie hat dann die Jalousie doch tatsächlich 20 cm hinaufgerollt. Kurz habe ich befürchtet, dass sie zum Rauchen beginnt oder zu Staub zerfällt.

Die Erwartung, dass aber Freiarbeit bei einem 10 jährigen funktioniert, auch wenn er sie schon quasi 1 x gemacht hat, mag bei den Lehrern und Lehrerinnen hoch sein, ist jedoch eine Illusion. Wir machen noch immer täglich eine To-Do-Liste.

Ich bin in meiner persönlichen Hölle angekommen.

Und arbeiten dann täglich die Vorgaben ab. Ich erkläre ihm, dass auch, wenn es zu Beginn nach viel aussieht, es dann doch nicht sooooo dramatisch ist. Wir verbringen fast täglich mindestens 30 Minuten damit zu diskutieren, ob er das jetzt machen soll oder nicht. Wobei die kreativen Dinge, wie Videos machen oder Basteleien, die könnte er immer machen. NUR gibt es nicht nur kreative Videos, sondern Konstruktionen, Aufsätze und Skizzen.

Apropos Skizzen! Mich hat ja schon letzte Woche meine Freundin P gewarnt, dass wenn er zeichnen muss, ich einfach wegschauen soll. Der Drang dem Kind den Bleistift aus der Hand zu reissen, ist fast schon selbstzerstörerisch. Der Jr hat am Samstag eine Skizze zu Van Goghs Sonnenblummen machen müssen. Das Gute ist, dass er dieses Bild in London gesehen hat, das Schlechte ist, dass ist lange her. Das Gute ist, ich habe mir Ps Warnung zu Herzen genommen, das Schlechte ist, ich habe es nicht ganz geschafft und habe ihm zwar nicht den Bleistift aus der Hand gerissen, aber das Blatt und ihm ein Neues hingelegt.

Was es gibt auch Gutes zu berichten. Er schreibt sensationelle Emails mit seiner Englisch Professorin. Und zwar wirklich wirklich. Und er macht das gerne und freiwillig und ohne Murren. Vielleicht liegt es daran, dass er schreiben darf, dass er Marvel super findet und welche Filmfiguren seine Helden sind. Aber das ist mir ganz gleich.

#344: Zombie-Apokalypse oder Lagerkoller Teil 2

Ich bin so froh einen Hund zu haben, dass wenn ich keinen hätte, ich wohl einen erfinden müsste, um hinauszugehen. Ich würde wahrscheinlich mit einer Leine, Schnur oder Gürtel auf der Straße gehen und so tun, als ob ich hinaus müßte. Ich bemerke nämlich, dass Quarantäne oder verordnetes zu Hause bleiben einen Instinkt des Wegwollens hervorruft.

Ich war ja vorher schon brav mit dem Hund im Bewegungszustand. Jetzt ist es eine Notwendigkeit und zwar für mich. Ich bemerke auch, dass sich die Gesellschaft in Gruppen teilt, die nach dem kategorischen Imperativ rufen und alle vernadern wollen, die mehr machen, als ihnen zugestanden wird – und ich meine da nicht die partyfeiernden Möchtegernpolitiker oder Junggebliebenen, sondern jene die sich im Graubereich befinden (Luftschnappen, ein paar Schritte gehen, am Bankerl sitzen …). Wo beginnt die Selbstverantwortung und wo endet die Zwangsverordnung?

Und nein ich liege nicht in der Sonne, ich gehe nicht auf Kuschelkurs oder mache mehr als unbedingt notwendig ist. Ich urteile aber auch nicht darüber, dass ich einen potentiellen Risikomenschen – wahrscheinlich um die 70 auf Krücken – begegne, während ich mit meinem Hund ausgehe. Er geht langsam und im sicheren Abstand und will die klare Luft geniessen, was er mir gleich schuldbewußt mitteilen will, nachdem ich ihn freundlich grüße. Er ist auch mit dem Auto gefahren, wobei eigentlich seine Frau, die ein paar Meter hinter ihm läuft.

Ich lächle ihm nur zu und wünsche ihm einen schönen Tag, weil das Virus ist nicht in der Luft, aber verankert sich immer mehr in unseren Köpfen. So ist es auch mit der Einschränkung der Freiheit, so eingeschränkt sie scheint, so beschränkt ist sie dann doch nicht und darüber bin ich sehr froh. Aber wie gesagt, wenn ich noch keinen Hund hätte, dann …

#343: Zombie-Apokalypse oder Lagerkoller Teil 1

Am ersten Tag der verordneten Quarantäne sind der Junior und ich am Laptop gesessen, um alle Lernunterlagen, Aufgaben und Unterlagen herunterzuladen. Am meisten hat dem Junior gefallen, dass er jetzt am Laptop mit Kindern und Lehrern digitale Nachrichten austauschen konnte.

Wir haben auch den Rucksack und das Stoffsackerl mit den ganzen Heften und Mappen ausgeleert. Obwohl ich wohl Altpapier-Sammelstelle sagen sollte, weil so viele zerknüllte Zettel und Mitschriften finde ich meistens gegen Ende eines Semestern. Er meinte, dass er Streß hatte schnell alles zusammenzufinden. Ich hatte Streß nicht zu laut zu werden, und meinen Ärger zu offensiv zu zeigen (es war ja erst der erste Tag und wohin sollte das führen). Ich bin daran gescheitert.

Also faltete, kopierte ich und lud alle relevanten Daten herunter, um diese mit dem Junior zu sortieren. Dann haben wir eine To-Do Liste gemacht und einen Wochenplan. Ich gebe zu, alleine das Wort To-Do Liste und Plan haben eine äußerst abschreckende Wirkung auf mich. Sie sorgt für Kurzatmigkeit und vollkommene Unwilligkeit. Etwas was ich natürlich nicht dem Junior zeigen kann, weil es ist ja so wichtig, dass er alles rechtzeitg und den Vorgaben entsprechend abgeben kann. Mich selbst zu organiseren ist ein chaotisch kreativer Prozess und durchaus eine Herausforderung für meine Umgebung.

KOCHEN, verdammt KOCHEN hatte ich fast vergessen. Jetzt wo alle zu Hause sind, ändert sich auch diese Routine. Aber es gibt Nudeln – und zwar die, die ich eh schon zu Hause hatte und ich habe immer viel Nudeln zu Hause, weil der Junior Penna e olio, Linguini e olio, Spaghetti e olio meistens ißt.

Ich gehe die Aufgaben durch und stelle fest, dass das wirklich viel ist. Es sind drei Wochen, das ist mir bewußt, aber trotzdem muss ich meinem Kind den Unterschied zwischen einem Relativpronomen und Demonstrativpronomen erklären, vor allem, weil er es (lt. ihm) noch nicht gelernt hat. Was mir wirklich den Pulsschlag ausschlagen läßt, ist das er Goethes Gedicht „Der Zauberlehrling“ und Schillers „Ring des Polykrates“ auswendig lernen muss. Der Junior ist in der ersten Klassen eines Gymnasiums! Meine Prinzessin begann mit vielen dieser Gedichte in der dritten Klasse eines Gymnasiums, die durchaus hohe Ansprüche an ihre SchülerInnen hatte.

Aber ich verwehre mich gegen stures Auswendiglernen ohne das Gelesene zu verstehen, interpretieren zu können, zu verstehen, warum und was geschrieben steht. Durchatmen ist die Devise und den Junior motivieren, ganz einfach neben Job und pubertierender Prinzessin, die mich immer wieder gerne in ihrer emotionalen Achterbahnfahrt mitnimmt.

Das Glück war, dass obwohl ich sie immer wieder herunterief, um zu fragen, wie es bei ihr läuft, ich nur selten wirklich angsprochen wurde. Die Kommunikation zu ihr lief recht einseitung und kurz, mit „gleich, nein, gleich, ok, gleich, nein, gleich …“. Dafür ist sie umso kommunikativer mit ihren FreundInnen, die über Houseparty (sie war ganz begeistert, dass sie schon vor 3 Jahren diese App hatte, aber jetzt ist sie wirklich cool) miteinander reden, lachen und sich austauschen, während nebenbei irgendwelche Filme laufen, der Laptop für Schulsachen aufgeklappt ist.

Es wird abends und bin so erschöpft und lese kurz in der sozialen digitalen Welt, was wir jetzt nicht alles machen könnten. Yoga, Bücher lesen, zum Malen beginnen, Frühjahrsputz uvm und ich frage mich, was ich jetzt wertvolles für mich tun kann, ein Glas Wein trinken oder schlafen gehen. Ich entscheide mich für letzteres.

#342: Zombie-Apokalypse oder Tag 3

Ich gebe zu, dass ich zu viel Phantasie habe. Ich kann mich auch sehr gut in Tagträumen verlieren und wenn ich apokalyptische Filme ansehe, dann lebe ich durchaus immer so intensiv mit, dass ich mich entweder unter der Decke verstecke, das Klo aufsuche – wobei mein Herz rast, dass ich etwas entscheidendes verpassen könnte – um am Ende über den Film reden zu müssen.

Als ich den Film die Wolke zum Beispiel sah, habe ich dann nächtens und auch durchaus tagsüber darüber nachgedacht, was ich machen würde, wenn dies eintreten würde. Die Szenarien waren durchwegs kreativ vom ins Auto steigen und alle mir wichtigen Menschen einsammeln (damals hatte ich noch einen 7 Sitzer), um nach Italien, Sizilien wäre hier die Wahl gewesen, oder in den Flieger Richtung Kanada zu steigen.

Und manchmal überholt einen die Wirklichkeit, weil Italien in der jetzigen Situation nicht möglich ist und kein Flieger mich irgendwohin bringen kann. Ein eigenartiges Gefühl. Obwohl ich hinausgehen kann, fühle ich mich eingesperrt.

Am ersten Tag war ich sogar gleich über 2 Stunden mit Kind und Hund spazieren, wir sind durch den Wald gegangen und haben die Frühlingssonne gespürt. Ich habe sie nicht genossen. Auch die frische Luft im Wald, die Stille oder das Beobachten der Natur haben mir nicht die Zufriedenheit gegeben, wie sie es sonst immer tun.

Heute ist Tag 3 und ich werde wieder einen langen Spaziergang machen. Ich bin gespannt, wann ich mich an diese einschränkende Freiheit gewöhnen werde. Ich hoffe zumindest NIE.

#341: 2 Monate

Vor 2 Monaten ist meine Mama verstorben – unerwartet und überrollend. Die 4 Wochen davor mit Diagnose, Therapie und Hoffnung waren eine Hochschaubahn der Gefühle und ein emotionaler und körperlicher Kraftakt. Alles andere wird auf einmal unwichtig. Theoretisch habe ich mich mit Emotionen und im speziellen mit Trauer während meines Philosophie Studiums beschäftigt (bei Matthew Ratcliffe), dazu Literatur gelesen und darüber geschrieben. Der Titel meines Essays war „Nature of Grief – When „feeling with“ is overwhelming“ und während ich mich versucht habe mich in das Thema einzufühlen und sei es „nur“ als Freundin, die eine andere Freundin beim Sterben begleitet hat, habe ich geglaubt zu verstehen, was Trauer ist. Auch das philosophische Autobiographie von Denise Riley vermittelte mir einen Eindruck von Trauer eines Familienmitgliedes. Und doch ist es nur ein Gefühl, dass wieder verschwindet, ein flüchtiges Streifen von Emotionen, nichts im Vergleich mit dem was ich jetzt fühle.

Und natürlich vermisse ich meine Freundin immer noch, schätze es bei ihr gewesen sein zu dürfen. Trauere um ihren Verlust des Lebens, das sie nicht mehr hat. Dass sie nicht mehr ihre Kinder erleben darf. Der Prozess des Abschiedes hat lange vor ihrem Tod begonnen. Bei meiner Mama war das anders, sie hat bis zum vorletzten Tag daran geglaubt wieder spazierengehen zu können. Für sie war das ein Stück Freiheit.

Frei sein konnte sie dann auch mit ihrem letzten Atemzug, dass habe ich ihr gesagt. Nur ich bin gefangen, gefangen in diesem Gefühl des Verlusts und des Glücks mit ihr gewesen zu sein. Mir ist bewußt, dass es eine Momentaufnahme ist und nicht immer so sein wird. Zeit ist ein wesentlicher Faktor in unser aller Leben, sie läuft und fließt und bringt uns alltägliche Sorgen, Veränderungen und Möglichkeiten.
Und sagt ein Sprichwort nicht auch, dass Zeit alle Wunden heilt. Das Interessante an diesem Sprichwort ist, dass es so scheint, als wäre Trauer ein phänomenologischer Zustand, etwas was wir tatsächlich da ist. Nussbaum beschreibt ihren Schmerz der Trauer als würde ein Nagel in ihrem Bauch zu spüren sein, als ihre Mutter verstirbt. Bei mir war es als ob ein Stein auf meiner Brust liegen und mich erdrücken würde. Trauer ist ein komplexes Konzept der Emotionen, das weit über das Gefühl in einem Selbst hinausgeht. Es betrifft sowohl den kognitiven und physischen Prozess unseres Ichs.

Zwei Monate seitdem ich mich verabschiedet habe und doch ist sie hier bei mir in meinen Erinnerungen, in unserer Familie, in Feiertagen und in meinen Kindern.

#340: Wenn Nerven nerven

Vor 6 Wochen bin ich am rechten Handgelenk operiert worden, weil ich ein Karpaltunnelsyndrom habe. Dabei wird in den meisten Fällen der Nervus medianus (der mittlere Nerv) durch die Handwurzel eingeklemmt und geschädigt. Die Symptomatik ist vielfältig, entweder ein Kribbeln in der Hand oder die Hand bzw. der Arm schläft ein, aber auch Schmerzen oder Kraftlosigkeit der Hand bzw. des Armes.

Die Operation ist gut gelaufen und der Nerv wurde von einem Muskel befreit, da er nicht durch die Handwurzel eingeklemmt war, sondern durch einen gut ausgeprägten (!) Muskel in der Handfläche erdrückt wurde. So ein Muskel liegt normalerweise dort nicht. Er wird leider nicht nach mir benannt, diese Frage habe ich natürlich in den Raum geworfen. Interessant war auch, dass dieser Muskel ausgeprägt war. Ich mein, ich bin jetzt weder Bodybuilder, Muskelpaket oder sonst irgendwie super sportlich, warum ist ein Handmuskel ausgeprägt und die restliche Muskulatur befindet sich im Dauerkoma?

Weniger interessant waren die letzten 6 Wochen, die mir gezeigt haben, wie sehr ich als Rechtshänderin – aber Linksesserin – auf die Verwendung der rechten Hand angewiesen bin. Wie schwach die linke Hand ist und es mehr als unangenehm ist, sich helfen lassen zu müssen. Und man wird kreativ und sehr lösungsorientiert, was Hygiene, Essen und auch Arbeiten betrifft.

So ist das Schreiben ja meine Hauptleidenschaft und ich hatte in den letzten 4 Wochen auch 2 Arbeiten zu erledigen. Der Arzt hat mir verboten auch nur eine Tastatur zu bedienen, also was sollte ich tun? Ich habe mich mit Spracheingaben herumgespielt und muss sagen, dass die Google Sprachsteuerung, welche ich mit auf Google Chrome installiert habe, die wirklich Beste ist, vor allem ist sie kostenlos! Sie konnte mühelos mit meinem doch Österreichisch umgehen und hat selbst Fremdworte richtig geschrieben. Siri hat mich hingegen – da ich noch ein MacBook habe – in den Wahnsinn getrieben. Siri und ich mögen uns seitdem auch nicht mehr wirklich, ich habe sie alle möglichen Schimpfworte geheißen, welche sie sowieso nicht verstand: „Es tut mir leid, kannst du wiederholen, …“. ABER Sprachsteuerungen sind trotzdem nichts für mich, meine Gedanken und Worte scheinen vielmehr über meine Hände zu fließen, als über meinen Mund. Ich benötigte um ein Vielfaches länger, die Gedanken in gesprochene Worte zu überführen, als sie in einer Leichtigkeit einzutippen. Eine Erkenntnis, die mich doch erstaunt hatte, da ich mir immer vorgenommen hatte, einmal Texte oder Kapitel gehend anzusagen.

Jetzt bin ich froh, dass ich wieder meine Tastatur benutzen kann, die Buchstaben und Wörter fühle, wie sie langsam am Bildschirm erscheinen. Ein wunderbares Gefühl und auch wenn der Heilprozess noch nicht abgeschlossen ist, und einige Behandlungen anstehen, so bin ich glücklich wieder schreiben zu können.

#339: Marvel vs. DC

Auch wenn die Überschrift so klingt, als hätte ich eine Ahnung, das täuscht. Ich kenne mich anscheinend gar nicht aus, beziehungsweise war mir nicht bewußt, dass es so wichtig ist Comic Helden in verschiedene Kategorien einzuteilen.

Ich bin mit Batman und Robin, Superman, dem A-Team, Hulk oder He-Man aufgewachsen, aber ja nur im Fernsehen. Hätte ich damals Comic-Hefte gelesen, wäre mir diese Unterscheidung vielleicht klarer gewesen. Auf jeden Fall hat mich meine Tochter letztens entsetzt angesehen, als ich nicht wußte, wer wohin gehört. Thor zu Marvel, Ironman auch und Flash ist zum Beispiel DC, welchen ich irrtümlich Marvel zugeteilt hätte, da er auch so einen roten Ganzkörper-Stretch-Anzug hat, wobei das ja bei Ironman nicht stimmt. Und vielleicht liegt hier auch der wesentliche Unterschied. DC hat figurbetonte Latex (Fetisch) Anzüge und Marvel … nein so einfach ist es dann auch nicht, weil Spiderman ist eine Marvel Figur und hat auch so einen Anzug.

Ich meinte, dann ob das nicht gleichgültig ist, weil es gibt Helden, die cool sind und andere weniger (Captain America und Flash). Mehr habe ich in dieser Diskussion nicht gebraucht, die anwesenden Wissenden sind wie eine Horde mutierte Gremlins über mich hergefallen. Wobei die unter 30 jährigen nicht einmal wußten, wer oder was die Gremlins sind bzw. waren. Und das war dann mein Einstieg in diese Diskussion, um endlich mein Wissen rund um die TV-Shows der 80er/90er einfliessen zu lassen.

Ich habe quasi das System von Innen torpediert und meine Tochter und die anderen in den Wahnsinn getrieben. Es war mir ein Volksfest mit meinen erwachsenen Mitstreitern Über Gremlins zu sprechen, He-Man als den wahren Master of the Universe anzuerkennen oder davon zu schwärmen, wie Lois Lane eigentlich die wahre Heldin war, bei den Abenteuern von Lois und Clark. Besonders gelacht haben wir dann auch über die Bum, Zacks bei Batman und Robin, M.A.S.K oder Ninja Turtle Heroes.

Meine Prinzessin meinte dann nur lakonisch ich bin peinlich, vor allem, weil ich bei Ironman meinte, dass ich Robert Downey Jr. schon immer süß fand, ganz gleich, ob er ein Marvel Held ist oder nicht. Und wer mehr wissen will findet unter: http://marvel.com/characters/browse bzw. http://www.serienoldies.de/serien/80er/ oder http://www.dccomics.com/characters alles Wissenswerte.

#338: 1 1/2 Monate sozialtot

Vor 1 1/2 Monaten kam ich am Sonntag nach Hause und erlebte meine Tochter – bald 14 – aufgelöst und voller Zorn, wie sie auf ihrem Handy herumtippte und wischte, wenn man das den so bei einem Smartphone sagen kann. Auf meine Frage, was den los wäre, kam nur ein Schnauben und ein hervorgepresstes „Ich lösche alle Social Media Apps, A L L E S !“

Ich gebe es zu, ich habe es nicht ganz ernst genommen und fragte nur, was den jetzt schon wieder passiert wäre. Weil in letzter Zeit gab es immer wieder Stress, weil sie (meine Prinzessin) nicht irgendein Bild geliked, markiert, kommentiert oder gepriesen hätte. „Warum setzt du keine Herzerl unter mein Bild? Hast du mein Bild nicht gesehen? Ich posiere wie die Stars, warum hat die S. trotzdem mehr Follower?“ Vor allem die Umfragen waren immer unterhaltsam „Findest du mich hübsch?“ mit den Antwortmöglichkeiten „JA“ und „JA sehr“, ist somit das Ja das neue Nein?

Und die Flammen sind sowieso das Non-Plus-Ultra bei SnapChat, die Kids fühlen sich gezwungen täglich Bilderchen zu schicken, damit sie die Flammen nicht verlieren, die sie untereinander sammeln, täglich und alle 12 Stunden notwendig (lt. den Kids). Die Prinzessin hatte einmal um die 200 Flammen mit einer Freundin, dh. täglich 200 Tage lang (damals war der Rhythmus noch mit 24 Std. von Snapchat vorgegeben) zumindest einen Snap. Und dann ist man krank (zumindest so, dass man kein Handy bedienen kann), hat keine Lust, Durchfall (ok, das hält niemanden ab, es gibt ja auch WLAN am Klo), … und alles ist weg. Jede einzelne Flamme, 200 unwichtige Nichtigkeiten umsonst verschickt.

Und wir wundern uns, dass die Informationsaufnahme beschränkt ist, woher soll noch jemand wissen, was wirklich wichtig ist, wenn Flammen das um-und-auf sind.

So viele Kleinigkeiten die für die Prinzessin mehr Stress bedeuteten, als Spaß oder Lust mit anderen etwas zu teilen. Und somit dauerte es einen ganzen Sonntag, um jedes einzelne Bild auf Instagram zu löschen, jeden Abonnenten, jedes Abonnement zu entfernen. Apps zu deinstallieren und sein Handy clean zu bekommen. Und jetzt ist sie seit 1 1/2 Monaten sozialtot. Die Prinzessin kannte nicht einmal den Ausdruck sozialtot, bevor mein Bruder – der auch sozialtot ist – es ihr erklärte.

Gestern haben wir darüber gesprochen, wie es ihr so geht, ohne diese Medien und sie meinte, dass es am Anfang schon schwer war und sie das Gefühl hatte, etwas fehle ihr oder sie würde sogar etwas verpassen. Aber mittlerweile ist es kein Problem mehr, im Gegenteil sie meinte, dass Freundinnen oder auch manche Klassenkolleginnen jetzt wieder persönlich auf sie zukommen und viel mehr geredet wird. (Wie erschreckend, dachte ich nur.)

Ich bin wahnsinnig stolz auf sie und es ist mir auch nicht wichtig, ob sie morgen oder heute wieder alles aktivieren würde, wenn es ihr Wunsch wäre. Vielmehr hat es ihr Bewusstsein im Umgang mit sozialen und digitalen Medien geschärft und ihren Blickwinkel verändert.

#337: Dorfer „und …“

Ich gebe es zu, ich war und bin seit jeher eine begeisterte Zuhörerin des Alfred Dorfers. Bissig, zynisch, pointiert politisch und durchaus auch flach unterhaltsam, aber vor allem ein bisserl böse.

Im neuen Kabarettprogramm findet man von allem ein wenig, wobei das Politische ist nur in den Zwischentönen hörbar, auch wenn Dorfer einmal zornig meint, dass wir uns endlich von dem Links-Rechts Geschwafel lösen sollen. Es geht nämlich nicht darum WER was sagt, sondern Wer Was sagt. Überhaupt war sein jetziges Programm philosophisch bestückt, da er neben Descartes auch Platon mit seinem Höhlengleichnis bemüht. Man merkt, dass sein Zorn den Sophisten gehört, den Halbintellektuellen, die „alles“ wissen und somit auch „alles“ kommentieren können, vor allem, wenn es eine Studie belegt, oder der intellektuelle Boulevard (der Standard) so schreibt.

Die Prinzessin war auch erstmals in einem Kabarett und trotzdem sie eigentlich sich zwangsbeglückt fühlte, hat ihr ihr erster Ausflug in die zynisch-böse Welt des Wiener Kabaretts gut gefallen. Etwas ertappt fühlte sie sich wohl beim deutschen Migranten, der von hoch gehen (nach oben gehen) spricht. Auch der Bleistift-bestückte Vortragende versus dem Power-Point-Bildzeiger hat sich nachdenklich gestimmt, da es schon seit Jahren in ihrer Klasse üblich ist, jegliches Referat, jegliche Präsentation oder jede „ich-mach-mich-wichtig“ Buch-Personen-Ereignis-Vorstellung durch animierte Bildschirmpräsentationen (und wenn ich animiert sage, meine ich animiert, da hüpft jeder Bullet-Point ins Bild) zu machen. Als wir dann nach Hause gingen, meinte sie, dass es wohl doch eine gute Idee von uns war, sie mitzunehmen.