Archiv des Autors: Biegenzahn

#37: Infight

Sucht man im Duden nach dem Begriff Infight, dann erhält man Bedeutungen, wie Nahkampf oder im Gebrauch zu Boxen. Ein Infight ist ein persönliches Auseinandersetzen. Und persönlich sehe ich es so, dass wir alle uns unseren Infights stellen müssen. Manche begleiten uns unser Leben lang, wo wir mit uns kämpfen, was wir wollen oder nicht, was wir für gut und richtig halten.

Und dann finden im Laufe des eigenen Lebens Infights mit Ereignissen und Personen statt, die nicht immer einfach sind, aber eine Herausforderung für einen selbst. Und ich liebe Herausforderungen, ich sehe sie als eine Möglichkeit zu wachsen und kreativ Lösungen zu finden. Und meine Lösungen sind immer äußerst kreativ. Also wie würde mein Bruder sagen: Ready to rumble.

#36: Unternehmens-un-kultur

In den Medien wurde wieder vermehrt über die mangelnde Zufriedenheit der Mitarbeiter in ihren Jobs berichtet. Vor allem darauf zurückzuführen, dass Mitarbeiter sich in einer Kultur der mangelnden Wertschätzung sehen. Wie kann ich auch einen Job und meine Tätigkeit mögen und loyal dem Unternehmen gegenüber sein, wenn die tagtägliche Wahrnehmung mir zeigt, dass Mitarbeiter per se nichts mehr wert sind. Beziehungsweise die Mentalität vorherrscht, dass Mitarbeiter doch bitte ihre Energie in das „Gegeneinander“ stecken sollen, als in ein „Miteinander“.

Und auch Führungskräfte sind Mitarbeiter, sei es von Vorständen, Eigentümern oder Investoren, aber heißt das, dass diese einfach unreflektiert Befehle empfangen und ausführen sollen? Was mich so verwundert ist, dass ich Führungskräfte kenne und auch Teams, die auch ohne diesen Repressalien funktioniert haben und der Druck aber keine Gnade kennt und langsam aber stetig das gesamte Gefüge verändert. Die, die nicht in dieses neue sich unterordnende Gefüge passen, gehen oder werden hinaus gemobbt.

Somit entsteht aber auch ein Gegentrend, dass Arbeit mehr sein muss, als nur Geld und die Tätigkeit an sich.

#35: Hochbegabung

Über Hochbegabung spricht man nicht, dass ist wie ein Stigmata, so empfinde ich es zumindest, weil viele Eltern einem den Stempel aufdrücken, dass man sein Kind auf ein höheres Podest stellt und man sowieso glaubt, somit etwas besseres zu sein.

Ich sehe es aber vielmehr so, dass indem man diesem Anderssein einen Namen gibt, es einfacher wird, dieses Anderssein zu akzeptieren und zu verstehen. Und um Verstehen geht es doch, jedes Kind – egal ob mit welchen Wesenszügen und Eigenschaften – benötigt Respekt, Verständnis und ein Da-sein. Und mit dem Wissen um die Bedürfnisse des Kindes kann ich als Elternteil versuchen richtig zu reagieren. Und ob es dann schlussendlich richtig war, sehe ich sowieso erst wenn mein Kind erwachsen ist.

#34: Groß werden

Die Veränderung eines Kindes im groß werden, erkennt man nicht nur an Körpergröße und -gewicht, sondern vielmehr an der Änderung des Blickwinkels und in der Wahrnehmung, welches das Kind von sich hat. Meine Tochter ist jetzt 9 Jahre und noch ein Kind und trotzdem erkenne ich, wie sie die Welt und sich selbst beginnt anders wahrzunehmen und das obwohl die körperliche Veränderung wahrscheinlich noch lange nicht einsetzt.

Und wenn ich die Erzählungen von Freundinnen höre, die in das Zimmer ihres Sohnes kommen (der am Beginn der Pubertät stehen) und ihn erleben, wie er unter der Decke „handwerkt“, dann habe ich ein flaues Gefühl im Magen, den aus unseren Kindern werden junge Erwachsene, die ich doch erst gestern noch in den Armen gehalten habe und wo die schlimmsten Probleme darin lagen, ob die Batman Unterhose gewaschen ist, oder ob die Bügelperlen-Bilder gebügelt worden sind.

Und durch diese Veränderung, die auf einmal da war, ohne Vorwarnung – ist echt nicht fair – wird mir klar, dass ich nichts aufhalten kann, nicht einmal hinauszögern.

#33: Management by illusions

Ich habe schon viele Businesspläne, Unternehmenspläne und auch Strategiepläne selbst erstellt und mitgestaltet. Auch im Coaching erstellen Klienten ihre persönlichen Strategien um zukünftige Ziele und Visionen zu erreichen. Gestern bin ich aber durch Zufall über Notizen von mir gestolpert, die einen Managementplan skizzieren, der mich sehr zum Lachen bringt und zeigt, wie es nicht funktionieren kann und soll. Dabei handelt es sich nicht um einen Managementplan von einem Klienten oder Kunden sondern von einer Bekannten, die ihre Vorstellungen wie man ein gemeinsames Unternehmen und eine Ehe führt, auf einer Serviette (schon im Müll gelandet) darstellte, so genannt ihr persönlicher Managementplan, der lt. ihr sogar ausformuliert abgelegt ist.

Sie gründen ein Start-up, wo jeder viel Freiraum hat, selbständig agieren kann, und die beiden die Chefs sind. Die Potentiale der Mitarbeiter sind gefördert und das Unternehmen mit den Mitarbeitern läuft so gut, dass die beiden ihre freie Zeit im Haus am Meer verbringen. Und die Liebe erreicht neue Dimensionen. Dazwischen wird immer wieder die Wortkombination „lieb haben“ eingeflochten. Und der zeitliche Rahmen für den vielen Zeitraum und das zweite Kind und lieb haben und das Start-up Unternehmen aufbauen liegt bei 1,5 bis 5 Jahre.

Das ganze ist wie ein Fehlersuchbild. Wer findet die 5 Fehler?!

Start-up Unternehmen aufbauen und sich als Gründer Freiraum wünschen. Lieb haben tu ich viele Dinge, aber bei einem Lebenspartner, Ehepartner sollten andere Maßstäbe angesetzt werden. Einen Managementplan kann ich für ein Unternehmen machen und wer es braucht auch für sein persönliches privates Leben, aber was habe ich für ein Leben und Partnerschaft, wenn ich hier keine Differenzierung mehr habe. Mitarbeiter ihre Freiräume und Selbständigkeit zu wünschen, ist ein hehres Ziel, aber ohne Vorgaben des Managements vor allem bei einem Start-up, wo alle an einem Strang ziehen müssen, eher nicht durchführbar. Und last but not least der Zeitplan ist etwas straff angesetzt.

Und haben sie ihre Ziele erreicht, das zweite Kind ja, der Rest nein. Kein Haus am Meer, Konflikte mit den Mitarbeitern ohne Ende, jedes Jahr gehen 1 – 2 Personen, lieb haben – sie haben ja eine Katze …

Glück findet man in vielen Dingen, für mich in vielen kleinen Dingen und ich mache meine berufliche Glückseligkeit nicht vom privaten Glück abhängig. Eine Trennung ist natürlich nicht immer zu 100 % möglich, da beide Bereiche den anderen beeinflussen können. Und es gibt auch noch mehr als nur das Private und Berufliche, denken wir an Interessen und Freunde, je stabiler diese Bereich sind, desto weniger kann uns bei einem Zusammenbruch eines Einzelnen der Boden unter den Füßen weggezogen werden.

#32: Flucht-Achterl

Wir alle haben unsere Strategien, um vor unliebsamen Erlebnissen und Erinnerungen sowie Wahrheiten zu flüchten. Augen zu, in Kisten packen, Kopf in den Sand stecken.

Jedoch gibt es Strategien, die verändern und schädlich sein können. So wenn jeden Abend eine Flasche Wein/Sekt getrunken wird, vornehmlich vom eigenen Mann gebracht, um noch den gemeinsamen Arbeitstag zu besprechen. Nur eben die Dosis macht das Gift, aber es ist eben so schön entspannend und es bietet die Möglichkeit nochmals viel offener seinen Grant loszuwerden. Los wird man aber nicht nur immer seinen Frust, sondern auch seine Sprache und meiner Meinung gibt es nichts grauslicheres, wenn eine Frau nicht mal mehr Herr ihrer Worte ist. Und was oft übersehen wird im Blick in den Spiegel ist das aufgedunsene Gesicht, die Probleme, die immer noch da sind, die mangelnde Leistungsfähigkeit und das Wahrnehmen dieses Umstandes von Mitarbeitern.

Zyklus: Helden von heute

Für mich gibt es noch so viele Helden und es ist nicht immer einfach die richtigen Worte zu finden, warum sie es sind. Da es einfach so viele Facetten und Blickwinkel gibt, die Menschen zu betrachten. Mischa ist so ein Mensch, die so viel zu bieten hat, als Mutter für ihre 2 Söhne, als Freundin oder als Lebensmensch für ihren Mann. Die, wenn es auch schwierig ist, für uns und sich Gluten-, lactose- und was auch immer -frei kocht. Die frischgepressten Apfelsaft schleppt (mehrere Liter) nur um mit mir zu plaudern. Und einem zuhören kann und genau versteht, wenn das eigene Kind eigen ist und eigen sein darf.
Ihre Liebesgschichte ist aber auch die, die einer Heldin würdig ist, im Sturm erobert, verliebt, verlobt und verheiratet! Und was ich den Beiden sowieso Wünsche: … und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage (langen) …

#31: Damals wie heute

So Urlaube bringen es mit sich, dass man gewisse Erinnerungen Revue passieren lässt, vor allem, wenn eben Dinge nicht so ablaufen mit Kindern und Entourage wie man sich das wünscht. Aber was läuft den auch schon perfekt und ohne Reibungen ab, noch nicht mal der Hollywood Schinken, der für ein zu Tränen rührendes Happy End einige Aufs und Abs benötigt.

Und so erinnere ich mich daran, dass keine Autos noch Busse davor sicher waren, dass ich sie vollgekotzt habe, egal, ob ich ganz vorne saß oder hunderte Kaugummis „fraß“, nichts half. Ich weiß noch, wie wir mit dem orangenen kleinen Auto meines Onkels nach Bad Deutsch Altenburg fuhren, und als das Auto anhielt meine Mama vor lauter Stolz rief, dass ich es geschafft habe, ich aber im nächsten Moment exorzistenreif mich übergab.
Ich denke, ich war überhaupt so ein Kind mit dem es allgemein gesprochen wohl nicht so einfach war. Auf unserer Zugfahrt nach Jugoslawien mussten wir umsteigen und dabei verlor ich genau beim Einsteigen in den Zug meinen Schuh, es war ein roter Balerina, und nichts in der Welt konnte mich dazu bewegen in diesen verdammten „Scheiß“Zug zu steigen, obwohl die Koffer noch hinter mir standen und die Abfahrt kurz bevor stand. Also holte meine Mama diesen Schuh hervor.
Wasmich noch besonders gut konnte, war schönes sommerliches Gewand, vornehmlich weiße Röcke und und Kleider mit jeglichem Essen und Trinken zu untermalen. Leider etwas was mir heute geblieben ist, das mit dem Übergeben habe ich gut im Griff.
Meine Eltern wurden nie handgreiflich und waren mit mir und meine Geschicken mehr als geduldig, und dafür liebe ich sie sehr!

Daher sollten wir uns mehr daran erinnern, wie es mit uns und unseren Eltern, Geschwistern und so im Urlaub war, und dann vielleicht etwas nachsichtiger und offener mit dem Heute und Jetzt umgehen.

#30: Mauern

Beide meiner Kinder lieben es, wenn wir abends miteinander reden und uns etwas erzählen. Meine Tochter hatte eine Vorliebe dafür mir von Ihrem Alltag detailliertes zu berichten, und zwar in allen Farben und Formen. Im Gegenzug musste ich erzählen, was ich so den ganzenTag tue. Bei meinem Sohn ist es ähnlich, auch sein noch Kindergarten-Alltag wird besprochen. Ich jedoch muss meine Erzählungen auf ein paar hingeworfenen Worten aufbauen, egal ob es dann eine erfundene Geschichte oder was eben so passiert ist.

Gestern war es für mich sehr spannend, weil er etwas erzählt haben wollte über die Mauer. Und so habe ich ganz simpel begonnen, dass die Mauer das Zimmer umfasst, diese weitergedacht ein Haus bildet. Im Garten läuft sie weiter bis zum Ende des Gründstücks und was diese Mauer sieht. Wie eine Mauer beschaffen sein kann, ob sie alt ist, oder ob jemand etwas draufgeschmierten hat. Ob der Efeu sie bedeckt oder sie ganz kahl mit vielen Löchern ist. Und noch weitergedacht, eine Mauer kann jemanden beschützen vor dem Wetter aber auch einsperren. All‘ diese Möglichkeiten und noch viel mehr bietet uns ein simples Wort und mit unseren Gedanken und Erzählungen können wir sie zum Leben erwecken.
Und wenn mein Sohn dann nicht eingeschlafen wäre, hätte ich ihm gerne noch vieles mehr erzählt und so freue ich mich darauf, was ich heute oder wann auch immer wieder für ein Wort zum Entdecken bekomme.

Zyklus: Helden von heute

Es ist gar nicht so einfach, manchmal die richtigen Worte zu treffen, den das was meine heutige Heldin gerade im letzten Jahr erlebt und durchlebt hat, zeigt mir, wie zerbrechlich das Leben ist und was Handlungen weiterer Personen für Auswirkungen ziehen können. Und trotzdem versucht S. ihr Leben täglich neu zu beginnen, und das obwohl vor einem Jahr ihr Leben vor ihren Augen eine Wende nahm, nur weil ein Mann seine Verantwortung für sein Leben nicht wahrnehmen konnte. Quälende Fragen nach dem Warum, quälende Gedanken nach der Schuld – all das prägt und lässt einem sein eigenes Leben vergessen.
Und trotzdem gibt sie nicht auf, versucht eine Konstante sich aufzubauen, versucht durchzustarten. Ich persönlich finde aber vor allem eines so bewundernswert, sie hat so viel Liebe zu geben und zu schenken und ist anderen gegenüber immer noch sehr freizügig damit.
Auch wenn sie heute noch nicht weiß, wohin was und wer sie einmal führen wird, so ist es eine Kunst an dem Geschehen nicht zu zerbrechen. Vor allem, da sie keine Schuld an dem Geschehenen trägt, dass es von ihm verantwortungslos war und er ihr Mitgefühl vielleicht verdient aber niemals ihr Verständnis.
Ich freue mich auf den Tag – und der kommt – wo sie die Liebe findet, die sie verdient, das Leben lebt, dass sie sich wünscht.