Archiv des Autors: Biegenzahn

#55: dem Topf sein Deckel

Passend zum heutigen Tag ein Thema, dass sich zur Zeit in einigen Zeitungen und Zeitschriften wiederfindet, dreht sich um Männer und unsere Erwartungen, angefangen von:
Wollen wir Männer oder Luschen?
Der Mann 2.0?
Was Frauen wollen und Männer leisten (können)?

Ist das wirklich so ein brennendes Thema, dass Medien sich immanent damit beschäftigen müssen, den schon Grönemeyer sang Mitte der 80er über „Wann ist ein Mann ein Mann?“. Oder erzeugen wir selbst unsere inhaltsleere Bedrohung, dass es keine „gscheiten“ Männer mehr da draußen gibt.

Ich denke, wir machen uns nicht mehr die Mühe nach dem zu uns passenden Deckel zu suchen, sondern folgen den Erwartungen, die über uns im Raum schweben oder in der virtuellen Welt von Facebook und Co zu finden sind.

Aber es gibt diese Deckel/Topf Paare, und ich bin froh solche zu kennen. Gestern habe ich erst mit einem Freund gesprochenm der mich fragte, ob ich glaube bzw dass er hofft, dass seine Frau ihn nie verlässt. Weil er weiß, dass er schwierig ist, seine Spleens hat, ist wie er ist. Aber macht es nicht genau das aus, zu wissen, dass hier jemand ist, der einem nimmt, wie man ist.

Und wenn dann noch das Feuer brennt, darf ruhig aufgekocht werden!

#54: der ich-sag’s dir Brief

Ich kenne Frauen, die tun sich schwer beim Ausdrücken ihrer Gefühle, und bei Krisensituationen reden sie dann noch weniger, und somit nutzen sie das geschriebene Wort, um den Partner ihre Gefühle und Verletzungen preiszugeben.

Es ist ein zweischneidiges Schwert, weil es zwar so ist, dass man nicht spontan Dinge sagt, die einem im Nachhinein leid tun, aber doch wieder Aussagen tätigt, die keinen Spielraum für Erklärungen bietet. Sie können nicht so einfach zurückgenommen werden.

Die Drohung im Brief liegt offen am Tisch und hängt wie das Damoklesschwert über der Beziehung, vor allem, wenn die Beziehung mit Rucksäcken der Vergangenheit getragen wird. Und was kann dann wirklich ausgesprochen werden, der Partner muss es nehmen und schauen, wie er damit tut oder nicht.

Für mich wäre das Nichts, ich will meine Grant und Ärger persönlich loswerden, ich will meinem Gegenüber zeigen, wo ich stehe, was ich empfinde und mich nicht hinter einem Blatt Papier verstecken.

#53: verbindend

Vorurteile sind schnell gefasst und noch schneller manifestiert in eigenen Wahrheiten. Als letztens am Tisch neben mir Studenten ihre Ansichten zu Verbindungen und Burschenschaften miteinander teilten, fand ich das mehr als amüsant, da es ein Bild zeichnete, dass wenn es stimmen würde ein sehr degeneriertes Bild unserer Studenten zeichnen würde. Überwuzelt und körperlich untersetzt, schütteres Haar und schwerst konservativ.

Diesen Typus wird es schon geben aber er entspricht nicht dem Standard-Typus. Gestern war ich auf der Rudolfiner Redoute einem Ball für Couleur-Studenten und dabei konnte ich einige interessante Beobachtungen machen.

1. sag‘ nicht Burschenschafter zu Studenten aus Verbindungen, das ist nicht das Gleiche

2. die Ballbesucher sind jung, sind Studenten und sie tragen durchwegs Kapperln (Mütze, ich kenne die korrekte Bezeichnung nicht) und Bänder und vorwiegend männlich – vielleicht interessant für manche Single-Damen

3. die Mützen sind interessant in Form und Farbe, jedoch für Aussenstehende nicht erkennbar, warum, wann, welche Form Relevanz hat oder eben nicht

4. Frauen sind unterrepräsentiert und was ich schade fand, dass viele junge Frauen auch unscheinbar wirkten, farblos und ohne Eindruck

5. aber dann wiederum gab es Charakteren, die dem Vorurteil entgegenwirkten. Frauen mit teilweise rasierten Haar (under-cuts), Männer mit Ohrgehänge an Stelle von Gehänge am Frack oder mit langem Haar

6. die Farbe Rot war die dominierende Farbe (zumindest was die Ballkleider betraf)

Es sind vielleicht teilweise unterschiedliche Ansichten und Perspektiven, aber keine Extreme, wie es sich vielleicht einige vorstellen. Aber ist es nicht auch das Hinterfragen und das Auseinandersetzen mit anderen Positionen, die uns wachsen und lernen lässt?

#52: Bilder im Kopf

Was wenn die eigene Nichte über das Kind ihrer Tante sagt:“Ich würde mir Sorgen machen, ob das Kind nicht gestört ist, aber er gehört ja zur Familie.“ Erschütternd, weil es herabwürdigend ist und zeigt, dass es einfacher ist gegenüber Dritten seine Bedenken zu äußern, als direkt diese anzusprechen.

Warum schaffen es viele Menschen nicht Auffälligkeiten bei Kindern anzusprechen, gerade in der Familie? Zu einem Zeitpunkt, wo noch Gegenmaßnahmen gesetzt werden können. Natürlich wollen wir niemanden verletzen, und wer weiß, vielleicht wächst es sich noch aus. Aber was wenn nicht?

Bilder sind gute Hinweise und können oft Aufschluss über den Gemütszustand von Kindern geben. Wie lachen die Menschen? Wie genau sind sie gemalt? Welche Farben werden verwendet? Wo stehen wichtige Personen?

Durch meine Ausbildung hatte ich die Möglichkeit bei der Begabungsaustestung von Kindern dabei zu sein, sie mussten sich selbst ausmalen und ein Mädchen hat ihren rechten Fuss in grün ausgemalt, weil sie eben manchmal wütend ist und dann mit den Fuss aufstampft und einen Farbtupfer blau gab es auch, da sie sich manchmal auch traurig ist, weil nur glücklich ist kein Mensch. Es war faszinierend und beeindruckend zu sehen, was Farben auslösen können.

Bei einem anderen Kind (damals 7) kenne ich wiederum ein Bild, dass er im Büro der Eltern gemalt hat, grob und alles in rot mit Strichfiguren als Menschen und traurigen Augen und wütenden Mündern. Vor allem das Kind im Bild stand zwischen den Erwachsenen.

Natürlich müssen nicht alle Bilder etwas bedeuten, und manchmal entstehen sie aus einer Stimmung heraus, aber ich denke trotzdem, dass wir als Erwachsene und Eltern viel sensibler mit Warnzeichen umgehen müssen und sollten. Wir laufen in Gefahr Quantität an Möglichkeiten für unsere Kinder mit Qualität an Zeit zu verwechseln.

#51: Aufbrezeln

Das Lustigste an so einem Ball – wie den Opernball – ist eigentlich die Prozedur davor. Das Aufbrezeln, Zurechtmachen und Aufhübschen und wenn man dann noch Freunde im Haus hat, dann ist der Abend schon gewonnen.

Wir haben auch das Glück, dass wir unseren Haus- und Hof-Figaro haben, der zu uns kommt, mit uns lacht und ißt. Dann Öffnen wir eine Flasche trinken gemütlich und essen unser Schnitzerl. Am Besten ein großes Hemd oder eine Bluse anziehen, somit kann man sich schon schminken und auch die Frisur wird nicht zerstört beim anschliessenden Umziehen.

Wir posten die Fotos, telefonieren mit unseren Freunden – DANKE PIA, dass du froh bist, dass ich keine Cellulite auf den Oberarmen habe – und freuen uns auf den vor uns liegenden Abend. Wenn wir dann alle unsere 7 Sachen beisammen haben, was durchaus dauern kann, da ich immer irgendwo etwas liegen lassen und mich danach nicht mehr erinnern kann, wo das war. So wie meinen goldenen Schuh … Aber das sind Kleinigkeiten, die uns nicht aus der Fassung bringen. Letztes Jahr habe ich noch spontan in der letzten halben Stunde bevor wir gegangen sind mal non-chalant das Kleid gewechselt … sehr zum Amüsement der anwesenden Gäste.

Ich bin dankbar für die Freunde, die ich habe, um solche Abende vorab und auch währenddessen beschwingt zu durchleben.

#50: Opernball

Heute ist es wieder soweit, ich gehe auf den Opernball. Mittlerweile zum vierten Mal! Ich kann mich noch gut an meinen ersten Besuch erinnern. Ich war schon aufgeregt, der Opernball als Institution und das Highlight der Ballsaison. Kaum einer, der nicht darüber spricht und lästert und sei es nur, wer der Gast vom Richard Lugner sei. Vor 4 Jahren war ich sogar in der dritten Reihe im Ballsall und dachte, dass ich die Eröffnung sehen würde – heute stehen wir lieber bei der Bar und sehen es uns auf den Bildschirmen vor Ort an. Das Spannende waren und sind die Ballbesucher, wie die Frau des Hausmeisters, die jedes Jahr auf den Opernball geht und das seit über 20 Jahren, um eben die Schauspieler und Schauspielerinnen zu sehen. Zwei Mal sind wir auch schon der Volksschullehrerin unserer Tochter über den Weg gelaufen, dass erste Mal, war es ihr und uns noch „peinlich“, heute bin ich gespannt, ob sie wieder da ist.

Die Künstler und Künstlerinnen der alten und neuen Generation sind es, die diesen Ball so bemerkenswert machen, oder eben auch die B-C-D und A-Promis.

Wie Bunga-Bunga am Opernball war, waren wir unglücklicherweise im gleichen Stockwerk unterwegs, wie auch der Baulöwe und die Journalistenmeute mit ihren Kameras. Aber rasch ein paar Stiegen hinauf oder hinunter und man kann diesem Gerangel ganz leicht umgehen.

Am liebsten sitze ich auf den kleinen Sofas in den Gängen und beobachte die Damen und Herren der feinen und nicht so feinen Gesellschaft. Und wenn man lange genug bleibt, darf man auch den Blumenschmuck mitnehmen, so habe ich im ersten Jahr eine wunderschöne seltene und riesige Orchidee abgestaubt.

#49: Schifoan

Jetzt war ich seit Sonntag Schifahren und es war herrlich. Ich habe ja ein ambivalentes Verhältnis zum Schifahren, da ich das Schifahren sehr mag, da oben auf der Piste zu stehen, und langsam – ja ich bin diese Schifahrerin, die während andere schon das zweite Mal rauf und runter fahren, gerade mal wieder beim Lift ankommt – hinunterfährt. Ich liebe es den Schnee zu riechen und die verschneite Landschaft um einen herum anzusehen. A B E R ich mag es nicht, wenn es kalt ist. Tja und hier beginnt das Problem, denn zumeist ist es kalt und wenn es dann noch windig ist, dann kommt die zweite Herausforderung hinzu. Und am Schlimmsten ist es, wenn dann auch keine Sonne scheint.

Also könnte man sagen, ich bin eine Schönwetter-Schifahrerin. Wobei ich bin sogar Nacht-Schifahren gewesen, das Schöne daran war, dass durch den starken Schneefall alles rund um einen in Watte gepackt war, nicht nur die Landschaft, sondern auch die Geräusche und auch wenn andere Schifahrer durch mein Bild gerast sind, so konnten sie nicht diese Entschleunigung stören.

#48: Die Troubleshooter

Wir gründen jetzt ein Unternehmen, so zumindest der Plan von uns 7 Frauen, als wir von einem „Wir-machen-uns-schön“-Nachmittag heimfuhren. Auf die Idee kamen wir, weil nachdem ich in eine Radarbox fuhr – unabsichtlich versteht sich – mit einem Auto das nicht mir gehört versteht sich – begannen die kreativen Köpfe zu rauchen und wir überlegteb Strategien, wie ich diese Verkehrsübertretung argumentieren könnte, wegschummeln oder verheimlichen könnte.

Die Strategien waren vielfältig, angefangen von das Auto/der Hersteller ist Schuld, weil wer automatisch sogar das Fernlicht ein- und abblenden kann, wie soll man da noch denken können, dass es keinen Radar erkennt. Das war uns dann nicht so schlüssig. Auch das Argument, dass J hier auch schon ein Ticket erhielt, schien uns nicht valide genug, dass es quasi „eh“ legitim ist, mal so ein bisl schnell zu fahren. Es kamen noch die lustigsten Wortmeldungen, die alle damit endeten, dass die Konklusio sein muss, reiss ihm das Hemd … – nur mit unterschiedlichen Erklärungen vorab.

Es sind Tränen geflossen – vor lauter Lachen und eben die Entscheidung eine Firma zu gründen, wir bitten Akuthilfe bei Problemen jeglicher Art. Ob uns nur wirklich wer engagieren wollte?

Übrigens das mit dem Radar habe ich schon gebeichtet.

#47: Spitäler

Ich sitze gerade im Wilhelminen Spital – Gefäß Ambulanz mit meinem Papa – und stelle fest, dass Alter nicht nur Begleiterscheinungen, wie Krankheit mit sich bringt, sondern auch eine Ausgrenzung bzw. Abschiebung und Beiseitestellen.

Der hauseigene Patient, der vom Personal abgestellt wird, ohne Muh und Mäh und 1 1/2 Stunden im Pyjama beim Eingang steht, Wartezeiten um die 3 Stunden. Und in diesen 3 Stunden beginnen sich die Senioren und Seniorinnen zusammenzufinden, keppeln, schimpfen aufs System, erinnern sich an die besseren alten Zeiten und politisieren über die wahren Missstände – wozu brauch ma Olympische Spiele, wenn die Kassen des brauchen – da Großkopferte müsst sicha ned woarten – ghacklt wird nimma gscheit.

Auf die Aussage einer 73 jährigen: Oid därf ma ned werden, nicken betreten die umsitzenden PensionistInnen, um in ihren Reigen des Lebens wieder einzufallen.

#46: Mini-me

Es ist schon spannend, wenn man in seinen Kindern Spiegelbilder seiner selbst wiedererkennt. Meistens fallen einem vor allem die eigenen nicht so beliebten Eigenschaften auf. Noch herausfordernder ist es jedoch, wenn es eine Eigenschaft ist, die einem selbst schon mehr als einmal im Leben im Weg gestanden ist.

Also was tun? Kämpfen und vor allem gegeneinander? Da es sich um Züge handelt, die einem selbst Weg stehen, handelt man dann irrational bzw. in seinem altbekannten Muster.

Mein Sohn ist stur und ich erkläre ihm dann, glaub mir, ich kann sturer sein. Innerlich schmunzle ich, und sehe mich in ihm, und sehe dann, wie er abschätzt, was jetzt wie und wie weit geht. Und meine Tochter beginnt eine Sache, springt zur Nächsten, und lässt dann alles rund um sich liegen, und einerseits verstehe ich es und andererseits wünsche ich mir, dass sie es einfacher hat. Also können Kinder von Ihren Eltern lernen? Oder sind Charaktereigenschaften so determiniert, dass es keinen Ausweg aus dem Spiegelbild gibt?