Memories of Heidelberg sind Memories of you und von dieser schönen Zeit da träum ich immer zu. Ein Lied, dass zwar nicht aus meiner Generation stammt und doch wenn ich mich an meine Jugendzeit zurückerinnere, dann kommt mir dieses Lied in den Sinn. Die 1980er/90er Jahre waren aufregend für uns, nicht nur dass sich Politik veränderte und historische Umbrüche stattfanden, die uns mit 15 Jahren relativ gleichgültig waren, so sind wir in einer Zeit aufgewachsen, wo Entwicklungen persönlicher, physischer und geistiger Art so schnell vorangegangen sind, wie die technische Entwicklung. So habe ich noch Stenographie gelernt, aber auch gleichzeitig das Bedienen von einem Computer. Oder wir haben noch mit Barbie gespielt und im nächsten Moment über Dr. Sommer gekichert.
Es passierten so viele neue und unerwartete Dinge, die so einzigartig sind und waren, dass diese Kleinigkeiten es wert sein müssen, erinnert zu werden.
1993
Nicht nur Heide Schmidt war in diesem Jahr eine Revolutionärin, in dem sie sich mit dem Liberalen Forum von der damaligen FPÖ unter Jörg Haider abspaltete. Zumindest habe ich mich damals unglaublich mutig gefühlt in dem ich versuchte das System, das damalige System Lehrer und erwartete Bildungsvorgaben zu korrumpieren. In fünf Jahren Handelsakademie habe ich auf Aufsätze, Berichte und alle weiteren schriftlichen Ausführungen im Unterrichtsfach Deutsch alle möglichen Beurteilungen bekommen, die es im Schulsystem gibt, von sehr gut bis nicht genügend bis nicht beurteilt. Nicht beurteilt wurde mein Aufsatz über die „Liebe“, wo ich die erste Seite mit einer elendiglich langen Einleitung schmückte, unzähligen leeren Einlageblättern, die nicht beschrieben waren, um auf der letzten Seite mit dem Liedtext von „A weisses Blattl Papier, liegt scho seit Stunden vur mir …“ zu enden. Es ist vor allem jetzt noch immer ein sensationelles Gefühl zu wissen, dass ich mich nicht einfach haben beugen lassen. Mein persönliches Highlight war im Jahr 1993, als ich ein Deutsch-Refert halten mußte. Eigentlich kann ich heute nicht sagen, warum ich das tat, was ich getan habe. Ich war einerseits sauer, unglücklich und destruktiv, was mit Sicherheit an meiner Pubertät lag. Ich mußte mir ein Buch aus der Jugendliteratur wählen und darüber referieren. Ich wollte nicht, ich wollte zeigen, dass ich nicht zu unterschätzen bin, dass ich anders bin. Also habe ich ein Referat über ein Buch gehalten, dass nie geschrieben worden ist, von mir ausgedacht, ohne, dass jemand es bemerken sollte. Die einzige Referenz war der Name der erfunden Autorin „Marianne Bert“ zu meinen Initialen und die einzigen 2 Personen, die informiert waren, waren meine 2 Freundinnen. Die Geschichte hatte ich in meinem Kopf und ich skizzierte sie grob auf ein Blatt Papier.
Es ging um die Beziehung zwischen einem 16 jährigen Mädchen zu einer jungen Frau, die sich bei einer Therapiegruppe kennengelernt hatten. Beide auf der Suche nach dem Leben und mit dem Ziel glücklich ohne Komplikationen zu leben. Die junge Frau wurde immer wieder von ihrem Stiefvater mißbraucht und auch ihre Partnerwahl spiegelten diese Erlebnisse wieder. Das junge Mädchen mit wenig Selbstvertrauen und den ständigen Konflikten in der Klasse und im Elternhaus trifft auf die junge Frau und fühlt sich von ihrer Lebensgeschichte angezogen.
Die Beurteilung viel mit Gut/Befriedigend aus, da ich weder Buch mithatte noch etwas über die Autorin zu berichten wußte. Aber es kam kein Hinterfragen, kein Zweifeln noch Mißtrauen. Ich hatte es geschafft. Es war Erleichterung und Erfolg in einem, was ich damals gefühlt habe.
Erst nach der Matura 1995 habe ich meiner Deutsch Professorin erzählt, was ich damals getan habe. Sie konnte es gar nicht glauben und fragte auch, wie ich auf so eine Idee kam, trotzdem konnte die darüber lachen und vielleicht war sie sogar etwas stolz auf mich, weil ich eben nicht den einfachsten und leichtesten Weg gegangen bin in einer Schule, die Normen und Regelkonformität wünschte.
Music was my first love and it will be my last
Music of the future and music of the past. (John Miles, 1976) Im nächsten Teil meiner Geschichte und Erinnerungen widme ich mich der Musik. Musik war ein ständiger Begleiter in meinem bisherigen Leben, vor allem geprägt durch meinen Vater, der mit eine Bandbreite von Boney M, Abba, Beatles, Stones, Black Sabbath, James Last und Ernst Mosch alle Musikrichtungen abdeckte. Mit seiner Musikleidenschaft und den fast jährlich wechselnden Roland, Hammond und Techniccs Orgeln war Musik einfach immerwährend in unserem Haushalt vorhanden.
Auch die Mitgliedschaft beim Buchklub Donauland unterstützte die Musikleidenschaft im Haushalt Biegenzahn und so begründete sich darin die erste CD Sammlung von ein paar 100 CDs (Ende der 1980er). Mein Vater war immer der Meinung, dass ich musikalisch bin, da ich als Baby im Laufstall zu Paloma Blanca (George Baker Selection, 1976) im Rhythmus mitgetanzt habe. So habe ich auch ab der Volksschulzeit jeglicher Musikinstrument ausprobiert – Klavier, Gitarre, Melodika, Schlagzeug, … – und bin kläglichst gescheitert, da ich einfach zu faul war, um Noten zu lernen. Erst im Gesang fand ich meine Berufung und so durfte ich in einigen Schulrollen und Schulkonzerten musikalisch brillieren.
Aber viel spannender waren die Zeiten und Begnungen, wo Musik einfach einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, dass wenn wir heute ein Lied hören, Bilder wieder zum Leben erweckt werden, Gefühle abrupt vor einem stehen, Gerüche und Geschmäcker einfach da sind.
1988 wir hatten in der Unterstufe eine richtige Disco, mit Schwarzlicht, Discokugel und Musikanlage, regelmässigen Besuchen in der Mittagspause oder während des Nachmittagsunterrichts. Dieser Raum war sensationell und hat so viele gebrochene Herzen und Zehen gesehen. Exaltiertes Tänzen war in den 1980er ein vogue und auch wir hatten unsere Samantha Foxes, einerseits Susanne, die zumindest die Frisur von ihr hatte und Tanja ihre körperliche Entwicklung und beide hatten ihre Tanzbewegungen perfekt drauf, besonders beliebt war bei den Burschen der Klasse „Touch me“.
In dieser Discothek hatte ich fast eine „Wir-gehen-jetzt-miteinander“ Beziehung. Zu Richard Sandersons „Reality“ führten Michael und ich tiefschürfende Gespräche zum Thema „blöde Tussis und Angeber-Bubis“ und als ich die Frage stellte, mit wem er den aus der Klasse gehen würde, kam die Antwort mit der Tanja und mit mir. Auf seine Gegenfrage antwortete ich mit Martin und mit ihm (wenn er zwei Namen nennen konnte, durfte ich das auch). Faktum war und ist, dass wir aus der Disco rausgingen und nix war. Für einen kurzen Moment haben wir unser Herz geöffnet. Das Schöne war, dass wir uns trotzdem bis zum Schulende sehr gut verstanden.