Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass man sich darüber freuen kann, wenn das eigene Kind „anders“ ist, und weiß ich wie oft schon gehört, dass ich mich darüber freuen kann, dass dem Kind seine „Austicker“ in ihrer gesamten Kraft „nur“ bei mir erfolgen.
Rein logisch gesehen und rational gedacht, kann ich diesen Aussagen natürlich zustimmen, und trotzdem bin ich eben nun einmal mehr als nur der pure Verstand. Dann bin ich einfach traurig und wütend zu gleich, fühle mich hoffnungslos und sehe nur die Schritte retour und nicht das, was wir schon erreicht haben. Und ich sage ganz bewußt wir, natürlich ist es das Kind, dass lernt und sich bemüht und sich durch unsere gesellschaftlichen Normen kämpft. Aber es sind wir Eltern, die es begleiten, ihm diese bedingungslose Liebe geben, damit Kind eben Kind sein kann.
Diese Kraft aufzubringen, um immer wieder den nächsten Schritt zu gehen, oder neue Schritte zu überlegen, weil es nun einmal so ist, dass Gesetzmäßigkeiten nicht linear verlaufen müssen. Gestern war so ein Schritt zurück und das nur, weil mein Junior sich nicht die Nägel schneiden lassen wollte. Sonntags ist immer ein schlechter Moment und das wissen wir, aber da er erstmals auf ein Pfadfinderlager gefahren ist, wollte er nicht davor dieses unangenehme Gefühl von kurzen Nägeln spüren. Somit war alles anders, anders in seinen Abläufen, anders in seinem Rahmen.
In vielen Ratgebern findet man, dass es nicht sinnvoll ist, die Eskalation nochmals zu besprechen. Das stimmt in unserem Fall definitiv nicht. Es geht auch nicht darum, etwas aufzuwärmen oder Schuldzuweisungen zu zu schieben, sondern vielmehr darum logische Schlussfolgerungen zu finden, um aus diesen zu lernen, und zwar beidseitig.