Heute hat meine Tochter vermeldet, dass es eh ganz klar ist, dass der Opa Wiener ist, weil er so temperamentvoll ist. Ich musste länger darüber nachdenken, wie sie den Wiener – vor allem meinen Papa – als temperamentvoll sehen kann, grantig, morbide, nihilistisch, sarkastisch, ironisch, mürrisch wären zumindest ein paar passende Adjektive, die mir einfallen würden, aber temperamentvoll?
Aber meine Prinzessin wäre nicht meine Prinzessin, wenn sie es mir nicht erklären würde. Der Opa kann sich wahnsinnig aufregen und dann redet er sich in einen „Strudel“ (aufpudeln könnte man auch dazu sagen), wird auch durchaus laut. Hat für Gegenargumente weder ein Ohr noch Verständnis. Also hat sie nicht ganz unrecht, man muss das Wort Temperament nur anders definieren.
Und schlussendlich liebe ich meinen Papa, der durch seine „ich-finde-für-alles-Gegenargumente“ und „ich-rede-dir-den-Sommer-schlecht“ Art mich immer wieder herausgefordert hat. Es blieb mir einfach nichts anderes über, als ständig dagegen zu reden. Und somit mich zum Denken animiert hat, nichts so einfach hinzunehmen, wie es vielleicht erscheint.
Mein Papa ist wie er ist und ganz gleich, wie er von anderen betrachtet wird, ob temperamentvoll, mürrisch oder mit einem Hang zum Nihilismus. Qualtinger hat es mit dem Nihilismus schon richtig ausgedrückt: „Ich hab zwar keine Ahnung wo ich hinfahre, dafür bin ich schneller dort.“