#351: My home is my Castle

Ich habe von einigen gehört, dass sie die Zeit gerade dazu nutzen, um auszusortieren, zu putzen, es sich gemütlich zu machen. Wir erleben eine neue Biedermeierzeit und zwar auf vielen Ebenen.

Letztens erst wieder habe ich einen kritischen Blick durch mein Wohnzimmer streifen lassen, um einerseits in tiefste Verzweiflung zu verfallen und andererseits mich selbst zu bemitleiden, warum ich nicht ein Pinterest/Instagram Wohnzimmer haben kann, wo Decken schön gefaltet sind, um ordentlich auf dem bröselfreien Ohrensessel (leider hat mein Wohnzimmersessel keine Ohren, aber ich hätte halt so gerne einen gehabt) zu liegen, natürlich farblich abgestimmt. Der Wohnzimmertisch poliert und frei von jeglichem Unrat. Generell läge nichts Unnötiges im Wohnzimmer herum.

Wie man unschwer am Wort „läge“ erkennen kann, bin ich meilenweit von diesem Umstand entfert. Schulsachen, Gläser – ich wußte nicht, dass man so viele Gläser von leer bis halbvoll herumstehen lassen kann – Stifte und Kinder tummeln sich ständig in diesen vier Wänden. Mit den Kindern kommen auch die Dinge, die sie ständig vergessen, verlieren und weglegen. Dinge sind alles, was in 2 Hände, 2 Arme und Hosentaschen passen und das kann wirklich viel sein.

So hat die Prinzessin zwar kurze Haare, aber die letzten Tage finde ich ständig Spangerln, die am Boden, zwischen den Sesseln, am Tisch oder am Kasterl liegen. Weder Schreien, Nachtragen, Wegräumen oder gut Zureden meinerseits hat die Situation verbessert oder geändert. So liegt seit Tagen oder Wochen und schlimmstenfalls Monaten die Bluetooth Box im Wohnzimmer und hat wahrscheinlich nur wegen der Erosion der Staubanhäufung ihre Position verändert.

Letzten Freitag habe ich dann kurz einen Koller bekommen den Sohn im Arbeitszimmer Platz geschaffen, damit er alle seine Schulsachen geordnet und aufgeräumt dorthin platziert. Und man sehe und staune, heute Montag haben „nur“ die Biologiebücher ihren Weg ins Wohnzimmer gefunden, neben 2 Linealen und einem Spitzer.

Mein Plan für diese Woche ist, dass ich den Lautsprecher aktiviere und Disko im Vorgarten machen, lauthals mitsinge mit einem Glas in der Hand. Ich verordne mir außerdem selektives Sehen und ignoriere Pinterest und Instagram. Zumindest bis zum nächsten Koller.

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